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Unsere Versuchstiere

Gute Wissenschaft und gute Tierhaltung gehen Hand in Hand

Alle Wissenschaftler*innen und Tierhausbeschäftigten am Max Delbrück Center sind dem Tierwohl, den Tierschutzgesetzen und den ethischen Standards des 3R-Prinzips verpflichtet.

Für gute präklinische Wissenschaft ist gute Tierhaltung eine Grundvoraussetzung. Denn wenn Tiere leiden oder gestresst sind und in unter solchen Bedingungen in Versuchen eingesetzt werden, kann das die Ergebnisse verfälschen, sie sind nicht mehr „valide“. So geht beispielsweise Stress mit einer erhöhten Ausschüttung bestimmter Hormone einher, was sich auf den Blutdruck und den Stoffwechsel der Tiere auswirken kann.

Die Tierschutzbeauftragten und erfahrene Tierpfleger*innen erkennen sofort, ob es zum Beispiel den Mäusen gut geht. Regelmäßig prüfen sie die transparenten Käfige. Eine Trinkflasche hängt von oben herab, ein rotes Häuschen in einer Käfigecke bietet Raum zum Verstecken. Haben sie ein  schönes geschlossenes Nest aus Hanf gebaut? Das wäre ein Zeichen für Wohlbefinden.

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Die wichtigsten Fragen und Antworten

Welche Tierarten werden am Max Delbrück Center für Tierversuche eingesetzt?

Am Max Delbrück Center arbeiten die Wissenschaftler*innen hauptsächlich mit Mäusen und Ratten, Zebrafischen und Nacktmullen. Und mit anderen Organismen wie Fruchtfliegen oder Platt- und Fadenwürmern, die nicht zu den Wirbeltieren zählen und daher nicht als Tierversuch gelten.

Das Max Delbrück Center züchtet und hält hauptsächlich Mäuse, außerdem Ratten, Zebrafische und Nacktmulle. Darüber hinaus werden wenige Kaninchen gehalten, um Antikörper zu gewinnen. Für die Ausbildung von Tierpfleger*innen leben bei uns außerdem sehr wenige Meerschweinchen, Hamster und Kaninchen.

Gentechnisch veränderte Mäuse dienen am Max Delbrück Center beispielsweise als Modell für die Alzheimer-Krankheit oder für die Entstehung von Tumoren. Ratten werden vor allem für die Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Zebrafische als Modell für häufige Entwicklungsstörungen des Herzens eingesetzt. Die wesentlich aufwändiger zu haltenden Nacktmulle helfen am Max Delbrück Center vor allem dabei, die Schmerzentstehung zu erforschen.

Forschende am Max Delbrück Center interessieren sich auch für besondere biologische Fähigkeiten von Tieren, die dem Menschen fehlen, und versuchen diese zu verstehen und daraus zu lernen: Menschen mit einem Schlaganfall zum Beispiel erleiden meist bleibende Schäden durch den damit verbundenen Sauerstoffentzug. Nacktmulle hingegen können lange ohne Sauerstoff auskommen, ohne Schaden daran zu nehmen. Und Zebrafische können ihre Herzen selbst reparieren, was auch für am Herzen erkrankte Menschen hilfreich wäre.

Wie werden die Tiere gehalten?

Zum Max Delbrück Center gehören drei Häuser für Tierhaltung und präklinische Forschung, in denen die Versuchstiere leben. Die Tiere werden von sechs Tierschutzbeauftragten und circa hundert Beschäftigten in der Tierhaltung betreut.

Zum Max Delbrück Center gehören drei Tierhäuser, in denen etwa 55.000 Mäuse und 2.500 Ratten gehalten werden. Mäuse sind gesellige Tiere, deshalb werden sie in Gruppen gehalten. In den insgesamt ca. 17.400 Mauskäfigen leben im Durchschnitt drei, maximal sechs erwachsene Tiere; die Größe der Gruppe hängt vom Gewicht der Tiere ab. Die am Max Delbrück Center am häufigsten eingesetzten Mauskäfige sind ca. 37 x 16 cm große Plexiglas-Boxen mit Einstreu, Nist- und Spielmaterialien. Die Ratten leben in gleichermaßen ausgestatteten, aber deutlich größeren Boxen mit höheren Wänden. Es gibt etwas mehr als 1.000 Rattenkäfige.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Tierhäusern reinigen die Käfige wöchentlich, sorgen täglich für ausreichend Wasser und Futter und überprüfen täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen, den gesundheitlichen Zustand der Tiere. Unter diesen Haltungsbedingungen kann eine Maus bis zu drei Jahre alt werden, in freier Wildbahn beträgt die Lebenserwartung rund sechs Monate.

Sechs hauptamtliche Veterinär*innen, die Tierschutzbeauftragten, betreuen alle Versuchstiere am Max Delbrück Center gesundheitlich und überwachen die korrekte Durchführung aller tierexperimentellen Arbeiten im Sinne des Tierschutzes.

In den Räumen, in denen die Käfige stehen, sind Temperatur, Luftfeuchtigkeit und der Hell- /Dunkelrhythmus das ganze Jahr über konstant. Die Käfige sind so belüftet, dass die Tiere nicht mit Krankheitserregern in Kontakt kommen. Das heißt, in ihnen zirkuliert gefilterte Luft, und das Belüftungssystem ist nach außen hin abgeschlossen. Auch Futter, Einstreu, Wasser – alles was zur Versorgung der Tiere nötig ist – wird sterilisiert, bevor es in die Tierhaltungsbereiche gelangt. Alle Personen, die die Tierhaltung betreten, müssen sterile Kleidung tragen. Sämtliche Eingriffe, die an den Tieren vorgenommen werden, wie Blutentnahme, Ultraschalluntersuchungen oder eine Injektion, werden unter Laborbedingungen durchgeführt. Diese sogenannte „Barrieretierhaltung“ erfordert eine hoch technisierte Raumausstattung und eine aufwändige Haustechnik. Die Tierhäuser werden laufend an modernste Standards angepasst, das gilt sowohl für die technische Ausstattung wie für die hygienischen Bedingungen und die Schulungen von Tierpfleger*innen und Wissenschaftler*innen, die darin arbeiten.

Tierhaltung und Pflege der Tiere, beispielsweise Größe und Ausgestaltung der Käfige, Anzahl der Tiere in einem Käfig, sind in der Richtlinie 2010/63/EU geregelt. Die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften wird am Max Delbrück Center ständig durch die sechs Tierschutzbeauftragten überwacht. Die Tierhaltung wird außerdem mehrmals im Jahr von der zuständigen Behörde, dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), kontrolliert.

Welche Art von Eingriffen werden am Max Delbrück Center an Versuchstieren vorgenommen?

 

Die Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erfasst nicht nur die Zahl der Tiere, auch die Belastung für die Tiere wird erhoben. Erfasst werden sämtliche Eingriffe, die in diesem Zeitraum an Tieren durchgeführt wurden. Demnach waren am Max Delbrück Center im Jahr 2018 knapp die Hälfte aller Versuche mit geringen Belastungen für die Tiere verbunden (48,4 Prozent) – ihnen wurde Blut abgenommen oder sie wurden im Magnetresonanztomographen (MRT) untersucht. Gut 40 Prozent der Tiere wurden im Laufe des Jahres 2018 getötet, um Gewebeproben oder ganze Organe zu entnehmen, zum Beispiel um Gewebekulturen anzulegen. In jedem zehnten Versuch waren die Tiere einer mittleren Belastung ausgesetzt. In diese Kategorie fallen Eingriffe wie die operative Implantierung eines Sensors in den Brustkorb einer Maus, um kontinuierlich die Herzfrequenz messen zu können. Als schwere Belastungen gelten operative Eingriffe, die Tiere gezielt krank machen, etwa wenn das Herz operiert wird, um dessen Funktion einzuschränken. Versuche an 348 Tieren (0,7 Prozent) waren 2018 am Max Delbrück Center als schwer belastend eingestuft.

Woran erkennt man, ob Versuchstiere leiden?

Ein mögliches Leiden zeigt sich je nach Tierart sehr unterschiedlich. Manche Tiere verändern ihre Mimik oder sie bewegen sich weniger, sie verlieren Gewicht oder ändern ihr Sozialverhalten.

Das Leiden zeigt sich je nach Tierart sehr unterschiedlich. Mäuse legen genauso wie Katzen ihre Schnurrhaare an und ihre Mimik verändert sich auf charakteristische Art und Weise. Außerdem bewegen sie sich weniger. Nacktmulle verlieren Gewicht, sie separieren sich, und ihre sensible Haut wird trocken. Wer diese Anzeichen richtig deuten will, muss das trainieren. Daher lernen Wissenschaftler*innen, die tierexperimentell arbeiten wollen, im verpflichtenden Lab Animal Science Kurs (20 Stunden Praxis, 20 Stunden Theorie), Schmerz und Leiden bei den Tieren zu erkennen. Darüber hinaus bieten die Tierschutzbeauftragten am Max Delbrück Center regelmäßig Fortbildungen zur Unterscheidung von Schmerz- und Normalzuständen bei Tieren an.

Die Tierpfleger*innen überwachen täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen, den Gesundheitszustand und das Befinden der Tiere. Die Tierschutzbeauftragten, die Veterinär*innen, unterstützen sie dabei. Sie überwachen auch, dass alle tierexperimentellen Arbeiten im Sinne des Tierschutzes durchgeführt werden.

Das Max Delbrück Center unterstützt die Basler Deklaration

Alle Unterzeichner der im November 2010 verabschiedeten „Basler Deklaration zur tierexperimentellen Forschung“ verpflichten sich zur Einhaltung ethischer Standards sowie zu mehr Transparenz und Kommunikation im Umgang mit Tierversuchen. Das Max Delbrück Center unterzeichnete die Deklaration im Jahr 2012.

Website der Basler Deklaration

Das Max Delbrück Center unterstützt die Europäische Direktive zum Schutz von Labortieren

Im November 2010 trat die Europäische Direktive 2010/63/EU zum Schutz von Tieren, die für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt werden, in Kraft. Das Max Delbrück Center unterstützt diese Direktive, denn sie verbessert Standards zum Schutz des Tierwohls europaweit. Sie verpflichtet die Forschenden, Tierversuche so weit wie möglich durch andere Methoden zu ersetzen, die Zahl der Versuchstiere zu reduzieren und die Versuche zu verbessern. „Verbessern“ heißt zum Beispiel, Methoden zu wählen, die das Tier weniger belasten und damit das Leiden verringern. Die Direktive legt Mindeststandards für Haltung und Pflege von Versuchstieren fest, verlangt regelmäßige Inspektionen und verpflichtet dazu, allgemeinverständliche Versuchsbeschreibungen zu veröffentlichen.

Im März 2015 veröffentlichte das Max Delbrück Center gemeinsam mit zahlreichen europäischen Forschungseinrichtungen einen Aufruf, die Direktive zu unterstützen. Das Statement finden Sie unter folgendem Link: Erklärung zur Unterstützung der Direktive 2010/63/10.