Francesca Spagnoli: Ideen statt Konsortien
Inwiefern hat Ihnen der ERC-Grant beim Karrierestart geholfen?
Bevor es den ERC gab, war man auf nationale Förderung, wie z.B. von der DFG, oder internationale Förderprogramme, wie das FP7 der Europäischen Union, angewiesen. Dabei musste man einem großen Konsortium angehören. Für jemanden, der gerade ein neues Labor gründet, ist es aber sehr schwierig, einem Konsortium anzugehören oder selbst eines zu initiieren. Wer ganz am Anfang steht, ist noch relativ unbekannt, hat das eigene Netzwerk noch nicht aufgespannt und hat zu wenig Zeit. Ich habe jetzt erst, fast acht Jahre nach meinem ERC-Grant, ein Konsortium gegründet. Das ist unglaublich zeitaufwändig und einfach unmöglich am Anfang einer Karriere.
Was hat Ihnen an der ERC-Förderung gefallen?
Mir persönlich gefällt besonders, dass innovative Ideen gefördert werden. Für die Bewerbung sind nicht viele vorläufige Ergebnisse nötig. Das ist richtig toll, denn als junge Wissenschaftlerin, die gerade ein Labor gründet, hat man die häufig nicht. Noch dazu ist das Labor für ganze fünf Jahre finanziert. Man muss nicht ständig im Voraus Anträge schreiben und kleine Förderungen ansammeln.
Eine ERC-Bewerbung ist auch sehr übersichtlich und der administrative Aufwand ist gering. Man beschäftigt sich 80-90% mit Wissenschaft. Andere Förderprogramme sind da viel komplizierter. Und für finanziell weniger gut ausgestattete Institutionen oder ärmere Länder, wie Portugal oder Griechenland, ist der Grant eine Möglichkeit, gutes Personal anzuwerben.
Was hat Sie zur Bewerbung veranlasst?
Als ich mich beworben hatte, war ich schon am MDC mit einer Helmholtz-Stipendium und einer Nachwuchsgruppe. Ich hatte gesehen – da war ich noch in den USA – wie Freunde sich erfolgreich für den ERC-Grant beworben hatten. Als ich die Förderung bekam, war das ein großer Erfolg: Der Grant hat mein Budget verdoppelt und verlieh mir eine Menge Freiheit.
Interview: Martin Ballaschk
Hintergrund: Die Forschung von Dr. Francesca Spagnoli wird durch einen ERC Starting Grant und einen ERC Proof of Concept Grant gefördert. Ihre Gruppe "Molekulare und zelluläre Grundlagen der embryonalen Entwicklung” am MDC hat ihren Schwerpunkt in der Entwicklungsbiologie.