Maßgeschneiderte Proteine
„Ihr macht ja Proteine, könnt ihr nicht mal ...“ - diese einleitenden Worte gehören für Dr. Anja Schütz zum Alltag. Seit Mai 2018 leitet sie die MDC-Plattform „Protein Production and Characterization“ und muss nicht lange überlegen, was sie an ihrer neuen Aufgabe reizt: „Die Vielfalt!“, sagt sie. „Wir haben im Laufe der Zeit bereits mit 45 Forschungsgruppen zusammengearbeitet, daraus ergibt sich eine ungeheure thematische Breite.“
2004 hat die Biochemikerin an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale) promoviert und wechselte anschließend ans Structural Genomics Consortium in Toronto, wo sie krankheitsbezogene Proteine analysierte. Zurück in der Heimat hat sie in der MDC-Forschungsgruppe von Udo Heinemann ab 2007 die von der Helmholtz-Gemeinschaft geförderte „Protein Sample Production Facility“ aufgebaut. Der Service, der zuletzt die gesamte Strukturbiologie-Pipeline vom Design und der Klonierung geeigneter Konstrukte über die Herstellung und biophysikalische Charakterisierung von Proteinen bis zur Strukturbestimmung umfasste, sprach sich herum. Immer wieder kamen Kooperationen mit Forschungsgruppen am MDC und in Berlin zustande, die diese Expertise nutzen wollten. Als im Herbst 2017 eine Umfrage unter anderem den Bedarf nach einer eigenständigen Technologieplattform für die Proteinproduktion ermittelte, war das Votum der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am MDC klar: Natürlich brauchen wir das! Und zwar nicht nur für strukturbiologische Zwecke!
Udo Heinemann unterstützte die Etablierung der Plattform
Das Portfolio, das Anja Schütz und ihre beiden TAs nun im Timoféeff-Ressovsky-Haus anbieten, ist dementsprechend vielseitig und auf die Wünsche am MDC abgestimmt. „Unser Schwerpunkt sind maßgeschneiderte Proteine“, sagt Schütz. Sie und ihre Kolleginnen stellen nicht nur Tool-Proteine wie Proteasen, Polymerasen oder Cas9 für die Genomeditierung her, sie produzieren auch Eiweiße für Interaktions-, Struktur- und Wirkstoffforschungsstudien, sowie bestimmte Antigene für die Immunisierung. „Wir haben gerade unseren ersten Antikörper produziert. Das ist für uns ein neues Feld“, sagt Schütz. Sie nimmt gern neue Herausforderungen an. Schließlich bieten sie die Möglichkeit, die Plattform ständig weiter zu entwickeln. Gemeinsam mit anderen Plattformen will sie die Technologieentwicklung vorantreiben und – langfristig – eine zentrale Sammlung für Vektoren, Antikörper und Zelllinien anlegen. Dass sie und ihre Kolleginnen bereits im Frühjahr 2017 neue Projekte außerhalb der Strukturbiologie verfolgen durften, war nicht selbstverständlich. Doch ihr ehemaliger Chef, Udo Heinemann, unterstützte die Etablierung der Plattform. „Das rechne ich ihm hoch an“, sagt Anja Schütz. So verlief der Übergang der Plattform von der AG Heinemann zur Eigenständigkeit nahtlos. Ebenso dankbar ist sie ihren engagierten TAs Janett Tischer und Tracy Dornblut. „Die Vielfalt der Methoden, die beide TAs beherrschen, ist etwas Besonderes“, sagt Anja Schütz. „Und jetzt freuen wir uns auf alles Neue, was auf uns zukommt.“