Herbstbäume auf dem Campus

„Nachhaltigkeit kann niemand allein erreichen“

Seit Juli 2020 gibt es am MDC erstmals einen Koordinator für Nachhaltigkeit, Dr. Michael Hinz. Im Interview für „Wir am MDC“ schildert er seine Vision eines nachhaltigen MDC und eines nachhaltigen Campus.

Herr Hinz, in der Vergangenheit wurden bereits einige Konzepte zum Klimaschutz am MDC verwirklicht. Warum gibt es jetzt einen Koordinator für Nachhaltigkeit am MDC?

Um die Dinge ins Rollen zu bringen, benötige ich die Unterstützung der Kolleginnen oder Kollegen aus den verschiedensten Fachabteilungen.
Dr. Michael Hinz
Dr. Michael Hinz Koordinator für Nachhaltigkeit

Der MDC-Vorstand bekennt sich zu einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene und folgt damit den Ergebnissen aus dem Verbundprojekt Nachhaltigkeitsmanagement in außeruniversitären Forschungseinrichtungen (LeNa). Im Rahmen von LeNa entwickelten die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft und die Leibniz-Gemeinschaft Vorschläge, wie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen durch ihre Arbeit zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. Die im LeNa-Projekt identifizierten Nachhaltigkeitsdimensionen und ihre konkreten Aktionsfelder (Organisationsführung, Forschung, Personal, Gebäude und Infrastruktur sowie Unterstützende Prozesse) wird das MDC nun in seinem Arbeitsalltag Schritt für Schritt umsetzen. Die Initiierung, Bündelung und das Monitoring all dieser Aktivitäten ist meine Aufgabe.

Welche neuen Pläne haben Sie und welche wollen Sie zuerst umsetzen?

Das Thema „Nachhaltige Entwicklung“ sollte von der Mobilität über Gebäude und Infrastruktur bis zum Einkauf, der Personalentwicklung oder der Unternehmenskultur und insbesondere dem Forschungsprozess immer berücksichtigt werden. Das ist viel! Ganz konkret möchte ich beispielsweise in einem ersten Schritt, dass wir bei den Flugreisen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den CO₂-Ausstoß kompensieren, indem wir eine Ausgleichszahlung veranlassen. Etwa ein Zehntel des Flugpreises soll an externe Dienstleister gehen, die mit dem Geld Klimaschutzprojekte unterstützen. Das MDC hat bereits die Genehmigung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erhalten und benötigt jetzt nur noch die Zustimmung des Berliner Senats.

Welche anderen Ideen würden Sie langfristig gerne einbringen, um die Nachhaltigkeit des MDC zu stärken?

Ich sehe viele Ansatzpunkte. Einige Kollegen*innen reisen dienstlich bereits freiwillig bei Strecken unter 1.000 Kilometern mit der Bahn und nicht mit dem Flugzeug. Das sollten wir zur Vorgabe machen und auch nach der Corona-Pandemie Onlinekonferenzen als wichtige Option berücksichtigen. Anstatt täglich Verbrauchsmaterialien zu bestellen, könnte man Lieferwege vermeiden, indem man Bestellungen bündelt. Wir könnten zum Beispiel Drucker zentral und nicht, wie momentan üblich, in jedem Büro aufstellen – und Laptops über Dockingstationen auch stationär betreiben.

Das Thema hat am MDC eine lange Tradition. Wo hat sich das Zentrum in der Vergangenheit für mehr Nachhaltigkeit eingesetzt?

Das MDC befindet sich auf dem Campus Berlin-Buch im Berliner Norden.

Vor einigen Jahren hat die Initiative „Green MDCampus“ mehrere Kampagnen zum Thema Nachhaltigkeit durchgeführt. Danach haben wir sukzessive auf energieschonendere Gefrierschränke für biologische Proben umgestellt. Die Energiezentrale Süd wurde bereits saniert und mit einer hocheffizienten Anlage zur Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung ausgestattet. Auf zwei Gebäuden am Standort Buch ist Photovoltaik verbaut. Durch diese Maßnahmen produzieren wir ein Drittel unseres eigenen Strombedarfs und sparen zirka 1,5 Millionen Euro Energiekosten. Auch im Einkauf ist das Thema Nachhaltigkeit fest verankert: Eine eigens gegründete Gruppe achtet dort auf ökologische und soziale Kriterien. Gerade erkundigt sie sich beispielsweise nach recycelbaren Gummihandschuhen, Pipettenspitzen und Reaktionsgefäßen aus Bioplastik.

Wie beurteilen Sie gegenwärtig die Umweltbilanz des MDC?

Im Moment können wir solche Bilanzen noch nicht erstellen. Dazu brauchen wir beispielsweise eine bessere Software zur Reisekostenabrechnung, die die CO₂-Emissionen und Energieverbräuche ausweist. Solche Anschaffungen sind unmittelbar geplant. Erst wenn wir den Istzustand kennen, können wir sagen, wo wir besser werden können.

Wie stehen Ihre Kolleginnen und Kollegen am MDC zum Thema Nachhaltigkeit?

Nachdem ich mich und meine Pläne im August in einer E-Mail vorgestellt habe, sind viele Anregungen eingegangen. Grundsätzlich gibt es eine große Offenheit für das Thema. Natürlich muss ich auch manchmal Überzeugungsarbeit leisten. Um die Dinge ins Rollen zu bringen, benötige ich die Unterstützung der Kolleginnen oder Kollegen aus den verschiedensten Fachabteilungen. Nachhaltigkeit kann niemand allein erreichen, nur alle zusammen.

Wo ist Teamarbeit besonders gefragt?

In einem neuen Pilotprojekt prüfen wir, ob wir die Luftwechselrate in den Laboren reduzieren können. Hier arbeiten Wissenschaftler*innen in enger Abstimmung mit den Arbeitsschutzexpert*innen und dem Gebäudemanagement gemeinsam an einem Konzept. In einem Gebäude auf dem Campus Buch haben wir die Raten nachts bereits auf den Faktor zwei gesenkt. Das spart 25 Prozent der Energiekosten. Hier liegt also ein erhebliches Potenzial für den Klimaschutz.

In Zukunft soll es die Position des Energiemanagers am MDC geben, sodass Sie einen unmittelbaren Mitstreiter an Ihrer Seite haben werden.

Ja. Nachhaltige Entwicklung kann man nur vernetzt denken. Deshalb möchte ich auch einen Arbeitskreis mit verschiedenen Expertinnen und Experten aus den administrativen Bereichen und mit Wissenschaftler*innen gründen, um gemeinsam Ideen zu entwerfen und umzusetzen. Es ist sehr hilfreich, dass der Vorstand sich zu einer nachhaltigen Entwicklung bekennt. Gemeinsam wollen wir das MDC nachhaltiger und besser machen.

Die Fragen stellte Susanne Donner.

Weiterführende Informationen

Green Campus

Virtuell netzwerken und dabei das Klima schonen