LabHive Sketch

Projekt bringt freiwillige Helfer ins Labor

LabHive ist eines von 1.500 Projekten, das seinen Anfang auf dem #WirVsVirus-Hackathon der Bundesregierung fand. Teamleiter Dr. Tobias Opialla vom MDC stellt die neue Online-Plattform vor, die Laborkapazitäten bündeln soll, um mehr SARS-CoV-2-Tests zu ermöglichen.

Worum geht es bei LabHive?

Dr. Tobias Opialla arbeitet am MDC in der "Proteomics and Metabolomics Platform" von Dr. Stefan Kempa am BIMSB.

Im Moment gibt es viele Wissenschaftler*innen, die gar nicht oder nur eingeschränkt im Labor arbeiten können. Genauso stehen in diesen Laboren Geräte herum, die zurzeit nicht gebraucht werden. Wir dachten uns: Das kann nicht sein. Auf LabHive können sich qualifizierte Freiwillige und Labore kostenlos registrieren und Ressourcen zur Verfügung stellen – sei es ihre Arbeitskraft, Erfahrungen mit PCR oder Datenauswertungen, Geräte und Reagenzien. Die Diagnostiklabore können Hilfsangebote nach Filterkriterien und innerhalb ihres Postleitzahlenbereichs suchen. Wir wissen, dass die Diagnostiklabore noch immer nah am Limit arbeiten und, dass es weiterhin Unterstützungs- und Beratungsbedarf gibt, obwohl sich Diagnostikkapazitäten mittlerweile verbessert haben. Bundesweit gibt es beispielsweise keine einheitlichen Protokolle für die PCR-Tests. Jetzt wollen wir Ressourcen und Bedarfe kanalisieren.

Wie kam die Idee für dieses Projekt zustande?

Vor einigen Wochen gab es einen Aufruf von LaborBerlin – das ist das größte Diagnostiklabor für die Berliner Krankenhäuser, dass man sich als Laborfachkraft bewerben möge. Innerhalb weniger Stunden haben sich mehrere Hundert Freiwillige gemeldet. Die Diagnostiklabore, die nach Hilfe rufen, wurden von einer Welle von Zuschriften überrollt. Hunderte E-Mails individuell zu beantworten, schaffen die Labore einfach nicht. Und für die Freiwilligen ist es nicht schön, wenn sie keine Antworten bekommen. Ich habe mich gefragt, ob man diese Anfragen und Gesuche möglicherweise über eine Plattform bearbeiten kann und mich für den Hackathon der Bundesregierung #WirvsVirus angemeldet. Dort war ich einer von mehr als 28.000 Freiwilligen, die gemeinsam nach Lösungen suchten, die uns in dieser Krise weiterhelfen. So habe ich viele andere Leute getroffen, die ebenfalls die Idee hatten, Freiwilligen-Kapazitäten zu bündeln. Wir hatten 48 Stunden Zeit ein Konzept auszuarbeiten. Unter 1500 eingereichten Lösungen hat sich unser Team dann für das Enabler Programm qualifiziert. Dieses Programm fördert nun die Umsetzung von 130 Open-Source Projekten, die auf dem Hackathon entstanden sind. Mittlerweile haben wir auch Fördermittel vom BMBF eingeworben.

Wie ist es möglich, ein solches Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen – und das während einer weltweiten gesundheitlichen Krise?

Ein interdisziplinäres Team koordiniert mit der digitalen Plattform LabHive Testkapazitäten für SARS-CoV-2.

Jetzt sind wir nun in der fünften Woche nach dem Hackathon, der Ende März stattfand. Alle machen das neben ihrem normalen Job. Wir haben das Glück, dass wir viele Profis dabeihaben – aktuell sind wir 15 Leute aus unterschiedlichen Unternehmen und Instituten aus ganz Deutschland. Da ist zum Beispiel eine Doktorandin, die sich mit virologischen Fragestellungen auskennt, eine biotechnologische Assistentin, die um die Bedarfe der Diagnostiklabore weiß. Wir haben auch Leute aus den Bereichen Datenschutz-Recht und IT-Sicherheit dabei. Ein IT-Sicherheitskonzept auszuarbeiten, dauert normalerweise Wochen. Als unser Partner, die Björn Steiger Stiftung, kürzlich danach fragte, hatten wir es innerhalb von 24 Stunden fertig. Ein Hackathon-Projekt, das von Anfang an hohe Sicherheitsstandards erfüllt, ist selten. Auch die Programmierteams und User Interface - und Grafik-Designer*innen im Team machen so etwas normalerweise hauptberuflich. Dadurch läuft alles sehr professionell ab, und wir arbeiten gut mit der Björn Steiger Stiftung zusammen, die LabHive nun eigenverantwortlich live schaltet.

Übrigens haben wir uns als Team nie persönlich getroffen oder auch nur gesehen, weil wir immer Gruppenanrufe und keine Videochats machen. Das funktioniert wahnsinnig gut. Man merkt nach wie vor, wie motiviert alle sind. Mitte April haben wir auch bei #EUvsVirus weitergemacht und bekommen sehr viel Zuspruch, auch aus dem Ausland. Es ist unglaublich schön zusammenzuarbeiten, weil wir das gemeinsame Ziel haben, etwas zum Überstehen dieser Krise beizutragen.

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