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Ich bin in den vergangenen 30 Jahren fünf Mal in Berlin umgezogen. Aktuell steht der nächste Umzug in eine Altbauwohnung in Pankow bevor. Ich habe mich bei den Umzügen oft gefragt, wer wohl schon alles vor mir in den Wohnungen gewohnt hat. Schön wäre es, wenn die Häuser erzählen könnten. Die Berlinerin Regina Scheer nimmt sich die künstlerische Freiheit und lässt in ihrem Roman „Gott wohnt im Wedding“ tatsächlich ein Haus erzählen. Es handelt sich um ein fiktives Mietshaus in der Utrechter Straße 10. Der Roman erstreckt sich über die letzten hundert Jahre wechselvoller deutscher Geschichte, indem er die Schicksale verschiedener Menschen aus mehreren Generationen miteinander verknüpft. Regina Scheer schreibt über verfolgte Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti, über jene, die sie damals versteckt haben, und über die Nachkommen der Überlebenden, die nach Berlin und in die Utrechter Straße zurückkehren. Der Roman gibt einen spannenden Einblick in die Geschichte des Wedding und erzählt die Geschichten seiner Protagonist*innen mit viel menschlicher Wärme. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und finde es nach wie vor eine schöne Vorstellung, wenn die Berliner Häuser aus der Gründerzeit ihre Geschichte erzählen könnten.
Regina Scheer: „Gott wohnt im Wedding“, Penguin Verlag