Holger Gerhardt im Cafe

„Wir wollen den Campus kommunikativer gestalten“

Kaffee nach 14 Uhr ist ein Muss – mit diesem dringenden Wunsch fingen die Planungen für ein neues Café auf dem Campus Berlin-Buch an. Einer, der von Anfang an bei dem Projekt dabei war, ist Professor Holger Gerhardt. Kurz nach der Eröffnung haben wir ihn dort getroffen.

Schmeckt der Kaffee?

Ja, ganz hervorragend. Es gibt auch die entsprechende Maschine. So ein Café zu eröffnen und dann ist der Kaffee nicht gut – das wäre ja sinnlos.

Warum ist ein neues Café so wichtig?

Wir wollen den Campus kommunikativer gestalten. Dafür brauchen wir einen zentralen Anlaufpunkt. Wir wollen einen Ort haben, wo die Leute sich wohlfühlen, wo sie verweilen und vielleicht auch am Laptop arbeiten. Wo sie sich zufällig treffen, sich austauschen und spontan neue Ideen entstehen. Wo man etwas beobachtet, das Interesse weckt und sich entscheidet: Da gehe ich mal hin! Darum geht es.

All das war bislang nicht so richtig vorhanden. Wir haben diese schönen Gebäude, die über das Gelände verstreut sind, aber jeder hat seine eigene Kaffeemaschine. Es wäre schon ein Erfolg, wenn man jetzt sagt: Komm, wir treffen uns im Café! Noch besser wäre, wenn alle sagen: Dieser Ort gehört uns und wir wollen ihn gestalten.

Natürlich gibt es auch ganz profane Bedürfnisse: Wo bekommt man auf dem Campus Berlin-Buch nach 14 Uhr zuverlässig etwas zu essen oder zu trinken? Wir sind ja nicht mitten in der Stadt, wo man mal schnell ums Eck etwas holen kann.

Wie ist der erste Eindruck?

Das Ganze hat erst einmal Pop-up-Charakter, es ist nicht bis in alle Feinheiten perfekt geplant. Mich begeistert total, dass hier nicht alles passt. Hier stehen ein paar alte Sofas, die wir schon hatten. Diese hölzernen Tischbänke, die wir von der Wiese kennen. Manche Tische hätte vielleicht ein Gastronom so nicht ausgesucht, weil sie wackeln könnten. In letzter Minute kamen noch Café-Arbeitsplätze dazu – es fehlt nur noch der Stromanschluss.

Ein paar Sachen waren wichtig: Wir mussten das Café ein bisschen aus dem großen Monolithen dieses Konferenzzentrums rauslösen. Die Decke musste optisch etwas herunter kommen. Es mussten Blickfänge geschaffen werden, Nischen entstehen. Mit den Pflanzen, den Schirmen und den Lichtern ist das gelungen. Das MDC.C ist als Ort eigentlich ideal: Er liegt zentral und ist für alle auf dem Campus gut erreichbar. Es ist hell, die Verbindung nach draußen ist ganz fluide.

Auf dem Weg zur Eröffnung haben wir mit unterschiedlichen Interessengruppen und Nutzer*innen des MDC.C gesprochen – und wir mussten Lösungen finden für bürokratische Regelungen. Das kann frustrierend sein, wenn man in kurzer Zeit etwas umsetzen will. Ausschreibungen zum Beispiel können ja Monate in Anspruch nehmen.

Und dann?

Irgendwann haben wir uns gefragt: Was wollen wir erreichen? Wir brauchen jetzt etwas – und nicht erst in drei Jahren, wenn wir vielleicht eine perfekte Lösung gefunden haben! Daraus ist dieses Pop-up entstanden. Das ist eine Variante, die mitwachsen kann. Die gelben Möbel kann man später nach draußen stellen. Auch die Sonnenschirme. Wenn wir hier langfristig eine andere Ausstattung wollen, ist das nicht verloren.

Und was für die eine perfekt ist, ist für den anderen vielleicht gar nicht perfekt. Das kann man schwer planen. Wichtig wird sein, dass die Leute partizipieren. Dass sie ihre Meinung einbringen und dass sie zu schätzen wissen, was hier entstanden ist. Das ist so ein Geist von: „Hauptsache, wir fangen an und wir reden miteinander.“ So kann man etwas schaffen.

Ein Punkt bei unserer neuen Strategie MDC2030 ist ja auch überschrieben mit „goal- and solution-oriented mindset“. Genau das kam hier zum Tragen und ich finde es super. Wir haben hier jetzt mal etwas gepflanzt. Jetzt müssen wir dem Pflänzchen erlauben, sich zu entwickeln und zu wachsen. Aber dafür müssen wir es auch am Leben erhalten und aktiv unterstützen. Wässern, wenn man so will.

Wie kann das gelingen?

Zum Beispiel mit regelmäßigen Veranstaltungen. Wir wollen den Bereich für geplante wissenschaftliche Diskussionen nutzen, vielleicht mal einen Science Slam oder auch die Chalk-Talk-Serie wieder starten – und zwar für alle sichtbar. Angebote, die die Verbindung aller Mitarbeitenden aus den verschiedensten Bereichen des Max Delbrück Center und darüber hinaus auch gern des gesamten Campus stärken. Im Grunde wollen wir eine neue Kultur etablieren. Ich bin überzeugt, dass das gelingen kann. Aber es braucht einen langen Atem.

Drei Wünsche für das Café?

Ich wünsche mir, dass es erfolgreich ist und neues Leben auf den Campus bringt. Dass es zu einem Saatkorn für positives Denken wird, für Veränderungswillen. Und ich wünsche mir, dass in den Gesprächen hier Ideen für spannende neue Wissenschaft entstehen.

Die Fragen stellte Jana Schlütter.

 

Weiterführende Informationen

Strategie MDC2030