Gerdi Sternberg
“Gelb”
Gerdi Sternberg beschäftigt sich intensiv mit dem Wechselspiel von Wesen und Abstraktion und erreicht so, daß “Die Bilderfläche, die sich dem Auge als endgültiger Zustand darbietet, ihre eigene Tiefe (hat)”. Eberhard Roters, 1993
Mitarbeiter und Besucher hatten bereits 1998 die Gelegenheit, Bilder und Zeichnungen von Gerdi Sternberg in der Ausstellung im Max-Delbrück-Haus kennen zu lernen. Nachdem das Werk schon lange als Leihgabe auf dem Campus war, konnte es letztendlich mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin erworben werden.
Eberhard Roters: Geleitwort des Kataloges “Gerdi Sternberg”
anläßlich der Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein 1993 (Auszüge)
“Gerdi Sternbergs Bilder (...) leben in ungewöhnlichem Maße allein aus sich oder, genauer gesagt, aus ihrer Farbgestalt. Noch genauer gefaßt: sie sind Farbgestalten. (...)
Im Tagebuch findet sich der Satz: “...dieser endlose Sturz in den Abgrund, bis zum Vereinzeltsein auf den Grund, auf dem ich stehen kann.” Das ist der Standort, von dem aus die Künstlerin operiert, und es ist wohl letztlich auch der Standort jedes Künstlers, der es mit sich und seiner Arbeit ernst meint. (...) Das gerade ist das Wesen der Kunst, daß sie die Innenwirklichkeit mit einbringt, denn auf den lebendigen und ungehinderten Fluß zwischen Innenwirklichkeit und Außenwirklichkeit kommt es an, damit evident wird, daß es sich hierbei nicht um zwei verschiedene Realitäten, sondern um die Versionen einer einzigen handelt. Nur so kann Kunst auf die Dauer etwas bewirken. (...)
In einer ihrer Aufzeichnungen sagt Gerdi Sternberg: “Innere und äußere Dimension sind von verschiedener Reichweite, haben verschiedene Richtungen, die sich an einem Ort treffen. Den Ort zu geben, darauf zielt die Wirkung der Bilder.” Damit ist das Problem so knapp wie präzise in Worte gefaßt. Besser läßt sich das nicht sagen. In einer anderen Notiz, in der sie sich Gedanken über den Zusammenhang zwischen dem Material der Kunst und dem geistigen Prinzip macht, zu dessen Träger das Material werden sollte, konstatiert sie: “Die Frage, ‘was ist Kunst, was ist ein Bild’ heißt auch, was ist Abstraktion. Abstraktion ist ein Zusammenhang, der durch die Materialien, aus denen der Bildgegenstand ist, aufscheinen kann. Diese Erscheinungsqualität hat mit der menschlichen Wahrnehmung und dem Umfeld zu tun, in dem der Gegenstand vorhanden ist.”
Hier fällt ein Begriff, der weiter oben schon gebraucht wurde: Erscheinung. Dadurch unterscheidet sich das Bild von Wort: Das Wort will etwas beweisen. Das Bild will nichts beweisen; dazu ist es gar nicht in der Lage, denn das Bild argumentiert nicht. Das Bild schafft hingegen auf anhieb etwas, das dem Wort nur mittelbar und im übertragenen Sinne gegeben ist: Das Bild bringt etwas zur Erscheinung. Es offenbart sich. Darin erfüllt sich das Wesen des Bildes. (...)”
Biografie
Jahr |
Ereignis |
---|---|
1959 | in Mainz geboren |
1977 | Gesellenprüfung Augenoptikerin |
1978-84 | Studium an der Städelschule in Frankfurt/M |
1985-87 | Weiterbildungsstudium an der kulturpädagogischen Arbeitsstelle der Hochschule der Künste Berlin |
seit 1985 | Lehrtätigkeit an der Volkshochschule Neukölln |
1987-92 | Lehrtätigkeit an der kulturpädagogischen Arbeitsstelle der Hochschule der Künste Berlin |
1989 | Arbeitsstipendium des Senators für Kulturelle Angelegenheiten |
1991 | Workshop der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft in Joao Pessoa, Brasilien |
1994-95 | Arbeitsaufenthalt in Indonesien.Studium Tanz und Meditation |
1996 | Arbeit mit dem Healing Theater in Köln. Farbgestaltung für das Stück “Nicht als ob, sondern wie". Aufführung Januar und September 1997 |
Gerdi Sternberg lebt und arbeitet in Berlin
Ausstellungen
Jahr |
Ereignis |
---|---|
1984 | Galerie Wiesenmayer, Weilburg-Lahn Forum der Stadtsparkasse Frankfurt/M |
1985 | Forum der Stadtsparkasse Frankfurt/M |
1989 | Dominikanerkloster Ev. Religionsverband Frankfurt/M (Einzelausstellung) “40 Jahre Kunst der Bundesrepublik Deutschland”, Oberhausen, Berlin, Rostock |
1990 | “Kunstszene Berlin (West)”, Berlinische Galerie |
1991 | Wanderausstellung in mehreren Orten Brasiliens, u.a. Recife, Salvador, Brasilia, Rio de Janeiro. “M-u-t-a-b-o-r”, Galerie im Treppenhaus, Berlin Steglitz “Berlin!” The Berlinische Galerie Art Collection visits Dublin, Hugh Lane Municipal of modern Art |
1992 | Kunst statt Werbung auf dem U-Bahnhof Alexanderplatz Berlin / Sassen Galerie Berlin |
1993 | Kunstamt Neukölln / Neuer Berliner Kunstverein (Einzelausstellung) |
1995 | Performance mit der Sunshine Group in Java, Hamburg, Berlin |
1996 | Werkschau 4, Neues Kunstquartier Berlin Galerie Henkel Berlin (Einzelausstellung) |
1997 | “Nicht als ob, sondern wie” Aufführung mit dem Healing Theater in Köln |
1997 | Tucholskystr. 34, Berlin |
1998 | Max-Delbrück-Centrum, Berlin-Buch (Einzelaustellung) |
1999 | Performance / Mitarbeit an der Aufführung: “Silence of Flowers”, Tacheles, Berlin |
2001 | Projekt Galerie, Berlin Performance zur Gedenkfeier an die Frauen von Lidicé, Musik Bardo Henning |
2002 | Totentanz in der Marienkirche am Alexanderplatz, Berlin |
2004 | Galerie TEN 21 |
2005 | Reinickendorfer Retrospektiven im Rathaus Reinickendorf |
Arbeiten befinden sich in folgenden Sammlungen:
Berlinische Galerie, Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur (Berlin), Kupfer-stichkabinett, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz (Berlin), Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin Berlin-Buch, Kunstsammlung Auguste-Viktoria-Krankenhaus, Berlin-Schöneberg, Weitere Arbeiten befinden sich in Privatsammlungen.
Weitere Informationen: www.gerdi-sternberg.de