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Bucher Krebsforscher erhält Curt-Meyer-Gedächtnispreis

Selbstmordprogramme von Zellen liefern neue Therapieansätze

Für hervorragende wissenschaftliche Leistungen in der Krebsforschung hat Dr. Peter Daniel vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch und der Robert-Rössle-Klinik der Charité der Humboldt Universität zu Berlin, Campus Berlin-Buch, den mit 20 000 Mark dotierten Curt-Meyer-Gedächtnispreis der Berliner Krebsgesellschaft für das Jahr 2000 erhalten.

Die Auszeichnung wurde dem Krebsforscher, der als Kliniker in der von Prof. Bernd Dörken geleiteten Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie an der Rössle-Klinik arbeitet, am 12. Juli 2001 im Rahmen des 10. Berliner Onkologischen Sommerseminars (BOSS) verliehen. Dr. Daniel wird damit für seine Arbeiten zum programmierten Zelltod (Apoptose) und dessen Auswirkungen auf die Entstehung und den Verlauf von Krebserkrankungen sowie daraus abgeleiteten neuen Therapie-Ansätzen geehrt.

Jede Zelle trägt in sich die Anweisungen zum “programmierten Zelltod”. Wird eine Zelle irreparabel geschädigt, dann werden diese Todesprogramme aktiviert. Ohne diesen auch als Apoptose bezeichneten Vorgang wäre gesundes Wachstum nicht möglich. Denn dort, wo Zellen die Aufforderung zum Suizid mißachten, entartet das Wachstum, es entsteht Krebs. In menschlichen Tumoren können bestimmte Genprodukte (Proteine), die an der Regulation der Apoptose beteiligt sind, in ein folgenschweres Ungleichgewicht geraten. Diese genetischen Ereignisse sind nicht nur an der Entstehung von Tumoren beteiligt sondern spielen auch eine zentrale Rolle beim Nichtansprechen (Resistenz) von Tumoren auf Chemo- und Strahlentherapie. Auslöser ist der Funktionsverlust wichtiger Apoptose-regulierender Gene. Schon die Analyse eines einzelnen Apoptosegens, BAX, zeigte, dass Patienten mit Tumoren, die das Zelltod-fördernde BAX inaktiviert haben, schlechter auf eine Krebstherapie ansprechen.

Die Arbeiten der Arbeitsgruppe von Dr. Daniel zeigten auch, dass der kombinierte Ausfall von BAX und weiteren Genen im Zelltodsignalweg zu besonders aggressiven, sehr schlecht auf Krebstherapien ansprechenden Tumoren führt. Andererseits zeigen Tumorzellen mit weitgehend intakten Zelltodgenen häufig ein wesentlich besseres Therapieansprechen.

Weiterhin wurden, basierend auf diesen Befunden, neue Ansätze für die genetische Therapie bösartiger Tumoren entwickelt. Durch Einschleusen von Todesgenen gelang es, die Therapieresistenz von Tumorzellen zu durchbrechen und das Ansprechen auf Chemotherapie deutlich zu verbessern bzw. Tumorzellen direkt abzutöten.

Dr. Peter Daniel wurde 1960 in Reutlingen geboren. Von 1981 bis 1987 studierte er Humanmedizin an der Universität Tübingen. Nach seiner Promotion 1989 arbeitete von 1989 bis 1993 als Postdoktorand in der Arbeitsgruppe von Prof. Peter Krammer am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Seit 1993 ist er Mitarbeiter von Prof. Dörken in Berlin und leitet inzwischen eine eigene Arbeitsgruppe.

Der seit 1988 jährlich verliehene Preis ist nach Angaben der Krebsgesellschaft benannt nach Senatsrat Dr. med. Curt Meyer (1891 - 1984). Dr. Meyer, der das KZ Auschwitz überlebte, wo er als Häftling vor allem Fleckfieberkranke betreute, wurde 1946 Dezernent für Sozialhygiene im damaligen Landesgesundheitsamt Berlin, der späteren Senatsverwaltung für Gesundheit. Er war maßgeblich an der Gründung der Gesellschaft zur Bekämpfung der Kinderlähmung, der Berliner Gesellschaft zur Bekämpfung der Tuberkulose, dem Ausschuss für geistige und seelische Gesundheit, dem Landesausschuss Berlin für Krebsbekämpfung und der Landesstelle Berlin gegen Suchtgefahr beteiligt. 1981 hatte ihm der Senat von Berlin die Ernst-Reuter-Plakette verliehen. Die Berliner Krebsgesellschaft, ein Landesverband der Deutschen Krebsgesellschaft, ist aus dem Landesausschuss Berlin für Krebsbekämpfung e.V. hervorgegangen, dessen Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender Dr. Meyer war. Seine Überlegungen zu sozialen und psychologischen Aspekten für die erfolgreiche Behandlung von Krebs werden heute mit Begriffen wie “Psychoonkologie”, “Krebsvorsorge” oder “Selbsthilfegruppen” identifiziert.

 

Barbara Bachtler
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