Eine Brille liegt auf einem aufgeschlagenen Buch

Was lesen Sie gerade, Frau Lafuente?

In unserer Serie „Was lesen Sie gerade?“ geben MDC-Mitarbeiter*innen Ihnen Buchempfehlungen. Dana Lafuente ist Leiterin der Mitarbeiterförderung am MDC. Für unseren Lesetipp hat sie sich gleich mehrere Bücher herausgesucht und verrät, warum Pilze sie begeistern.

Ich lese keine Krimis, und meist lese ich mehrere Bücher auf einmal – an verschiedenen Orten. So auch im Augenblick. Ein lieber Freund hat mir das Buch „Der Gesang der Flußkrebse“ von Delia Owens geschenkt. Eine Liebeserklärung an eine besondere Naturlandschaft, die Marsch – „ein Ort des Lichts, wo Gras in Wasser wächst und Wasser in den Himmel fließt.“ Eine filmreife Geschichte über das, was Menschen einander antun, über die heilende Kraft der Natur und schließlich: doch ein Krimi!

Dana Lafuente

Das zweite Buch ist ein Buch über Pilze. Ich habe schon viele Bücher über Pilze gelesen, angeschaut und zum Teil studiert: Pilzbestimmungsbücher, Bücher über Pilzzucht, über „magic mushrooms“, Romane, in denen Pilze eine nicht unwesentliche Rolle spielen, aber so ein Buch wie das des jungen Wissenschaftlers Merlin Sheldrake ist mir noch nicht begegnet. Wieder ein Geschenk für mich, diesmal von einer aufmerksamen Freundin. „Verwobenes Leben: Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen.“ Man sieht sie nicht, nur hin und wieder ihre Fruchtkörper. Und doch sind sie die ganze Zeit da, lange vor dem Internet formten sie ihr wood wide web. Auch Max Delbrück war vor allem in den 50er Jahren von ihrer Intelligenz und Sensibilität begeistert, insbesondere der von Phycomyces blakesleeanus, der Mimose unter den Pilzen: mag kein Licht, mag keinen Wind und vermeidet benachbarte Gegenstände.

Mich begeistern die Pilze vor allem durch ihre Fähigkeit zur Kooperation. Wenn es gehirnlose Organismen schaffen, die Wahrnehmung mit dem Handeln zu verbinden, warum tun wir Menschen uns damit so schwer? Das führt mich zu zwei weiteren Empfehlungen: Sahra Wagenknecht: „Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“ sowie „Generation beleidigt“ von Caroline Fourest. Obwohl beide Autorinnen wahrscheinlich nicht besonders viel über Pilze wissen, appellieren sie an das, was Pilze schaffen: Kooperation, Mehrwert, Effizienz und Ausgewogenheit durch Konzentration auf Zusammenarbeit und nicht auf die individuelle Betroffenheit und die Fragmentierung der Gesellschaft in immer kleinere Gruppen. Beide Bücher sind ein Plädoyer für solidarische Netzwerknutzung und symbiotischen Ausbau – für ein Miteinander und die Betonung des Gemeinsamen, des Verbindenden und nicht des Trennenden. Eine langfristige Erfolgsstrategie – wie das Reich der Fungi (in der Wissenschaft leider sträflich vernachlässigt) beweist.