Emilia Tika, MDC Stammzell-Plattform

Die Uhr des Alterungsprozesses zurückdrehen?

Die finnische Künstlerin und Designerin Emilia Tikka hat drei Monate in Laboren am MDC verbracht. Sie wollte mehr über CRISPR erfahren und wissen, ob es zukünftig möglich sein könnte, durch genetische Reprogrammierung eine „Verjüngung“ menschlicher Zellen herbeizuführen. Die Ergebnisse ihrer künstlerischen Residency sind nun Gegenstand einer Ausstellung im STATE Studio Berlin.

Während ihres Aufenthalts am Max-Delbrück-Center für Molekulare Medizin (MDC) stand Emilia Tikka in intensivem Ideenaustausch mit Wissenschaftlern. Die finnische Künstlerin und Designerin hatte Gelegenheit, das Potenzial einer neuen Version der Geneditierungs-Technologie CRISPR namens dCAS9 kennenzulernen. Dieses molekulare Werkzeug aktiviert bestimmte Gene, statt andere aus dem Genom zu entfernen.

Tikka lernte, dass durch Aktivierung der sogenannten Yamanaka-Faktoren erwachsene Zellen in induzierte pluripotente Stammzellen verwandelt werden können. Potenziell können diese Zellen zu jedem Zelltyp innerhalb des menschlichen Körpers werden. Einige Forscher vertreten sogar die Ansicht, dass dieser Prozess auch einige Kennzeichen von Zellalterung rückgängig macht.

Was wäre, wenn die Menschheit mit Hilfe neuartiger Geneditierungs-Technologien wie dCAS9 derartige Prozesse „zurückdrehen“ und aufs Genaueste abstimmen könnte?Inspiriert durch ihre Laborerfahrungen hat Tikka ein Kunstwerk geschaffen, das sich den philosophischen und sozialen Dimensionen der Sehnsucht nach Langlebigkeit widmet. In der endgültigen Ausführung wird es zum ersten Mal zur Eröffnung des STATE Studio am 27. Oktober in Berlin präsentiert. Eine Vorgängerversion von AEON hat Artist in Residence Emilia Tikka bereits beim „Ars Electronica Festival“ in Linz ausgestellt und damit STATE Studio bei den „Gallery Spaces“ vertreten.

Tikka nimmt eine Alltagssituation in einer zukünftigen Welt vorweg

AEONTrajectories of longevity and CRISPR ist ein erdachtes poetisches Szenario, das aus dem menschlichen Wunsch einer massiven Verlängerung der Lebensspanne hervorgegangen ist. Das von STATE Studio und MDC angestoßene Residency-Projekt beschäftigt sich mit menschlichen Träumen, die aktuelle Entwicklungen in den Biowissenschaften vorantreiben. Tikkas künstlerisches Konzept wurzelt in einer Befragung der Vision von Transhumanismus und ewigem Leben: „Mein spekulatives Szenario entwirft eine Welt, in der der Alterungsprozess umkehrbar ist“, erklärt sie. „Mit meinem Werk möchte ich Betrachterinnen und Betrachter einladen, sich in solch einer Welt auf eine erwartete Alltagssituation einzulassen. Die Entscheidung, ob diese Zukunftsvision wünschenswert ist, liegt bei ihnen.“

Während aktuelle Forschung in den Biowissenschaften die Grenzen des technologisch Machbaren weiter und weiter verschiebt, geht Tikka als erstes philosophische Fragen an. In was für einer Art Welt möchten wir leben? Was passiert, wenn wir dort ankommen? Was steckt im Kern des menschlichen Wunschs nach ewigem Leben? Der konzeptuelle Ansatz dieses spekulativen Szenarios besteht darin, die Öffentlichkeit zu bewegen, sich auf einen fundamentalen Antagonismus einzulassen: Den fortwährenden Kreislauf von Verfall und Wiedergeburt als rätselhaftem molekularen Prozess in allen Lebewesen einerseits und den menschlichen Antrieb, sich mit technischen Mitteln in ihn einzumischen andererseits.

Kuratorenteam: Dr. Christian Rauch (STATE), Stefanie Greimel (STATE), Johanna Teresa Wallenborn (STATE), Dr. Ralf Kühn (MDC), Dr. Luiza Bengtsson (MDC).

Die künstlerische Residency wurde vom EU ORION Open Science Project finanziert, Grant Agreement Nr. 741527. Das Projekt zielt auf eine gesellschaftliche Diskussion der Risiken und Möglichkeiten disruptiver Technologien ab.

STATE Studio Field Experiments Ausstellung und Berlin Science Week Event:

Öffnungszeiten der Ausstellung Field Experiments:

Dienstag – Freitag 12 – 18 Uhr

Keynotes & Podiumsdiskussion  „Vom Verstehen zum Basteln – die Zukunft der Genomforschung“: 1. November 2018, 17 Uhr

Weitere Informationen

Emilia Tikka

ORION at the Max Delbrück Center for Molecular Medicine

STATE Studio

Seeing through the Eyes of the Other