Vasiliki Anastasopoulou

Anwältin der Promovierenden

Vasiliki Anastasopoulou setzt sich als PhD Representative für die Belange der Doktorandinnen und Doktoranden am MDC ein. Ihr wichtigstes Ziel: Nachwuchsforscherinnen und -forscher sollen fair bezahlt und behandelt werden. Für die Serie „Wir am MDC“ sprachen wir mit ihr.

Über unsere Serie „Wir am MDC"

 

Das MDC hat den Anspruch, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten – durch eine hervorragende Infrastruktur, durch den Austausch mit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, aber auch als ein Ort, der von Toleranz, Respekt und einem guten Miteinander geprägt ist. Unsere Serie stellt Menschen vor, die in diesem Bereich engagiert sind. Sie begleitet außerdem einen internen Prozess, der eine positive Unternehmenskultur sicherstellen soll. Und sie gibt Tipps für ein achtsames Miteinander.

Mehr zur Serie „Wir am MDC“.

Einen Platz als Doktorandin oder Doktorand im PhD-Programm des MDC zu bekommen, ist ein kleines bisschen wie ein Match bei Tinder. Nur wenn beide Beteiligten – Senior-Forschende und Promovierende – sich nach einem Gespräch über die potenzielle Zusammenarbeit gegenseitig als „Wunschperson“ angeben, klappt es mit dem Studienplatz und der Aussicht, eine Doktorarbeit am MDC zu schreiben. 

Vasiliki Anastasopoulou, 30 Jahre, ist Doktorandin am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin.

So war es auch bei Vasiliki Anastasopoulou und dem Tumorimmunologen Matthias Leisegang, ihrem Betreuer. Doktorvater von Vasiliki Anastasopoulou ist Thomas Blankenstein. „Ich habe es gut getroffen“, sagt die Doktorandin, die sich damit beschäftigt, wie T-Zellen für die Krebstherapie eingesetzt werden können. Von Anfang an war klar, in welchem Projekt sie eingesetzt wird, wie die Zielsetzung ist und der Zeitplan aussieht. Außerdem bekam sie einen Arbeitsvertrag bei der Charité als Drittmittelgeberin.  

Solche Bedingungen hat nicht jede und jeder der insgesamt etwa 350 Promovierenden am MDC – und das will Vasiliki ändern. „Mein Ziel ist, dass alle Promovierenden unter fairen, gleichen Bedingungen arbeiten, was Bezahlung und Behandlung angeht“, sagt sie. 2017, im dritten Jahr als PhD-Studentin, war sie spontan zur Wahl als Vertreterin der Doktorandinnen und Doktoranden angetreten: weil ihr die Arbeit der amtierenden Vertreterinnen und Vertretern – kurz: „PhD Reps“ – gut gefiel und sie den Eindruck hatte, auch für sich selbst etwas mitnehmen zu können, wenn sie sich einbringt.

Wer ein Stipendium hat, sollte nicht weniger verdienen

Insgesamt neun PhD Reps teilen sich am MDC zahlreiche Aufgaben: Sie kümmern sich um neue Promovierende, unterstützen das PhD-Büro des Zentrums, führen eine jährliche Umfrage unter den MDC-Promovierenden durch und setzen sich dafür ein, dass deren Anliegen aufgenommen werden. Sie sind in zahlreichen Gremien des Instituts vertreten, organisieren eigene Veranstaltungen, bieten Sprechstunden an und vertreten das MDC mit zwei Personen bei den „Helmholtz Juniors“, zu denen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Promovierenden aller Zentren zusammengeschlossen haben.

Vasiliki kümmert sich um Veranstaltungen, etwa um die monatlichen Coffee Hours, bei denen die PhD Reps Rat und Hilfe anbieten. Oft geht dann um die Themen Arbeitsvertrag und Arbeitsbedingungen: Wer mit einem von anderen Institutionen finanzierten Stipendium am MDC ist, verdient meist deutlich weniger als die Doktorand*innen mit MDC-Verträgen, in denen überdies auch Gesundheitsvorsorge, Urlaub, Rentenbeiträge und ähnliches geregelt sind. „Mir ist es wichtig, dass diese Ungleichbehandlung so weit wie möglich verbessert wird“, sagt Vasiliki. Gemeinsam mit der MDC-Verwaltung haben die PhD Reps zwei Lösungen entwickelt. Eine Variante ist ein zusätzlicher Vertrag für die Gesundheitsvorsorge. Eine andere sieht vor, das Stipendium in einen MDC-Vertrag umzuwandeln, wenn die geldgebende Institution bereit ist, die Fördersumme zu diesem Zweck an das MDC abzugeben.

Ein weiteres Thema, das viele Promovierende am MDC umtreibt, sind die Arbeitsbedingungen im Labor. „Typische Probleme sind zum Beispiel, dass die Leitenden nach Ansicht der Promovierenden zu viel verlangen, oder dass sie keine eigenen Entscheidungen treffen können“, berichtet Vasiliki. Auch das Thema Autorschaft bei Publikationen ist oft konfliktbelastet.

„Die Promovierenden hängen meist von einer einzigen Person ab“

Den tieferen Grund hierfür sieht Vasiliki in einer überholungsbedürftigen Wissenschaftskultur, die nicht mehr in die heutige Zeit passe. „Die Hierarchien sind sehr starr. Es gibt eine Führungskraft und deren Angestellte. Die Promovierenden hängen meist von einer einzigen Person ab“, sagt Vasiliki. Das müsse sich ändern. Und es tut sich bereits einiges: So bietet das MDC inzwischen Trainings für Führungskräfte an, bei denen es unter anderem darum geht, wie sich eine gute Arbeitsumgebung für alle schaffen lässt. Dazu gehöre das Eingeständnis, dass in der wissenschaftlichen Arbeit Fehlschläge die Regel sind. Was schiefgehen kann, müsse deswegen von Anfang an besprochen und zeitlich berücksichtigt werden. Vasiliki wünscht sich von den Gruppenleitern mehr Anregung und Diskussion, mehr Interesse an den Ideen, die die oder der Doktorand mitbringt.

Was die Doktorandinnen und Doktoranden wollen und welche Veränderungen sie vorschlagen, zeigt unter anderem eine jährliche Erhebung, der PhD Survey. Die Zufriedenheit am MDC sei generell hoch, sagt Vasiliki, liege allerdings etwas unterhalb des Durchschnitts in der Helmholtz-Gemeinschaft. Das sei vor allem auf die hier recht verbreitete Unzufriedenheit mit der Betreuung zurückzuführen. Insgesamt habe sich die Zufriedenheit am Centrum aber positiv entwickelt, auch weil Themen wie Vertrag und Vergütung besser gehandhabt werden.

Dabei haben die PhD Reps vom Austausch mit den anderen Helmholtz Juniors profitiert, sagt Valiliki. Denn in den anderen Zentren gebe es ebenfalls Probleme mit unterschiedlichen Arbeitsverträgen. „Wir wollen lernen, was gut funktioniert.“, sagt Vasiliki. Andere Zentren böten beispielsweise eine gute psychologische Unterstützung an; dass seit April 2019 das MDC ebenfalls eine Möglichkeit eingerichtet hat, sich schnell und unbürokratisch psychologische Hilfe holen zu können, ist auch das Verdienst der PhD Reps.

Besonders wichtig: der Austausch mit dem PhD-Büro

Wir wollen sichtbar sein und zeigen: Die Promovierenden sind wichtiger Teil der Struktur.
Vasiliki Anastasopoulou
Vasiliki Anastasopoulou PhD Representative

Mit vielen Aspekten des studentischen Lebens am MDC ist Vasiliki glücklich. „Wir haben hier eine tolle Infrastruktur“, sagt sie. Damit meint sie neben der ausgezeichneten wissenschaftlichen Ausstattung zum Beispiel die thematische Breite am Institut und die regelmäßigen Vorlesungen. Diese bieten die Gelegenheit, Aktuelles aus anderen Forschungsgebieten zu erfahren. Darüber hinaus lobt sie Workshops und Trainings, in denen Teilnehmende sich fachlich und methodisch weiterbilden oder Soft Skills trainieren können. „Außerdem ist die Beratung sowohl für eine Karriere innerhalb als auch außerhalb der Wissenschaft wirklich gut am MDC“, sagt sie.

Besonders wichtig ist ihr der enge Austausch zwischen PhD Reps und dem PhD-Büro. Austausch heißt hier etwa, dass Vasiliki und ihr Team Verbesserungen vorschlagen und in die Wege leiten können. So wurden die PhD-Richtlinien überarbeitet. Sie geben den PhD-Kandidatinnen und Kandidaten am MDC eine Art Rahmen. In ihnen ist etwa der „track“ beschrieben, also der Weg zu einer erfolgreichen Dissertation. Am Beginn steht die Projektvorstellung, die auch Eckpunkte wie Zeitrahmen und Meilensteine festsetzt. Einmal jährlich präsentieren die Promovierenden ihre Arbeit vor dem PhD-Komitee, das einen externen Blick auf die Dissertation bietet und Feedback gibt. „Jeder weiß, dass diese Richtlinien existieren, aber kaum jemand richtet sich danach“, gibt Vasiliki allerdings zu bedenken. Dabei sei es wichtig, gemeinsam mit der Betreuerin oder dem Betreuer einen Plan auszuarbeiten, an dem man sich in den kommenden Jahren orientieren kann. „Das vermindert auch den Zeitaufwand für eine Doktorarbeit“, sagt sie.

„Wir wollen sichtbar sein und zeigen: Die Promovierenden sind wichtiger Teil der Struktur“, sagt Vasiliki. Insgesamt findet sie, dass Doktorandinnen und Doktoranden gut aufgehoben sind am MDC. „Es gibt aber viel Raum für Verbesserungen, und wir wollen ein Teil davon sein.“

Kontakt

phdrep@mdc-berlin.de

Autorin: Wiebke Peters