Ausgezeichnete Architektur
Im Dunkeln leuchtet das MDC in Berlin-Mitte regelrecht: Große, vertikal gemusterte Glasscheiben gewähren großzügige Einblicke in die Labore des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des MDC. Und auch im Forschungsalltag ist Transparenz ein zentrales Merkmal des Neubaus in der Hannoverschen Straße, in direkter Nachbarschaft zur Charité-Universitätsmedizin Berlin. Während in den meisten Forschungsgebäuden Büros und Labore räumlich strikt getrennt sind, liegen sie hier nicht nur direkt nebeneinander. Man kann vom Schreibtisch aus auch auf die Laborbank blicken – oder schauen, wer über den Flur läuft. Diese Bereiche sind im gesamten Gebäude nur durch Glasscheiben voneinander getrennt.
Diese optische Durchlässigkeit ist eines der Merkmale, die der Bund Deutscher Architekten (BDA) beim „BDA Preis Berlin“ lobend erwähnt hat. Insgesamt 112 Projekte hatten sich an dem Wettbewerb beteiligt und waren nach den sieben Kriterien Fügung, atmosphärische Wirkung, Symbolik, Komposition, soziales Engagement, technische, ökologische und gesellschaftliche Neuerungen sowie Detailvollkommenheit beurteilt worden. Bei einer Festveranstaltung am 3. Mai 2022 in der Deutschen Oper Berlin wurden vier erste Preise, ein Sonderpreis und vier Auszeichnungen vergeben; vier weitere Projekte, darunter das MDC in Mitte / BIMSB, erhielten eine lobende Erwähnung.
Raum für Kreativität
„Die Wissenschaftler des 2008 gegründeten BIMSB gelten als Avantgarde der systembiologischen Forschung. [...] Eigens für diese Forschergruppe wurde ein hochflexibler Neubau konzipiert, in dem molekularbiologische Laborarbeitsplätze auf rechnerintensive bioinformatische und theoretische Arbeitsplätze treffen“, heißt es im Text zur Auszeichnung.
Der Weg hin zu einem so offenen und flexiblen Forschungsgebäude war von Anfang an ein intensiver Ideenaustausch zwischen Professor Nikolaus Rajewsky, dem Direktor des BIMSB, den Forschungsgruppenleiter*innen und den Architekt*innen von Staab Architekten. „Dieser kreative Prozess spiegelt sich innen und außen in Individualität und Schönheit des Gebäudes wider. Es ist ein lebenswerter Raum für die Arbeit und Begegnung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entstanden. Das Gebäude fördert Kreativität“, sagt Dr. Jutta Steinkötter, die den Planungsprozess eng begleitet hat und das MDC bei der Preisverleihung vertrat.
Letztlich geht es nicht nur im räumlichen Sinne offen zu: Hier gibt es regelmäßig Konzerte und Ausstellungen. Unter anderem die „Breaking Boundaries“-Serie von Nikolaus Rajewsky verwirklicht kreative Zusammenkünfte von Kunst, Kultur und Wissenschaft.
Text: Wiebke Peters