Green Lab

Das Labor wird grün: Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Christian Panetzky will das Max Delbrück Center nachhaltiger machen. Für unsere Reihe „Wir am MDC“ berichtet der neue Koordinator für Nachhaltigkeit, welche Ideen er schon hat und wie er Kolleginnen und Kollegen zum Mitmachen motivieren will.

Lebenswissenschaftliche Forschung benötigt viel Energie. Proben werden bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt gelagert, die Luft in den Laboren muss ständig ausgetauscht werden, riesige Datenberge, etwa aus der Bildgebung, beanspruchen enorme Speicher-Kapazitäten. Gleichzeitig wird alles knapper und teurer – Material, Energie, Personal.

„Als öffentlich geförderte Forschungsinstitution haben wir eine Vorbildfunktion. Es wäre doch widersprüchlich, die Welt verbessern zu wollen und ihr gleichzeitig Schaden zuzufügen“, sagt Christian Panetzky, seit April 2024 neuer Koordinator für Nachhaltigkeit am Max Delbrück Center. Nach der aktuellen CO2-Bilanz fallen am Zentrum pro Jahr etwa 20.000 Tonnen CO2-Äquivalente an. Wer am Max Delbrück Center arbeitet, verdoppelt damit rein rechnerisch ihren oder seinen CO2-Fußabdruck. Das Ziel: bis 2038 treibhausgas-neutral zu werden. Panetzkys Vorgänger Dr. Michael Hinz hatte seit 2020 ein entsprechendes Nachhaltigkeitskonzept für das Max Delbrück Center auf den Weg gebracht.

Die Labore müssen energieeffizienter werden

Inzwischen hat das Max Delbrück Center auf zertifizierten Grünstrom umgestellt, und die Labore werden nach und nach so umgerüstet, dass ihr Betrieb so energieeffizient wie möglich ist. „Das ist der größte Hebel. Laborgebäude verbrauchen drei- bis zehnmal so viel Energie wie normale Bürogebäude“, sagt Panetzky. Das liegt vor allem am Raumluftwechsel, der bis zu 80 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der Labore am Max Delbrück Center ausmacht. Der Luftwechsel ist aus Sicherheitsgründen unverzichtbar, kann aber flexibel und damit energiesparender geregelt werden.

Mit Nachhaltigkeit hatte Christian Panetzky sich bisher vor allem in der Forschungsförderung beschäftigt. Im Anschluss an sein Studium der European Studies arbeitete er als Referent des Präsidenten in der Geschäftsstelle der Helmholtz-Gemeinschaft, organisierte unter anderem eine Forschungskampagne zu nachhaltigen Wertschöpfungsketten. Er freut sich darauf, sich nun eigenen Projekten für nachhaltige, zukunftssichere Forschung widmen zu können. Der Wettbewerb um Fachkräfte wird größer, die Budgets schrumpfen. Da sei Nachhaltigkeit ein Hebel, um wettbewerbsfähig zu bleiben, als Arbeitgeber junge Leute zu gewinnen und gesellschaftliche Verantwortung zu zeigen.

Gefragt sind Ideen aus der Community

Weit oben auf seiner Agenda steht der Nachhaltigkeitsreport, ab 2025 obligatorischer Teil der jährlichen Berichterstattung. „Der Gesetzgeber möchte sicherstellen, dass mehr Investitionen in nachhaltige Projekte fließen. Mit dem Bericht kann man gut und vergleichbar zeigen, wie der Stand ist. Darauf kann man mit konkreten Maßnahmen aufbauen“, sagt er. „Ich hoffe auf viele gute Ideen und möchte die Forschenden unterstützen“, sagt er. Die Kolleginnen und Kollegen in den Laboren wüssten am besten, was geht und was nicht geht. Quantifizierbarkeit sei dabei zentral: Man müsse sich fragen, wie viel es nutzt, Plastikröhrchen im Labor einzusparen und Müll zu trennen, wenn man für die nächste Konferenz in ein Flugzeug steigt. Panetzky will transparent machen, welche Maßnahme wieviel bringt. Eine gute Grundlage biete das LEAF-Programm für mehr Nachhaltigkeit im Labor, das das University College London entwickelt hat und dabei helfen kann, Forschungsprozesse ressourcenschonender zu gestalten und dabei Geld und CO2 zu sparen. Er möchte dafür an frühere Initiativen am Max Delbrück Center anknüpfen und hofft, dass viele Gruppen ihre Labore zertifizieren lassen.

Bewährte Konzepte wie die „Freezer Challenge“ will Christian Panetzky weiterführen. Die Challenge soll die Forschenden motivieren, Kühlgeräte für Proben energieeffizienter zu nutzen, indem sie die Temperatur leicht auf -70 Grad Celsius anheben und die Geräte aufräumen. In Vorbereitung ist eine daran angelehnte Idee: die „Data Clean-up Challenge“. Daten, die nicht mehr genutzt werden, sollen auf den Servern identifiziert und gelöscht werden. Das Stichwort lautet dabei „Gamification“: Wer die größte Datenmenge bereinigt, erhält einen Preis.

Motivierend wäre es auch, wenn die Teams von Einsparungen profitieren und sie zum Teil selbst verwenden könnten. Der Anteil, der zurück ins zentrale Budget geht, könnte zudem vornehmlich in die nachhaltige Weiterentwicklung des Max Delbrück Center investiert werden. „Nachhaltig werden wir nur gemeinsam. Und wenn wir zusammen an Lösungen arbeiten, die sich für alle lohnen, stärkt das wiederum unsere Gemeinschaft“, sagt Christian Panetzky.

Text: Wiebke Peters

 

Weiterführende Informationen

Über das KI-generierte Bild

Prompt: Metaphorical visualization of a greenlab, which is a highly sustainable research laboratory.