Berlin, Texas – und zurück: Sandra Blois untersucht Schwangerschaftskomplikationen
„Nach drei Jahren Houston freue ich mich sehr, wieder in Berlin zu sein“, sagt Sandra Blois. Dort wie hier erforscht die Wissenschaftlerin Schwangerschaftskomplikationen, die schwerwiegende und lebenslange Folgen für Mutter und Kind haben können.
Ihr Fokus liegt dabei auf verzweigten Ketten aus verschiedenen Zuckerarten, die sich auf der Oberfläche der Zelle befinden und Glykane genannt werden. Die Abfolge der Zucker bildet eine Art „Code“ und dient damit der Kommunikation zwischen dem Innenraum der Zelle und ihrer Umgebung. Sie steuert auch verschiedene biologische Vorgänge, einschließlich des Immunsystems.
Die Wissenschaftlerin untersucht, welche Glyko-Signale zwischen Mutter und Plazenta das Risiko für Fettleibigkeit oder Herzerkrankungen bei dem Nachwuchs steigern. Blois interessiert auch, wie Wechselwirkungen der Glykane mit ihren Bindungspartnern, den Galectinen, die Entwicklung und Funktion der Plazenta beeinflussen.
Therapien für Schwangere
„Wir wissen zu wenig über die Glykan-vermittelte Signalübertragung während der Schwangerschaft“, sagt Blois. Ihre Forschung soll besseren Diagnoseverfahren und individualisierten Therapien gegen Schwangerschaftskomplikationen den Boden bereiten.
In ihren Projekten am MDC wird Blois zusammen mit ihrem Forschungsteam analysieren, wie sich der „Glyko-Code“ mit der Zeit verändert, und zwar sowohl in gesunden wie in krankhaft veränderten Plazenten. Zudem wird sie die Zusammensetzung der Glykan-Ketten im mütterlichen Blutkreislauf charakterisieren. Ihre Gruppe „Reproduktions-Glykoimmunologie“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Heisenberg-Programms gefördert.
Eine internationale Karriere
Dr. Sandra Blois begann ihre Ausbildung in Argentinien, wo sie einen Abschluss in Biochemie an der Universität Córdoba und einen Doktortitel in Immunologie an der Universität von Buenos Aires erhielt. 2010 habilitierte sie als Immunologin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Weitere Stationen ihrer wissenschaftlichen Karriere sind die Oxford University, das University College London und MD Anderson in den USA.
Ausgewählte Publikationen
Chen Q, Pang PC, Cohen ME, Longtine MS, Schust DJ, Haslam SM, Blois SM, Dell A, Clark GF. Evidence for Differential Glycosylation of Trophoblast Cell Types. Mol Cell Proteomics. 2016 Jun;15(6):1857-66. doi:10.1074/mcp.M115.055798
Freitag N, Tirado-González I, Barrientos G, Herse F, Thijssen VL, Weedon-Fekjær SM, Schulz H, Wallukat G, Klapp BF, Nevers T, Sharma S, Staff AC, Dechend R, Blois SM. Interfering with Gal-1-mediated angiogenesis contributes to the pathogenesis of preeclampsia. Proc Natl Acad Sci U S A. 2013 Jul 9;110(28):11451-6. doi:10.1073/pnas.1303707110