Baby in the womb

Berlin, Texas – und zurück: Sandra Blois untersucht Schwangerschaftskomplikationen

Wie Zuckerketten an der Zelle die Plazenta-Entwicklung und Komplikationen während und nach der Schwangerschaft beeinflussen – das erforscht Dr. Sandra Blois mit ihrer neuen Gruppe am Experimental and Clinical Research Center (ECRC). Die Immunologin hat zu Beginn des Jahres 2019 ihre Arbeit am MDC aufgenommen.

„Nach drei Jahren Houston freue ich mich sehr, wieder in Berlin zu sein“, sagt Sandra Blois. Dort wie hier erforscht die Wissenschaftlerin Schwangerschaftskomplikationen, die schwerwiegende und lebenslange Folgen für Mutter und Kind haben können.

Dr. Sandra Blois, neue Gruppenleiterin der AG „Reproduktions-Immunologie“ am ECRC

Ihr Fokus liegt dabei auf verzweigten Ketten aus verschiedenen Zuckerarten, die sich auf der Oberfläche der Zelle befinden und Glykane genannt werden. Die Abfolge der Zucker bildet eine Art „Code“ und dient damit der Kommunikation zwischen dem Innenraum der Zelle und ihrer Umgebung. Sie steuert auch verschiedene biologische Vorgänge, einschließlich des Immunsystems.

Die Wissenschaftlerin untersucht, welche Glyko-Signale zwischen Mutter und Plazenta das Risiko für Fettleibigkeit oder Herzerkrankungen bei dem Nachwuchs steigern. Blois interessiert auch, wie Wechselwirkungen der Glykane mit ihren Bindungspartnern, den Galectinen, die Entwicklung und Funktion der Plazenta beeinflussen.

Therapien für Schwangere

„Wir wissen zu wenig über die Glykan-vermittelte Signalübertragung während der Schwangerschaft“, sagt Blois. Ihre Forschung soll besseren Diagnoseverfahren und individualisierten Therapien gegen Schwangerschaftskomplikationen den Boden bereiten.

In ihren Projekten am MDC wird Blois zusammen mit ihrem Forschungsteam analysieren, wie sich der „Glyko-Code“ mit der Zeit verändert, und zwar sowohl in gesunden wie in krankhaft veränderten Plazenten. Zudem wird sie die Zusammensetzung der Glykan-Ketten im mütterlichen Blutkreislauf charakterisieren. Ihre Gruppe „Reproduktions-Glykoimmunologie“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Heisenberg-Programms gefördert.

Eine internationale Karriere

Dr. Sandra Blois begann ihre Ausbildung in Argentinien, wo sie einen Abschluss in Biochemie an der Universität Córdoba und einen Doktortitel in Immunologie an der Universität von Buenos Aires erhielt. 2010 habilitierte sie als Immunologin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Weitere Stationen ihrer wissenschaftlichen Karriere sind die Oxford University, das University College London und MD Anderson in den USA.

Ausgewählte Publikationen

Chen Q, Pang PC, Cohen ME, Longtine MS, Schust DJ, Haslam SM, Blois SM, Dell A, Clark GF. Evidence for Differential Glycosylation of Trophoblast Cell Types. Mol Cell Proteomics. 2016 Jun;15(6):1857-66. doi:10.1074/mcp.M115.055798

Freitag N, Tirado-González I, Barrientos G, Herse F, Thijssen VL, Weedon-Fekjær SM, Schulz H, Wallukat G, Klapp BF, Nevers T, Sharma S, Staff AC, Dechend R, Blois SM.  Interfering with Gal-1-mediated angiogenesis contributes to the pathogenesis of preeclampsia. Proc Natl Acad Sci U S A. 2013 Jul 9;110(28):11451-6. doi:10.1073/pnas.1303707110