Gudrun Erzgräber

Ein Leben voller Veränderung

Gudrun Erzgräber hat viele Jahre auf dem Campus Buch gearbeitet, als Forscherin und als Managerin. Sie war bei der MDC-Gründung mit dabei und hat den BiotechPark Berlin-Buch geleitet. Am 22. Mai wird sie 80 Jahre alt. Wir gratulieren.

Dr. Gudrun Erzgräber baute den Bucher Biotechpark zu einem der größten in Deutschland auf

Wieviel Umbrüche passen in ein Leben? Wenn es nach Dr. Gudrun Erzgräber geht, kann man sich immer wieder neu erfinden. Erzgräber, die heute ihren 80. Geburtstag feiert, erlebte viele Wechsel im politischen und vor allem in ihrem beruflichen Leben. Sie war Strahlenforscherin, Wissenschaftsmanagerin, Unternehmensgründerin, und – das ganz nebenbei – leidenschaftliche Rallyefahrerin von Trabis. Erfolgreich war sie in der DDR, in Russland und im vereinigten Deutschland. Prägend war sie besonders für den Wissenschaftsstandort Buch. 

Geboren wird Gudrun Erzgräber im Jahr des Kriegsbeginns 1939 in Eberswalde; im brandenburgischen Lychen ist sie ab dem achten Lebensjahr aufgewachsen. Nach dem Abitur beginnt sie im Jahr 1958 - und das war auch in der DDR damals noch nicht üblich für Frauen - ein Studium der Physik und Kernphysik, zunächst in Berlin und später in Dresden. Neben ihrer Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Zentralinstitut für Kernforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR (ADW) in Rossendorf bei Dresden studiert sie weiter, dieses Mal Diplom-Ingenieurpädagogik (1966), und sie qualifiziert sich als Fachübersetzerin (1968). 

Im gleichen Jahr, wird die Abteilung Strahlenbiophysik, in der Gudrun Erzgräber in Rossendorf arbeitet, als Außenstelle in das Institut für Biophysik in Berlin-Buch überführt und 1972 in das neugegründeten Zentralinstitut für Molekularbiologie (ZIM) eingegliedert. In diese Zeit fällt eine mehrjährige wissenschaftliche Kooperation zur Untersuchung von Strahlenschäden an unterschiedlichen biologischen Objekten mit Timoféeff-Ressovsky. Der russische Genetiker hatte von Ende der 20er bis 1945 in Berlin-Buch am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung gearbeitet und mit Max Delbrück, dem Namensgeber des MDC, und Karl Günter Zimmer 1935 die für die Genetik wegweisende Publikation „Über die Natur der Genmutation und der Genstruktur“, die sogenannte Dreimännerarbeit oder auch „das grüne Pamphlet“ veröffentlicht. 

Im Jahr 1973 promoviert Gudrun Erzgräber zum Thema „Inaktivierung von Bakteriophagen und Versuche zur theoretischen Interpretation". Zum Ausgleich für viele Stunden im Labor wählt sie ein sportlich-aufregendes Hobby: Gudrun Erzgräber fährt Autorennen mit ungetunten Trabis und gewinnt Anfang der 1970er Jahre sogar Preise.

Gudrun Erzgräber über den Ralley-Sport

Forschung in Russland 

Bald folgt der nächste große Umbruch: Gudrun Erzgräber wird vom Zentralinstitut für Molekularbiologie in Berlin an das Vereinigte Institut für Kernforschung ins russische Dubna delegiert, wo sie von 1976 bis 1983 ein strahlenbiologisches Labor aufbaut und leitet. Es sind prägende Jahre. Ihre wissenschaftlichen Ergebnisse fasst sie 1986 in einer Habilitationsschrift zusammen.

Gudrun Erzgräber über das Campus-Leben in Berlin-Buch ab 1984

1983 kehrt Erzgräber zurück nach Berlin, zurück nach Buch. Doch nach einem Unfall ist an eine Arbeit im Labor nicht mehr zu denken. Gudrun Erzgräber muss sich neu erfinden. So beginnt, anfangs eher widerstrebend, dann aber mit viel Elan, eine zweite Karriere, dieses Mal als Wissenschaftsmanagerin. Erzgräber wird Leiterin des Wissenschaftlichen Sekretariats des Direktors des ZIM, 1987 stellvertretende Direktorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der neugegründeten Abteilung Strahlenbiologie am Bucher Zentralinstitut für Krebsforschung.  

Vom Labor ins Management

Gudrun Erzgräber eröffnet Bushaltestelle

Nach dem Mauerfall und Wiedervereinigung, nach der Abwicklung der Akademie-Institute der DDR 1991 und den entsprechenden Empfehlungen des Wissenschaftsrats muss sie sich – wie viele – schon wieder umorientieren. Dabei helfen all ihre Erfahrungen und Standortkenntnisse. Gudrun Erzgräber wirkt mit am Aufbau des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin. 1992 übernimmt sie die Leitung des Standortmanagements Campus Berlin-Buch im (MDC). Auch nach der Ausgründung in die vom MDC initiierte Gesellschaft BBB Management GmbH Campus Berlin-Buch 1995 bleibt sie deren Geschäftsführerin, baut den Biotechnologiepark auf und ist für die wirtschaftliche Entwicklung des Campus verantwortlich.  

Gudrun Erzgräber erhält das Bundesverdienstkreuz

Sechzehn Jahre lang, bis zu Verabschiedung in den Ruhestand, wirkt und wirbt sie für den Campus. Für ihre besonderen Verdienste erhält sie den Verdienstorden des Landes Berlin (2009) und das Bundesverdienstkreuz (2008). „Wir am MDC und der Forschungsstandort Buch haben Gudrun Erzgräber viel zu verdanken. Wir gratulieren sehr herzlich und wünschen Frau Dr. Erzgräber alles Gute zum 80. Geburtstag“, sagen Thomas Sommer und Heike Graßmann vom Vorstand des MDC.

Text aktualisiert am 5.11.2021