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Mina Gouti ist neue Juniorgruppenleiterin am MDC

Die Stammzellforschung am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) wurde weiter verstärkt. Juniorgruppenleiterin Dr. Mina Gouti wird mit ihrer Forschungsgruppe neuartige Zellkultursysteme entwickeln, die als Modelle für neurodegenerative Erkrankungen dienen und neue therapeutische Ansätze erschließen. Dabei werden parallel Nerven- und Muskelzellen des Rückenmarks in vitro generiert, um zu untersuchen, wie neurodegenerative Erkrankungen sich entwickeln und fortschreiten.
Dr. Mina Gouti
Bild: Mina Gouti

Seit dem Frühjahr 2016 baut die Wissenschaftlerin Dr. Mina Gouti die neue Forschungsgruppe „Stem cell modeling of development and disease“ auf. Im Fokus stehen dabei neurodegenerative Erkrankungen. Während der normalen embryonalen Entwicklung entstehen Nervenzellen, Muskeln und Knochen des Rückenmarks aus einer bipotenten Vorläuferpopulation von Zellen, genannt Neuromesodermale Stammzellen  (NMPs). Im Zentrum der Arbeiten von Mina Gouti und ihrem Team steht die Frage, wie solche Gewebe während der embryonalen Entwicklung im Menschen und in Mäusen entstehen und einander beeinflussen.

Dazu nutzt sie pluripotente Stammzellen, die sie in vitro gezielt in NMPs differenzieren lässt, aus denen sich Nerven- und Muskelzellen generieren lassen. „Die Kultivierung von NMP-Zellen wird es uns ermöglichen, mehr über die normale Entwicklung des menschlichen Körpers in einem Teil des Embryos zu lernen, der sonst nicht untersucht werden könnte. Das in vitro-Modell wird es uns außerdem erlauben herauszufinden, wie Defekte in der Frühentwicklung dieser Gewebe zu einer Anfälligkeit für Krankheiten im Erwachsenenalter führen können“, sagt Mina Gouti.

Mina Gouti, 1977 in Griechenland geboren, studierte Molekularbiologie und Molekularmedizin in England. Ihren PhD erwarb sie 2008 mit einer Arbeit über neuronale Differenzierung embryonaler Stammzellen im Labor von Dr. Anthony Gavalas. Dort untersuchte sie die Rolle von Hox-Genen in der Entwicklung des Nervensystems und nutzte embryonale Stammzellen als Modellsystem. Nach Stationen in verschiedenen Forschungsinstituten in London und Athen war sie zuletzt vier Jahre als FEBS Fellow und Senior Investigator Scientist in der Gruppe von Dr. James Briscoe am Francis-Crick-Institut (vormals NIMR-MC) in London tätig.

Neuromesodermale Vorläuferzellen entwickeln sich zusammen zu Nervenzellen des Rückenmarks und Muskelvorläuferzellen. Die Zellen sind in fluoreszenzmarkiert: Nervenzellen sind blau (Sox1), während Muskelvorläuferzellen rot und grün erscheinen (MyoD/Desmin). Bild: Mina Gouti/MDC.

Dort entwickelte sie ein System, mit dem embryonale Stammzellen aus Mäusen und Menschen gleichzeitig zu zwei Zelltypen differenziert werden können: zu Nervenzellen des Rückenmarks und des benachbarten Vorläufergewebes, dem paraxialen Mesoderm. „Dieses System, das den großen Vorteil bietet, beide Zelltypen gleichzeitig in einer Kulturschale generieren zu können, eröffnet neue Möglichkeiten, um neurodegenerative Erkrankungen zu studieren und zu behandeln“, sagt die Wissenschaftlerin.

Am MDC will Mina Gouti nun mehr über die Mechanismen herausfinden, die über das Zellschicksal entscheiden und die Differenzierung zu Nervenzellen des Rückenmarks und des paraxialen Mesoderms bei Menschen regulieren. Darüber hinaus wird die Wissenschaftlerin spezifische Zelltypen für Therapiezwecke generieren, die sie aus humanen embryonalen Stammzellen (ESCs) und induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) gewinnt. Außerdem wird sie mit iPS-Zellen von Patienten neurodegenerative Erkrankungen modellieren und analysieren. Die Arbeit hat das Ziel, neurodegenerative Krankheiten zu modellieren, um diese letztlich besser therapieren zu können.

Mit ihrer Forschungsgruppe wird Mina Gouti auch in iMed eingebunden, zu dem neben dem MDC fünf weitere Helmholtz-Zentren im Forschungsbereich Gesundheit gehören. Der Verbund will die Forschungsaktivitäten der Zentren auf dem Gebiet der personalisierten Medizin vernetzen und koordinieren und durch die Zusammenarbeit mit lokalen klinischen Partnern eine rasche Übertragung der Forschungsergebnisse in die klinische Praxis befördern.

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