Michael Potente

Preisgekrönte Forschung in der vaskulären Biomedizin

Er will herausfinden, was Blutgefäße wachsen lässt. Für seine Arbeiten zur Stoffwechselregulation von Blutgefäßen zeichnet die North American Vascular Biology Organisation Michael Potente mit dem Judah Folkman Award aus.

Endothelzellen kleiden die Innenseite der Blutgefäße aus und bilden damit die Barriere zwischen Blut und Gewebe. „Sie steuern wesentliche Gefäßfunktionen und sind unter anderem zuständig für das Weiten und Verengen der Blutgefäße“, sagt Professor Michael Potente. Besonders interessiert sich der seit 2020 am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und am Max Delbrück Center tätige Kardiologe für die Stoffwechselprozesse in diesen Zellen. Für seine langjährigen, innovativen Arbeiten auf diesem Gebiet wird er nun von der North American Vascular Organisation (NAVBO) mit dem Judah Folkman Preis geehrt. 

Als sich im Laufe der Evolution Organismen bildeten, die ihren Sauerstoff- und Nährstoffbedarf nicht mehr allein durch Diffusion bewerkstelligen konnten, entwickelten sich Blutgefäße. Damit entstand eine direkte Abhängigkeit zwischen Blutgefäßen und dem Stoffwechsel. „Braucht ein Gewebe mehr Nährstoffe, sendet es Signalstoffe aus. Sie animieren die Gefäße dazu, neue Verbindungen auszubilden“, sagt Potente. Er will im Detail verstehen, wie Stoffwechselprozesse das Wachstum und den Umbau von Blutgefäßen kontrollieren – ein Prozess, der als Angiogenese bekannt ist. 

Indem wir untersuchen, wie Endothelzellen Stoffwechselsignale wahrnehmen und nutzen, wollen wir regulatorische Prinzipien identifizieren und herauszufinden, wie deren Störung Krankheiten fördert.
Michael Potente
Michael Potente Leiter der AG „Angiogenese und Stoffwechsel“

Auch bei Krankheiten spielt das Wechselspiel von Stoffwechsel und Angiogenese eine zentrale Rolle. Um einer Unterversorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff entgegenzuwirken, regen rasch wachsende Krebszellen die Gefäßneubildung an. Auch bei bestimmten Augenerkrankungen wie der feuchten Makula-Degeneration spielt die Angiogenese eine zentrale Rolle. Wo verstopfte Gefäße die Versorgung des umliegenden Gewebes verhindern, wären neue, funktionstüchtige Blutgefäße dagegen wünschenswert. Doch werden sie meist nicht in ausreichender Menge nachgebildet, wie beispielsweise bei der Arteriosklerose von Herzkranzgefäßen oder der „Schaufensterkrankheit“. In diesem Spannungsfeld bewegt sich Potentes Grundlagenforschung. „Indem wir untersuchen, wie Endothelzellen Stoffwechselsignale wahrnehmen und nutzen, wollen wir regulatorische Prinzipien identifizieren und herausfinden, wie deren Störung Krankheiten fördert.“ 

Über den Judah Folkman Award

Der Judah Folkman Award geht an Wissenschaftler*innen, die mit ihren Forschungsleistungen in der vaskulären Biologie einen bedeutenden Einfluss auf das Fachgebiet haben. Der Preis erinnert an den vielseitigen US-amerikanischen Chirurgen und Zellbiologen Judah Folkman (1933-2008), zu seiner Zeit Dozent an der Harvard Medical School in Boston. Bereits 1971 stellte er die anfangs sehr umstrittene These auf, dass sich Tumore abhängig von der Gefäßneubildung entwickeln. Folkman wurde zu einem führenden Experten der Angiogeneseforschung. Heute ist die therapeutische Beeinflussung der Gefäßneubildung eine gängige Form der Krebsbehandlung. 

Text: Catarina Pietschmann 

 

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