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RNA-Biologin im Heisenberg-Programm

Fehler im zellulären RNA-Stoffwechsel sind gefährlich für Nervenzellen. Für ihre Forschungsarbeit auf diesem Gebiet tritt Marina Chekulaeva nun in das Heisenberg-Programm der DFG ein.
Viele dieser Krankheiten beginnen mit dem Verlust von Nervenzell-Verzweigungen.
Marina Chekulaeva
Marina Chekulaeva Leiterin einer unabhängigen Arbeitsgruppe am BIMSB

Gehen motorische Nervenzellen zugrunde, kommen Befehle aus dem Gehirn nicht mehr bei den Muskeln im Körper an. Das müssen Betroffene der fortschreitenden Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) am eigenen Leib erfahren – sie sitzen früher oder später gelähmt im Rollstuhl. Neurodegenerative Erkrankungen wie ALS oder Alzheimer könnten bis 2040 die zweithäufigste Todesursache sein, schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

"Viele dieser Krankheiten beginnen mit dem Verlust von Nervenzell-Verzweigungen", sagt Dr. Marina Chekulaeva, Leiterin einer unabhängigen Arbeitsgruppe am Berlin Institute of Medical Systems Biology (BIMSB) des Max Delbrück Centers. Dieser Verlust werde wahrscheinlich durch die Fehllokalisierung von Boten-RNA-Molekülen verursacht. Um diese an den richtigen Ort in der Zelle zu bringen, sei ein spezifisches zelluläres "Postsystem" erforderlich, über das die RNA-Biologin mehr herausfinden will. Nun hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sie in das Heisenberg-Programm aufgenommen und finanziert ihre Stelle am Max Delbrück Center für die nächsten fünf Jahre.

Boten-RNA falsch ausgeliefert

Das zelluläre Post-System schickt Boten-RNA normalweise an die Orte innerhalb der Nervenzelle, wo sie benötigt werden. Wie Postleitzahlen geben bestimmte Sequenzen in ihrer RNA an, wo genau die Informationen ankommen sollen. Daran orientieren sich Transportproteine, die wie Briefträger die Sendung an der richtigen Adresse zustellen. Boten-RNA geben Anweisungen, welche Proteine die Zelle an dieser Stelle herstellen soll. Chekulaeva will diese spezifischen "Postleitzahlen" und "Postboten" bestimmen.

Aber was, wenn die Sendung falsch ausgeliefert wird und die Boten-RNA irgendwo in der Zelle landet, wo sie gar nicht gebraucht wird? Auch ein defekter RNA Stoffwechsel könnte dafür verantwortlich sein, dass Nervenzellen zu Grunde gehen, vermutet die RNA-Biologin. Mit ihrem Team will sie nun kranke Nervenzellen untersuchen, um zu verstehen, wie das "Postsystem" bei ALS gestört ist. So könne sie mit ihrer Forschung in Zukunft dabei helfen, Medikamente gegen die bislang unheilbare Krankheit zu finden, hofft sie. Neben ihrer Forschungstätigkeit unterrichtet Chekulaeva mit Begeisterung Studierende an den drei Berliner Universitäten.

Über das Heisenberg-Programm

Ziel des Heisenberg-Programms der DFG ist die Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die bereits alle Voraussetzungen auf eine Professur erfüllen und sich darüber hinaus durch besonders herausragende wissenschaftliche Leistungen auszeichnen.

Das Programm unterstützt Forschende fünf Jahre lang, um ihnen eine Beförderung auf eine Professur zu erleichtern. Es legt ebenfalls großen Wert auf die Exzellenz in der Lehre, die für eine Professur unerlässlich ist. Namensgeber des Programms ist der deutsche Physiker Werner Heisenberg, der die Quantenmechanik der Festkörper begründete, für die er 1933 den Nobelpreis für Physik erhielt.

Heisenberg-Programm der DFG

Logistik der Boten-RNA