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Was lesen Sie gerade, Frau Cipińska?

Marta Cipińska koordiniert den PhD-Austausch zwischen der NYU und dem MDC-BIMSB, und damit der nächsten Generation von Systembiolog*innen. Sie selbst durchforstet nicht mehr in PubMed, sondern stöbert in den Regalen des Buchladens um die Ecke. Dort hat sie „Moonwalking with Einstein“ gefunden.

„Beim Lesen kann ich mich in Fantasiewelten begeben, in denen alles möglich ist. Ich mag Bücher über Erfolge von fiktiven und realen Personen. Das kann ein Fall sein, den Detektiv Poirot in einem der Romane von Agatha Christie löst, oder die Erfindung des Radios in der Biografie von Nikola Tesla.

Ich forsche nicht mehr aktiv und so durchforste ich nun statt PubMed die Wissenschafts- und Reiseregale des Buchladens um die Ecke. Normalerweise suche ich nach Biografien großer Denker, nach Geschichten über wissenschaftliche Durchbrüche und nach Abenteuern von Menschen, die die Welt erkunden.

„Moonwalking with Einstein“ von Joshua Foer fiel mir mit seinem faszinierenden Titel und dem witzigen Cover ins Auge. Ein Dinosaurierschwanz und ein Sumo-Ringer sind dort zu sehen (kein Mond, kein Einstein!). Ich lese keine Klappentexte, um Spoiler zu vermeiden. Der Untertitel „Die Kunst und Wissenschaft, sich an alles zu erinnern“ war für mich vielversprechend genug. Ich habe mich immer dafür interessiert, wie wir uns mehr Wissen aneignen und dabei schneller vorankommen können. Ich erwartete also nicht nur hilfreiche Gedächtnistechniken, sondern auch wissenschaftliche Belege, warum sie funktionieren. Aber natürlich ging es um so viel mehr als das!

Ein Auftrag für eine Reportage

Die Geschichte beginnt bei den Gedächtnismeisterschaften der USA 2005. Für den Autor ist es zunächst ein Auftrag für eine Reportage. Er war neugierig darauf, wie man die „klügste Person der Welt“ bestimmen kann. Ist es überhaupt möglich, Intelligenz oder Schläue zu messen? Für ihn war die Begegnung mit mentalen Athleten die perfekte Gelegenheit, um das Konzept zu verstehen. Ein Jahr später nimmt er erneut an dem Wettbewerb teil, allerdings in einer völlig anderen Rolle...

Foer erzählt von Menschen, die ihren Geist darauf trainieren, sich große Mengen an Informationen in kurzer Zeit zu merken – von antiken Gelehrten bis hin zu den Gedächtnis-Champions heute. Er stellt Menschen vor, die aus medizinischen Gründen nichts vergessen können, was ihnen passiert ist, oder die die Fähigkeit, sich an ihren eigenen Namen, ihr Alter oder ihre Adresse zu erinnern, völlig verloren haben. Vor allem aber berichtet er von Experimenten mit seinen eigenen geistigen Fähigkeiten. Die Geschichte berührt auch philosophische Fragen wie „Wer sind wir ohne unsere Erinnerungen?“

Das Buch erschien 2011, aber das Thema ist nach wie vor aktuell. Gerade jetzt, wo künstlichen Intelligenz rasant an Bedeutung gewinnt. So sehr diese Technologien uns auch faszinieren: Wir sollten nicht vergessen, dass viele Mechanismen der menschlichen Intelligenz noch ein Rätsel sind.“

Joshua Foer ist ein Journalist und Wissenschaftsautor aus den Vereinigten Staaten. „Moonwalking with Einstein“ war sein erstes Buch. Der internationale Bestseller wurde in 34 Sprachen übersetzt.

Joshua Foer: „Moonwalking with Einstein.“ Penguin / Random House, 2011.