Im Tandem Forschung verständlich machen
Die Stiftung Charité hat die ersten Förderentscheidungen in ihrem neu aufgelegten Programm zur Verbesserung der Wissenschaftskommunikation getroffen. Mit den sogenannten „science x media Tandems“ hat die von der Unternehmerin Johanna Quandt gegründete Stiftung erstmalig ein Förderangebot entwickelt, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie auch Medienschaffende gleichermaßen unterstützt. Fachleute beider Tätigkeitsfelder waren aufgerufen worden, sich jeweils in einem festen Tandem und mit einem Vorhaben zu bewerben, das richtungsweisend für eine neue Qualität in der Kommunikation biomedizinischer Inhalte zu sein verspricht. Aus der Vielzahl der eingereichten Vorschläge hat die Stiftung Charité sieben Tandems ausgewählt, deren Projekte in den kommenden Monaten mit insgesamt knapp einer halben Millionen Euro gefördert werden. Zwei davon kommen vom Max Delbrück Center und werden beide von Russ Hodge koordiniert.
Ein Buch über außergewöhnliche Tiere
„Die Resonanz auf die Ausschreibung hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen und zeigt, dass die Bereitschaft, Wissenschaftskommunikation neu und anders zu denken, nicht zuletzt vor dem Erfahrungshorizont der COVID-19-Pandemie, enorm groß ist“, ordnet Dr. Jörg Appelhans, Vorstand der Stiftung Charité, die erste Ausschreibungsrunde ein.
Im Einzelnen sprach der Stiftungsrat in seiner Frühjahrssitzung auf der Grundlage von Förderempfehlungen einer eigens dafür eingesetzten Auswahlkommission die Bewilligungen der folgenden Tandems aus:
- Professor Gary Lewin (Neurobiologe und Arbeitsgruppenleiter am Max Delbrück Center), die preisgekrönte Illustratorin Kat Menschik werden zusammen mit Russ Hodge ein Buch verfassen, das unter dem Titel „Was außergewöhnliche Tiere uns über das Menschsein lehren“ Erkenntnisse aus der Arbeit mit Versuchstieren wie dem Nacktmull naturwissenschaftlich und künstlerisch vermittelt. Das Team hat dabei insbesondere Schülerinnen und Schüler im Blick und möchte das Buch unter anderem mit Lesungen und Schulbesuchen in die Öffentlichkeit tragen. Das Projekt wird von 1. Juli 2023 bis Ende Februar 2024 mit insgesamt 70.000 Euro gefördert. Russ Hodge vom Max Delbrück Center hat das Projekt initiiert.
- Auch der „GENE EXPRESS“ richtet sich an jüngere Adressatinnen und Adressaten. Das Gesellschaftsspiel soll Laien mit der Genexpression als einem zentralen Konzept der Molekularbiologie vertraut machen. Es wird entwickelt von Jennifer von Schlichting (Promovendin am Institut für Pathologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin) und Russ Hodge und in Kollaboration mit dem renommierten Brettspielautor Professor Steffen Bogen ausgearbeitet. Das Team erhält bis Ende 2023 Jahre insgesamt 34.000 Euro.
Beide Projekte wurden im Science Communication Teacher Training (SCOTT) entwickelt, das Russ Hodge für Nachwuchsforschende am Max Delbrück Center anbietet.
Weitere Tandem-Förderungen
- Professorin Meryam Schouler-Ocak (leitende Oberärztin in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus) wird gemeinsam mit der Fernseh-Moderatorin und Reporterin Dilek Üsük (u. a. RBB, ZDF) ein Aufklärungs- und Hilfsangebot zu mentaler Gesundheit aufsetzen, das sich mit Mit-Mitmach-Videos und via Social Media gezielt an die aus fachlicher Sicht vulnerable und schwer erreichbaren Gruppe türkeistämmiger Menschen in Deutschland richtet.
- Der Entwicklung eines frei zugänglichen Online-Angebots werden sich gemeinsam Professorin Odette Wegwarth (Heisenberg-Professorin für medizinische Risikokompetenz und evidenzbasiertes Entscheiden an der Charité) und die freie Wissenschaftsjournalistin Silke Jäger widmen. Der interaktive „science x media Risk Booster“ wird Medienleute dabei unterstützen, die Qualität von wissenschaftlichen Studienschneller und besser zu verstehen und enthaltene Unsicherheiten klarer in ihren Beiträgen zu kommunizieren.
- Auch Dr. Daniel Pach (Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Charité) und Jörg Hunke (u.a. Berliner Zeitung) wollen zu einer besseren Wissenschaftskommunikation befähigen. Das Tandem wird Seminare konzipieren und anbieten, um seriöse und fundierte Formen der Berichterstattung rund um Themen der digitalen Medizin zu stärken.
- Professor Lars Bullinger (Direktor der Charité-Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie) wird gemeinsam mit Sascha Karberg (Ressortleiter beim Tagesspiegel) unter dem Motto „Ohne Gene geht es nicht“ aus Forschung und Klinik sowie anhand der Selbsterzählungen von Patientinnen und Patienten live aus dem Alltag der Krebsforschung und der Krebstherapie berichten und dabei zeigen, was Translationsmedizin im Detail bedeutet.
- Professor Moritz Queisner (Juniorprofessor in der Chirurgie der Charité) und Frédéric Eyl (Diplomdesigner und Geschäftsführer von TheGreenEyl) arbeiten an einem Wissenschaftsparcours, auf dem Besucher*innen mithilfe von Extended Reality-Techniken, die räumliche Informationen multidimensional darstellen, die neuesten Erkenntnisse und Methoden aus der Chirurgie erleben können. Die besonders interaktive Ausstellung wird im Forschungsgebäude Der Simulierte Mensch (Si-M) installiert und dort allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offenstehen.
Alle Teams können mehrere Monate intensiv an ihren Projekten arbeiten und erhalten über die Förderung die dafür erforderlichen Freiräume und Sachmittel.
Die science x media Tandems stellen das erste Programm im neuen Förderschwerpunkt „Open Life Science“ dar. Mit dem Förderschwerpunkt setzt sich die Stiftung Charité dafür ein, dass die Lebenswissenschaften in Berlin für eine breitere Öffentlichkeit verständlicher und zugänglicher werden und die Vertrauenswürdigkeit von Medizinerinnen und Wissenschaftlern gestärkt wird – zunächst vor allem über die Schnittstelle von Wissenschaft und Medien. Die „science x media Tandems 2024“ werden im September ausgeschrieben.
Weiterführende Informationen
Kontakt
Dr. André Lottmann
Leiter der Geschäftsstelle
Stiftung Charité
+49 (0)30 450 570 - 509
info@stiftung-charite.de
www.stiftung-charite.de
- Über die Stiftung Charité
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Die Stiftung Charité ist eine unabhängige, privatrechtliche und gemeinnützige Stiftung. Sie wurde 2005 von der Unternehmerin und Stifterin Johanna Quandt (1926–2015) gegründet. Die Stiftung Charité trägt dazu bei, dass sich Berlin als führender Standort der Lebenswissenschaften im internationalen Vergleich etabliert und die Charité – Universitätsmedizin Berlin und ihre Partnereinrichtungen ihr Potenzial vollständig und nachhaltig entfalten. Sie fördert die Lebenswissenschaften in Berlin in den drei Bereichen Innovationsförderung, Wissenschaftsförderung und Open Life Science.
- Max Delbrück Center
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Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Max Delbrück Center) gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 70 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organ-übergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das Max Delbrück Center fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am Max Delbrück Center arbeiten 1800 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete Max Delbrück Center zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.