Gary Lewin

Physiological Society ehrt Gary Lewin

Der Neurowissenschaftler Gary Lewin ist zum Ehrenmitglied der britischen Physiological Society ernannt worden. Gemeinsam mit ihm wurden unter anderem zwei Medizin-Nobelpreisträger ausgezeichnet. Es ist die höchste Anerkennung, die die traditionsreiche Gesellschaft einer Einzelperson zukommen lässt.

Die Physiological Society hat Professor Gary Lewin schon zu Beginn seiner Karriere geprägt. In seiner Zeit an den Universitäten Sheffield und London nahm er wiederholt an Treffen teil, die diese älteste physiologische Gesellschaft der Welt mehrmals im Jahr organisierte. „Es gehörte zur Tradition dieser Zusammenkünfte, dass junge Forscherinnen und Forscher über ihre Arbeit berichteten und sich anschließend der harschen Kritik und den wirklich immer sehr bohrenden Nachfragen der Zuhörenden stellen mussten“, erzählt der Leiter der Arbeitsgruppe „Molekulare Physiologie der somatosensorischen Wahrnehmung“ am Berliner Max Delbrück Center. Das sei hart gewesen, habe ihn aber exzellent auf spätere Vorträge vorbereitet, sagt Lewin. 

Ein festlicher Abend in London 

Eine völlig unvorbereitete, da unerwartete Rede musste Lewin auch am 2. Dezember in der Royal Society in London halten. Bei dem diesjährigen Member Forum, einer Abendveranstaltung mit knapp 70 geladenen Gästen und einem festlichen Essen, wurde der Neurobiologe und Schmerzforscher, der schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert dem Max Delbrück Center die Treue hält, gemeinsam mit zwei weiteren Forschern und drei Forscherinnen zum Honorary Fellow der Physiological Society ernannt. Wie die im Jahr 1876 gegründete Gesellschaft, die derzeit 60 Nobelpreisträger zu ihren Mitgliedern zählt, auf ihren Internetseiten schreibt, handelt es sich bei dieser Ehrenmitgliedschaft um die höchste Auszeichnung, die sie einer einzelnen Person verleiht. 

Entsprechend hochkarätig war die Gruppe der Geehrten. Bei den beiden männlichen Kollegen handelt es um die Medizin-Nobelpreisträger des Jahres 2021: Professor David Julius von der University of California in San Francisco und Professor Arden Patapoutian vom Scripps Research Institute in La Jolla. Sehr gefreut habe er sich zudem darüber, dass auch seine Kollegin Irene Tracey, Professorin und künftige Rektorin der University of Oxford, die er aus der Schmerzforschung kenne, zum Ehrenmitglied ernannt worden sei, sagt Lewin. 

Ein Ehrenplatz in seinem Büro 

Besonders hervorgehoben hat die Physiological Society die Verdienste des Berliner Forschers, der 1965 auf der Isle of Man geboren wurde und als erstes Mitglied seiner Familie überhaupt eine Universität besuchte, auf dem Gebiet der Somatosensorik, also der Wahrnehmungen des Körpers. Zu Beginn seiner Laufbahn habe Lewin die entscheidende Rolle des Nervenwachstumsfaktors NGF bei der Entwicklung einer entzündlichen Schmerzüberempfindlichkeit identifiziert, begründet die Gesellschaft ihre Auszeichnung. Später habe er Pionierarbeit bei der Erforschung der molekularen Grundlagen der sensorischen Mechanotransduktion bei Säugetieren geleistet, die dem menschlichen Tastsinn und Schmerzempfinden zugrunde liegt. Beide Forschungsrichtungen hätten neue Therapien für sensorische Störungen ermöglicht. 

Auch Lewins Forschung an Nacktmullen, die seit fast 20 Jahren das Max Delbrück Center bereichern, wurde gewürdigt. Er habe sie als erster Wissenschaftler als experimentelles Modell eingeführt, um die molekularen Grundlagen der extremen Physiologie zu untersuchen, so die Gesellschaft. Er freue sich jedenfalls sehr über die Auszeichnung und die damit verbundene Würdigung seiner Arbeit, sagt Lewin, der in seiner Laufbahn schon viele Preise erhalten hat – unter anderem den prestigeträchtigen und hoch dotierten Ernst Jung-Preis für Medizin im Jahr 2019.  Die Ehrenmitgliedschaft der Physiological Society bedeutet ihm trotzdem besonders viel. Das gerahmte Zertifikat hängt jetzt gut sichtbar in seinem Büro.  

Text: Anke Brodmerkel 

 

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