Naturwissenschaftlicher Nachwuchs bei MINT400 am MDC

„Liebe zukünftige Kolleginnen und Kollegen!“ – So begrüßt Ernst T. Rietschel, der Vorstandsvorsitzende des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH), die 400 Schülerinnen und Schüler beim diesjährigen Hauptstadtforum MINT400. Die jungen Menschen sind gemeinsam mit 50 Lehrkräften ans Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin nach Berlin-Buch gekommen, um sich über biomedizinische Grundlagenforschung zu informieren.

MINT-EC, ein Verein mathematisch-naturwissenschaftlicher Excellence-Center an Schulen in Deutschland, veranstaltet jedes Jahr in Berlin ein solches Treffen für herausragende Schülerinnen und Schüler. Am MDC werden die Nachwuchstalente von zahlreichen Rednern begrüßt. So sind die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Sylvia Löhrman und der Berliner Bildungsstaatssekretär Mark Rackles angereist. Thomas Sommer, der wissenschaftliche Direktor des MDC, erläutert den jungen Gästen die Arbeit an seinem Institut, an dem – wie er betont – nicht nur Biologinnen und Chemikerinnen forschen. Vielmehr seien auch Disziplinen wie Medizin, Physik, Mathematik und Informatik nötig, um grundlegende Fragen von Gesundheit und Krankheit zu beantworten.

Der Vorstandsvorsitzende des MINT-EC, Wolfgang Gollub, ist begeistert. „Die Veranstaltung MINT400 eignet sich ganz besonders, um den Netzwerk-Spirit zu erzeugen“, sagt Gollub. Denn darum geht es dem Verein und seinen Hauptförderern, dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall / think ING und der Siemens Stiftung: Exzellente Schulen mit herausragenden Leistungen im Bereich der Naturwissenschaften werden deutschlandweit gefördert und sowohl untereinander als auch mit Universitäten und Wissenschaftszentren vernetzt. Bei der Auswahl der Schulen wird besonders auf die Leistung der Lehrkraft, aber auch auf ausgezeichnete Schülerleistungen Wert gelegt. So soll die „oberste Spitze“ des naturwissenschaftlich begabten Nachwuchses durch ein hohes Niveau im Unterricht und durch außerschulische Aktivitäten optimal gefördert werden. Dazu zählt z.B. die von Lehrern begleitete Teilnahme an Wettbewerben wie Jugend forscht und der Mathematik-Olympiade. „Um diesen Nachwuchs mache ich mir überhaupt keine Sorgen“, so Gollub. Die Schüler erhalten zusätzlich zum Abiturzeugnis ein Zertifikat, das die besonderen Leistungen in drei Bereichen zusammenfasst: Es werden die Fachkompetenz in den MINT-Fächern, propädeutisches Arbeiten und zusätzliche MINT-Aktivitäten aufgeführt.

Emma Hermanns und Daniela Odenthal von der St. Anna Schule Wuppertal. Foto: Undine Hill/MDC

Dazu zählen auch Events wie MINT400. Am MDC nutzen wissenschaftliche Einrichtungen, Universitäten und Unternehmen die Gelegenheit, dem hochkarätigen Nachwuchs auf dem MINT-Bildungsmarkt Studiengänge und Berufsmöglichkeiten schmackhaft zu machen. Emma Hermanns und Daniela Odenthal, zwei Schülerinnen der St. Anna Schule in Wuppertal, inspizieren das Angebot und freuen sich auf die anschließenden Fachvorträge und Workshops. Daniela hat bereits an Jugend forscht im Bereich Chemie teilgenommen und möchte Chemie studieren, allerdings in Kombination mit einem Wirtschaftsstudium. Sie wartet auf die „Keynote Speech“ von MDC-Wissenschaftler Erich Wanker über aktuelle Alzheimer Forschung, da sie ihre Facharbeit zu diesem Thema schreibt. Emma, besonders gut in Physik, ist gespannt, was Emanuel Jacobi vom DESY Zeuthen über ihr Steckenpferd, den IceCube, berichtet, einen Neutrino-Detektor, der am Südpol gebaut wurde. Nach den Vorträgen gibt es am MDC noch Labortouren und Workshops, angeboten von Benedikt Obermayer (Bioinformatik), von der AG Sommer (Zellstoffwechsel) und der AG Daumke (Proteincharakterisierung und Röntgenkristallographie).

 

Jörg Seidel, Monika Hebbeher und Sören Meiners vom Lessing Gymnasium Lampertheim. Foto: Undine Hill/MDC

Jörg Seidel

Am zweiten Veranstaltungstag verteilt sich der wissbegierige Nachwuchs über die Stadt, um das Workshop-Angebot an Orten wie der Freien Universität Berlin und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wahrzunehmen. In der Abendsession am MDC berichten die Teilnehmer einander rege über die Inhalte dieser Workshops. Jörg Seidel und Sören Meiners geben ihrer Begleit-Lehrerin Monika Hebbeher ein präzises Update. Sie sind Schüler einer MINT- und Europaschule, dem Lessing-Gymnasium in Lampertheim. „Wir haben erst den Ablauf diskutiert und dann praktisch mit einer Vakuum-Fotozelle und gebeugtem Laserlicht gearbeitet“, erzählt Jörg. Gemeinsam mit Sören hat er an dem Workshop „Die Welt der Physik“ teilgenommen. Auch Sören ist zufrieden: „Wir wurden intensiv von zwei Studenten der FU betreut. Wenn man so wie wir kurz vor dem Abitur steht, ist das eine gute Gelegenheit, um so viele Informationen wie möglich zu bekommen. Da war eine Führung über den Campus und der Einblick in das Uni-Leben sehr hilfreich.“ Dass Jörg und Sören Schüler einer MINT-Schule sind und sogar in einer gesonderten MINT-Klasse über den normalen Unterrichtsstoff hinaus gefördert werden, empfinden sie als überaus sinnvoll. „Wir haben eine eigene Sternwarte an unserer Schule und haben auch schon das CERN in der Schweiz besichtigt.“ Außerdem arbeitet ihr Gymnasium eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg zusammen. „In unserer MINT-Klasse gehen wir etwas schneller durch den Stoff“, bemerkt Jörg nüchtern. Beide haben vor, ein Physikstudium zu beginnen. Ob sie danach auch ins Doktorandenstudium gehen möchten, sei allerdings noch offen und dann doch „noch zu weit vorausgeplant“.

Ein Science Slam rundet das Treffen ab. Daniel Beis, Nuria Cerdá-Esteban und Arndt Pechstein treten – moderiert von André Lampe – gegeneinander an. Siegerin wird Nuria, die mittlerweile nicht mehr als Wissenschaftlerin arbeitet, sondern im Wissenschaftsmanagement des MDC.


Beitragsbild: Auftakt zu den Fachvorträgen: 400 Schülerinnen und Schüler sowie rund 50 Lehrkräfte waren zum Haupstadtforum MINT400 an das MDC gekommen. Foto: Undine Hill, MDC