Kinder im Labor

Wasserberge bauen und Erbgut isolieren

Einen Tag Forschungsluft schnuppern im Gläsernen Labor konnten Jungen und Mädchen vom Elisabethstift und vom Kinderhospiz Berliner Herz. Dieses Angebot verdanken sie einer Spendenaktion am Max Delbrück Center, die zwei Mitarbeiterinnen mit Hilfe des Freundeskreises initiiert hatten.

Ellen (rechts im Bild) war eines der Kinder vom Elisabethstift, die im Gläsernen Labor spielerisch mehr über Naturgesetze rund um die Elemente Wasser und Luft lernten.

Ellen weiß genau, was zu tun ist: Sie greift einen Becher, benetzt den Rand mit Wasser, füllt etwas mehr davon hinein. Dann drückt sie eine Postkarte behutsam auf die Oberfläche, dreht den Becher um – und die Karte hält.

Das Mädchen mit den grün blinkenden Hörgeräten ist eines von dreizehn Kindern im Alter von sieben bis zehn Jahren, die an diesem Julitag im Gläsernen Labor spielerisch mehr über Naturgesetze rund um die Elemente Wasser und Luft lernen. Kursleiterin Ilona Kurth hatte alle Kinder um die zwei Waschbecken an der Stirnseite des Übungsraums versammelt und wollte wissen, ob jemand den Trick mit dem „magischen Becher“ kennt. Ellen meldet sich sofort.

Dass ihre KiTa-Gruppe vom Elisabethstift, in der Kinder mit leichtem Förderbedarf etwa aufgrund von ADHS, Autismus oder kleiner körperlicher Einschränkungen betreut werden, einen Tag im Gläsernen Labor verbringen kann, geht auf eine Initiative von Feraye Kocaoglu und Victoria Malchin zurück: Im Jahr 2023 hatten sie ihre Kolleginnen und Kollegen vom Max Delbrück Center aufgerufen, Geld zu spenden, um benachteiligten Kindern einen Kurs im Gläsernen Labor zu ermöglichen. Dabei kam mit 1.500 Euro so viel Geld zusammen, dass das Angebot in diesem Sommer wiederholt werden konnte.

Naturgesetze sind spannend – ebenso das Innere von Zellen

Während die Gruppe vom Elisabethstift „Wundersame Wasserexperimente“ im Gläsernen Labor erlebt, gibt dessen Leiterin Claudia Jacob weiteren elf etwas älteren Kindern vom Kinderhospiz Berliner Herz einen Crashkurs in Mikroskopieren. 

Die Kindern vom Kinderhospiz Berliner Herz bekamen einen Crashkurs in Mikroskopieren.

Die Jugendlichen haben jeweils ein Geschwisterkind, das unheilbar erkrankt ist. Zunächst studiert die Gruppe den Aufbau von Pflanzenzellen. Der Höhepunkt des Tages: Erbinformation aus Zellen der Mundschleimhaut isolieren. „Dafür brechen wir die Zellmembran mithilfe von Tensiden auf und zentrifugieren das Zellinnere. Die Erbinformation ist dann als eine Art grauer Schleier sichtbar“, sagt Claudia Jacob.

Auch Ilona Kurth zeigt den Kindern im Gläsernen Labor Experimente. Nach einführenden Übungen, wie Wellen auf der Wasseroberfläche oder Blasen unter Wasser erzeugen, bauen die Jungen und Mädchen einen Wasserberg. Dafür befüllen sie einen Teelicht-Behälter mittels Pipette mit orangefarben gefärbtem Wasser. Sobald der Behälter voll ist, wird weiteres Wasser tröpfchenweise zugefügt. Die Kinder staunen, denn es läuft nicht über, sondern bildet einen etwa zwei Millimeter hohen „Wasserberg“. „Die Wassermoleküle halten zusammen. Erst wenn der Druck größer ist als die Oberflächenspannung, beginnt das Wasser überzulaufen“, erklärt Ilona Kurth.

Experimente zum Mitnehmen

Pause auf dem grünen Campus Buch

Nach den ersten anderthalb Stunden gibt es eine wohlverdiente Pause. „Ich bin begeistert von der Gruppe, die Kinder sind ruhig und aufmerksam und helfen sich gegenseitig“, lobt Ilona Kurth. Den Kindern gefällt es auch. Kevin, ein schmaler blonder Junge mit bunter Brille, ist vor allem vom Wassertornado begeistert. Der entsteht, wenn man Wasser von einer mit einer anderen verbundenen Plastikflasche kippt und diese dabei kräftig schüttelt. Ellen gefällt das Experiment mit dem Wasserberg am besten: „Das kannte ich noch nicht und fand ich richtig toll“, sagt das Mädchen anerkennend.

Wie passend, dass das Experimentieren nach dem Tag im Gläsernen Labor nicht vorbei ist: Alle Kinder bekommen eine Tüte, in der sich weitere spannende Aufgaben finden, etwa wie man eine Geldbörse selbst bastelt. Und im Protokoll, das die Kinder anfertigen, können sie nachlesen, wie die Experimente im Labor funktionieren. Ellen kann nun auch zu Hause einen Wasserberg bauen.

Text: Wiebke Peters

 

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