Nebennierenrinde

Preis für Zellatlas der Nebenniere

Wie sich die Nebenniere selbst reguliert und wie dort Krebs entsteht, ist bislang weitgehend unbekannt. Für ihre Arbeiten an einem Zellatlas der Hormondrüse haben MDC-Doktorand Ali Kerim Secener und Barbara Altieri vom Uniklinikum Würzburg den 55. Schoeller-Junkmann-Preis erhalten.

Wer Panik in geschlossenen und engen Räumen hat und morgens um 8:00 Uhr dennoch mit der U6 durch Berlin-Mitte fährt, ist dort vermutlich gestresst: Die Nebenniere löst die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion aus, woraufhin das Herz schneller schlägt, der Blutdruck steigt und die Muskeln sich anspannen.

Herzlichen Glückwunsch an Ali Kerim Secener vom MDC und an Barbara Altieri vom Universitätsklinikum Würzburg, die den 55. Schoeller-Junkmann-Preis 2022 erhalten haben.

Ali Kerim Secener fährt täglich mit der U6 zum Berliner Institut für Medizinische Systembiologie (BIMSB) des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC), um mit Einzelzelltechnologien die menschliche Nebenniere zu erforschen. Bei der Technologie-Plattform „Genomik“ des MDC und Berlin Institute of Health (BIH) arbeitet er an einem Zellatlas der Hormondrüse und wurde dafür nun gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Barbara Altieri vom Universitätsklinikum Würzburg mit dem 55. Schoeller-Junkmann-Preis ausgezeichnet. Nun nahmen die beiden Forschenden die Auszeichnung bei einer Onlineveranstaltung entgegen. Auf ihrer Jahrestagung vergibt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) jährlich den mit 12.000 Euro dotierten Preis für herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Endokrinologie.

Einzelzellbiologie der Nebenniere

Die drei Schichten der Nebennierenrinde (blau, gelb, rot).

Die Nebennieren sind Hormondrüsen, die oberhalb der beiden Nieren liegen. Um Steroidhormone produzieren zu können, muss sich das Organ permanent selbst erneuern. Forscher*innen wissen aber bislang wenig über seine Selbsterhaltung und die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen.

 Secener und Altieri konnten mit Hilfe von Einzelzelltechnologien mehr über den komplexen Prozess der Selbsterhaltung und Regulation der Nebenniere herausfinden. Seit 2019 arbeitet das Team an einem Zellatlas der Hormondrüse. Dabei haben die Forschenden nun zwei bislang unbekannte Zelltypen identifiziert: Bei einem handelt es sich um Vorläuferzellen, die sich später zu adrenalinproduzierenden Zellen im Nebennierenmark umwandeln, jene Zellen die den „Kampf-oder-Flucht“-Mechanismus im Körper auslösen. Der zweite bislang unbekannte Zelltyp ist der Vorgänger von anderen hormonproduzierenden Zellen in der Nebennierenrinde.

Der Zellatlas, an dem Secener und Altieri mitgearbeitet haben, gewährt nicht nur Einblicke in die Selbsterneuerung. Das Team nutzt ihn auch bereits, um Tumorzellen zu charakterisieren, die sich typischerweise in der Nebenniere ausbilden und vorkommen können. Ihre Forschungsergebnisse sollen noch dieses Jahr in einem Fachjournal erscheinen.

Über den Schoeller-Junkmann-Preis der DGE

Im Gedenken an ihre beiden Mitarbeiter Walter Schoeller und Karl Junkmann stiftete die Firma Schering AG von 1966 bis 2009 den "Schoeller-Junkmann-Preis" der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie für in Europa tätige Endokrinologen unter 40 Jahren für herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Endokrinologie. Nach der Fusion von Schering mit Bayer und dem damit verbundenen Rückzug von Schering führt die DGE diesen traditionsreichen Preis mit Unterstützung durch andere Sponsoren (Pfizer Pharma GmbH) weiter.

Text: Christina Anders

 

Weiterführende Informationen

Der Schoeller-Junkmann-Preis