Archiv 2022
Anzahl der Versuchstiere und Art der Versuche
Anzahl der Versuchstiere am Max Delbrück Center
Am Max Delbrück Center setzen Forschende Mäuse, Ratten und Zebrabärblinge (das ist ein anderer Name für Zebrafische) in Tierversuchen ein. Außerdem gibt es am Max Delbrück Center eine kleinere Kolonie von Nacktmullen, die ebenfalls der Forschung als Modelle dienen. In der Statistik sind diese unter den „anderen Nagetieren“ aufgelistet. Die Kaninchen, Meerschweinchen und Goldhamster leben am Max Delbrück Center für die Schulung von Auszubildenden in der Tierpflege. Kaninchen werden außerdem für die Herstellung von Antikörpern gehalten und am Ende des Versuches an die Labortierhilfe abgegeben.
Gentechnisch veränderte Mäuse dienen am Max Delbrück Center beispielsweise als Forschungsmodell für die Alzheimer-Krankheit oder für die Entstehung von Tumoren. An Ratten erforschen Wissenschaftler*innen vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Zebrafische sind Modelle für häufige Entwicklungsstörungen des Herzens.
Einige Tiere haben besondere Fähigkeiten, die Menschen nicht haben. Forschende am Max Delbrück Center wollen von diesen Tieren lernen: Menschen erleiden nach einem Schlaganfall oft bleibende Schäden, weil Organe nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurden. Nacktmullen hingegen macht Sauerstoffentzug viel weniger aus. Auch Zebrafische haben eine Fähigkeit, die vielen Herzpatient*innen gut gelegen käme: Sie können beschädigte Zellen im Herzen selbst reparieren.
Die wichtigsten Fragen und Antworten
- Wie viele Versuchstiere werden in Deutschland für die Forschung eingesetzt? Und wie viele davon am Max Delbrück Center?
In Deutschland wurden laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Jahr 2020 ca. 1,34 Millionen Tiere in der angewandten und der Grundlagenforschung eingesetzt. Davon waren es am Max Delbrück Center im Jahr 2020, das durch die Corona-Pandemie geprägt wurde, circa 2,7 Prozent, genauer: 35.166 Tiere.
Ein Tier wird dem BfR gemeldet, wenn es in dem betreffenden Jahr ein Experiment durchlaufen hat oder im Rahmen der Züchtung geboren wurde.
- Wie viele Tierversuchsstudien finden am Max Delbrück Center pro Jahr statt?
- Während eines Jahres laufen am Max Delbrück Center insgesamt etwa 300 Tierversuchsstudien.
Während eines Jahres laufen etwa 300 Tierversuchsstudien („bearbeitete Vorhaben“) mit typischerweise etwa hundert Tieren je Studie parallel.
- Wie viele Tiere werden für eine Tierversuchsstudie benötigt?
- Während die eine Studie mit fünf Tieren auskommt, werden für eine andere etwa hundert Tiere benötigt. Damit eine Studie Aussagekraft erlangt, muss die Anzahl der Tiere nach statistischen Kriterien berechnet werden: ausreichend groß, damit ein statistisch relevantes Ergebnis zu erwarten ist. So klein wie möglich, wie es der Tierschutz verlangt.
Wie viele Tiere für eine Studie verwendet werden, bemisst sich immer nach der Fragestellung und nach wissenschaftlichen Kriterien. Die Anzahl der Tiere muss groß genug sein, damit ein statistisch relevantes Ergebnis zu erwarten ist. Nur so erlangt die Studie Aussagekraft. Während die eine Studie dafür mit fünf Tieren auskommt, werden für eine andere etwa hundert Tiere benötigt. Tierversuchsstudien kosten viel Geld und viel Zeit – für Züchtung, Haltung und Genehmigungsverfahren. Daher sind sie für die Forscherinnen und Forscher am Max Delbrück Center nicht die erste, sondern die letzte Wahl, um Antworten auf ihre Forschungsfragen zu finden.
Kategorien der Schweregrade von Tierversuchen
Neben der Anzahl der Versuchstiere und der Information über die eingesetzten Tierarten gehört zur jährlichen Meldung an das LAGeSo, das ist die für das Max Delbrück Center zuständige Behörde, unter anderem auch die Angabe von Schweregraden der Tierversuche. Die Kategorien der Schweregrade und wie die Versuche in diese Kategorien eingeteilt werden müssen, sind in der Richtlinie 2010/63/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2010 zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere festgelegt. Die genauen Definitionen haben wir hier aufgelistet:
- Kategorien der Schweregrade
- nach Richtlinie 2010/63/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2010 zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere ( >> )
Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion: Verfahren, bei denen Tiere ohne Vorbehandlung zu wissenschaftlichen Zwecken getötet werden oder Versuche, die gänzlich unter Vollnarkose durchgeführt werden, aus der das Tier nicht mehr erwacht, werden als „keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“ eingestuft.
Gering: Verfahren, die bei den Tieren kurzzeitig geringe Schmerzen, Leiden oder Ängste verursachen sowie Verfahren ohne wesentliche Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere, werden als „gering“ eingestuft.
Mittel: Verfahren, die bei den Tieren kurzzeitig mittelstarke Schmerzen, mittelschwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende geringe Schmerzen verursachen sowie Verfahren, die eine mittelschwere Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere verursachen, werden als „mittel“ eingestuft.
Schwer: Verfahren, die bei den Tieren starke Schmerzen, schwere Leiden oder Ängste oder lang anhaltende mittelstarke Schmerzen, mittelschwere Leiden oder Ängste verursachen sowie Verfahren, die eine schwere Beeinträchtigung des Wohlergehens oder des Allgemeinzustands der Tiere verursachen, werden als „schwer“ eingestuft.
Welche Belastungsgrade hatten die Tierversuche am Max Delbrück Center im Jahr 2022 und wie viele Tiere wurden dabei eingesetzt?
Die meisten Tierversuche am Max Delbrück Center im Jahr 2022 belasten die Tiere nur in geringem Maße. Ein weiterer großer Teil der vom Max Delbrück Center gemeldeten Tiere wurde zu wissenschaftlichen Zwecken getötet, um zum Beispiel Zell- oder Gewebeproben zu untersuchen. Sie sind in der Statistik unter „Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“ sowie unter „Tötung zur Gewebe- und Organentnahme“ erfasst. In diese Kategorie fallen auch Versuche, die unter Vollnarkose durchgeführt werden und bei denen das Tier in Narkose getötet wird.
Eine sehr geringe Anzahl von Tieren wird in Versuchen eingesetzt, die mit schweren Belastungen verbunden sind. Hier sind unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber verpflichtet, die Belastung – wenn irgend möglich – durch Schmerzmittel zu reduzieren. Außerdem müssen sie die Belastung abwägen gegen den erwarteten medizinischen und wissenschaftlichen Nutzen. Grundsätzlich gilt die 3R-Regel (reduce, refine, replace): Das heißt, die Zahl der Versuchstiere müssen Forschende so gering wie möglich halten, Schmerzen und Leid minimieren und wann immer es geht auf Ersatzmethoden zurückgreifen.