Grundstein für das Käthe-Beutler-Haus

„Wir können uns perfekt ergänzen“

Der Grundstein für das Käthe-Beutler-Haus auf dem Campus Berlin-Buch ist gelegt. Dort soll 2020 das Berlin Institute of Health (BIH) einziehen, das die Stärken von MDC und Charité bündelt. Zu dieser Kooperation haben wir mit Professor Martin Lohse, Wissenschaftlicher Vorstand des MDC, gesprochen.

Wer wird künftig im Käthe-Beutler-Haus arbeiten? 

Hier entsteht ein Gebäude mit rund 2500 Quadratmetern Nutzungsfläche, das Grundlagenforschung, klinische Forschung und Technologieplattformen unter einem Dach vereint. Wenn unterschiedliche Disziplinen eng zusammenarbeiten, kann eine besondere Atmosphäre entstehen, in der man sich gegenseitig beflügelt und die alle weiterbringt. Das ist unser Ziel im BIH. Wir wollen dafür exzellente internationale Forscherinnen und Forscher rekrutieren, die die Arbeitsgruppen im BIH und am MDC ergänzen. Der direkte Nachbar des neuen Hauses auf dem Campus ist übrigens das Experimental and Clinical Research Center (ECRC) von MDC und Charité. Dort wird die Zusammenarbeit von Grundlagenforschung und Klinik schon lange praktiziert und ist im Grunde die Keimzelle des BIH. Auf diese Kompetenz in der patientenorientierten Forschung bauen wir auf.

 

Entwurf des Käthe-Beutler-Hauses

Und was kostet das neue Gebäude? 

Die Kosten für den Entwurf des Berliner Architekturbüros Kleyer.Koblitz.Letzel.Freivogel belaufen sich für das BIH auf 24,3 Millionen Euro, die zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent vom Land getragen werden. Das ist eine überaus notwendige Investition, die unsere bewährte Partnerschaft stärken wird. Sie wird dem BIH auf dem Campus Buch einen zentralen Ort und ein Gesicht geben und den Ausbau gemeinsamer patientennaher Forschung ermöglichen.

Käthe-Beutler-Haus: Verlegung des Grundsteins

Die Zusammenarbeit der beiden Partner MDC und Charité unter dem Dach des BIH läuft bereits sehr gut. Worauf sind Sie und das MDC besonders stolz? 

Lassen Sie mich drei Beispiele nennen. Wir sind sehr stolz darauf, dass es MDC und BIH gemeinsam gelungen ist, international angesehene Wissenschaftler nach Berlin zu holen. Dazu gehört Holger Gerhardt hier auf dem Campus. Er sucht nach Wegen, wie man die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese) beeinflussen kann. Denn das spielt bei so verschiedenen Erkrankungen wie Krebs oder der diabetischen Retinopathie, aber auch bei chronischen Wunden eine Rolle. Zum Aufbau des BIH brauchen wir Forscher wie ihn, mit  fachlicher Exzellenz und der Fähigkeit, weitere Leute anzuziehen und zu integrieren.  

Ebenso stolz sind wir auf ein Projekt aus der Krebsimmunologie, das Thomas Blankenstein (MDC) und Peter Kloetzel (Charité) gemeinsam vorantreiben. Es baut auf jahrzehntelangen Arbeiten hier am MDC auf und ist weltweit einzigartig. Die Grundidee ist folgende: Man analysiert zunächst das Genom des Primärtumors und sucht nach mutierten Antigenen, die den Krebs für das Immunsystem sichtbar machen können. Dann verändert man die T-Zellen des Krebspatienten gentechnisch so, dass sie die Krebszellen erkennen und diese zerstören. Das kann für viele Arten von Krebs funktionieren. Eine erste klinische Phase-1-Studie für das Multiple Myelom soll nun beginnen. Das vom BIH geförderte Konsortium um Thomas Blankenstein und Peter Klötzel sucht jetzt nach weiteren Antigenen, die für eine solche Krebstherapie in Frage kommen. Sie sehen: Ohne solche Grundlagenforschung gibt es auch nichts wirklich Innovatives für die Translation!

Mein drittes Beispiel sind die Technologieplattformen, die wir aufbauend auf den Strukturen des MDC für das BIH etabliert haben. Das ist ein wichtiges Angebot für die translationale Forschung. Selbst mit sehr ehrgeizigen Projekten findet man so die geeignete Infrastruktur für analytische oder technische Fragen. Auch das war nur möglich, weil die Technologieplattformen nicht bei null anfangen mussten. Sie sind in bestehende Infrastrukturen des MDC integriert und können auf die Expertise von MDC-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und deren Netzwerke zurückgreifen. Nehmen Sie Philipp Mertins, der vom Broad Institute in Boston zu uns kam, um die gemeinsame Proteomik-Plattform von MDC und BIH zu leiten. Oder Sebastian Diecke: Mit seiner Plattform zu pluripotenten Stammzellen unterstützt er Gruppen, die patientenspezifische Krankheitsmodelle brauchen.

Warum ist die Partnerschaft von Max-Delbrück-Centrum und Charité im BIH aus Ihrer Sicht ein Gewinn für alle, ein Gewinn für die Stadt Berlin?  

Alexander Koblitz, Dr. Rolf Zettl, Prof. Dr. Axel Radlach Pries und Prof. Dr. Martin Lohse bei der Verlegung des Grundsteins für das Käthe-Beutler-Haus auf dem Campus Berlin-Buch

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller hat gesagt, dass er Berlin zur führenden Gesundheitsstadt in Europa entwickeln möchte. Dazu tragen MDC und Charité mit aller Kraft und mit ihren sehr unterschiedlichen Profilen und Kompetenzen jeweils ihren Teil bei. Wir können uns perfekt ergänzen. Erst in diesem Jahr hat eine intensive Begutachtung dem MDC bestätigt, dass es zu den weltweit führenden biomedizinischen Instituten gehören. Internationalität ist für uns Alltag, etwa die Hälfte unserer Forscherinnen und Forscher kommen nicht aus Deutschland. Auch multidisziplinäre Zusammenarbeit ist für uns selbstverständlich. Denn wir sind nicht auf ein einzelnes Organ fokussiert, sondern wollen übergreifende Krankheitsmechanismen aufdecken. Die Charité ist als größtes Universitätsklinikum in Europa ebenfalls sehr breit aufgestellt, in der Klinik wie in der Forschung. Im BIH kann daher die translationale Brücke in vielen Fachbereichen ausgebaut werden. Dafür braucht es ein gutes Fundament auf beiden Seiten: Grundlagenforscher, die sich für die Klinik interessieren, und Kliniker, die die Grundlagenforschung spannend finden. Das Projekt von Thomas Blankenstein ist dafür ein hervorragendes Beispiel.  

Die Fragen stellten Jutta Kramm und Jana Schlütter.