
Statement des MDC zu Standards bei Tierversuchen
19.12.2019
Gute Wissenschaft und gute Tierhaltung gehen dabei Hand in Hand, denn wenn Tiere leiden oder gestresst sind, werden unter Umständen Ergebnisse verfälscht. So geht beispielsweise Stress mit einer erhöhten Ausschüttung bestimmter Hormone einher und wirkt sich auf den Blutdruck und den Stoffwechsel der Tiere aus.
Tierversuche in der Wissenschaft müssen in Deutschland nach der „3-R-Regel“ durchgeführt werden. Sie steht für „reduce, refine, replace“ – zu Deutsch: reduzieren, verbessern, ersetzen. Tierversuche dürfen demnach nur dann stattfinden, wenn es keine andere Alternative gibt. Die Wissenschaftler*innen sind verpflichtet, aus möglichst wenigen Experimenten das Maximum an Erkenntnis zu gewinnen und das Leiden von Tieren auf ein Minimum zu beschränken. Das MDC gehört seit 2012 zu den Unterzeichnern der Basler Deklaration. Sie verpflichtet uns zur Einhaltung ethischer Standards bei sowie zu mehr Transparenz und Kommunikation im Umgang mit Tierversuchen. Zudem ist das MDC Mitglied in der European Animal Research Association (EARA).
Um die Behandlung von Krebspatient*innen mit metastasiertem Melanom erfolgreicher und erträglicher zu machen, haben Wissenschaftler*innen des MDC und der Charité einen Ansatz für eine Gentherapie entwickelt. Bevor dieser Ansatz in einer klinischen Phase-1-Studie getestet werden konnte, gab es mehrere Anhörungen mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) und einer Ethikkommission. Um die Sicherheit der Patient*innen zu gewährleisten, machte das PEI zusätzlich zu den bereits vorliegenden Daten eine Auflage: Ein unabhängiges Institut müsse die Verträglichkeit des neuen Vektors für die Gentherapie in einer toxikologischen Studie überprüfen. Für diese Studie mit 20 Mäusen kam nur ein zertifiziertes, in Deutschland ansässiges Labor in Frage. Das Laboratory of Pharmacology and Toxicology (LPT) hatte zu diesem Zeitpunkt einen guten Ruf, zusätzlich überzeugten sich die Mitarbeiter*innen vor Ort von den Bedingungen. Das war 2010. Seitdem gab es – nach unseren Recherchen – keine weiteren Kooperationen des MDC mit dem LPT.
Die Vorwürfe gegen das LPT wurden 2019 bekannt. Die veröffentlichten Videos weisen auf inakzeptable Tierschutzstandards hin, die nicht in eine Forschungseinrichtung des 21. Jahrhunderts gehören.