Wie Abnehmen und wie Gewicht halten?
Manche Menschen können essen, soviel sie wollen und nehmen nicht zu. Umgekehrt schlägt eine Diät nicht bei allen, die ihre überflüssigen Pfunde loswerden wollen oder aus gesundheitlichen Gründen loswerden müssen, gleich gut an. “Warum das so ist, ist noch wenig verstanden, aber man muss dabei sicher genetische Faktoren berücksichtigen”, sagte Prof. Vojtech Hainer vom Adipositas-Therapiezentrum der Karls-Universität in Prag (Tschechische Republik) beim “2. Internationalen Symposium über Adipositas und Bluthochdruck” vor der Presse am 25. Oktober 2001 im Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch. Wissenschaftler und Kliniker, die sich mit dem Krankheitsbild der Adipositas (Fettsucht) befassen, versuchen die Rolle der Gene bei diesen Stoffwechselprozessen zu erhellen, zum Beispiel mit Zwillingsstudien. Zwillinge haben gleiche oder sehr ähnliche Erbanlagen, je nachdem ob sie eineiig oder zweieiig sind. Eine Studie mit eineiigen weiblichen Zwillingen in Prag ergab, dass die Gewichtsabnahme in der gesamten Gruppe um mehrere Kilogramm sehr stark variierte von fast sechs Kilogramm (kg) bis 12,4 kg. Unter den eineiigen Zwillingsgeschwistern jedoch war die Gewichtsabnahme nahezu gleich verteilt. “Das zeigt, dass genetische Faktoren in der Tat beim Abnehmen eine Rolle spielen”, betonte Prof. Hainer. “Möglicherweise können wir in Zukunft aufgrund dieser Erkenntnisse die Adipositas besser behandeln, als das jetzt der Fall ist”, sagte Prof. Hainer, der auch Vorsitzender der Tschechischen Adipositas Gesellschaft ist.
Die Frauen im Alter von durchschnittlich 39 Jahren wogen im
Schnitt über 70 und 90 kg. Sie hatten täglich vier Wochen lang eine “sehr
niedrigkalorische Diät” bekommen. Kliniker hatten diese Diät zusammen mit einem
Forschungsinstitut (Dairy Research Institute) vor zehn Jahren entwickelt. Mit
ihr sind in Prag bereits mehrere hundert extrem adipöse Patienten behandelt
worden.
Zusätzlich zur Diät mussten die Frauen in der Studie jeden
Tag Gymnastik machen. Sie wurden dabei von einem Arzt betreut. Tägliche
Gesundheitskontrollen ergaben, dass die Frauen die Diät gut vertrugen. Die
zusätzlich einmal in der Woche vorgenommenen Labortests zeigten laut Prof.
Hainer zudem, dass bei den Frauen keine Nebenwirkungen auftraten und sie sich
streng an die Diät gehalten hatten. 60 Prozent der Studienteilnehmerinnen konnten noch zwei Jahre nach dem Ende der
Studie ihr Gewicht halten. Danach nahmen die Frauen allerdings wieder zu, vor
allem diejenigen, die nicht mehr zur regelmäßigen Kontrolle in die Klinik
gekommen waren.
Prof. Hainer wies zugleich darauf hin, dass in Mittel- und
Osteuropa die Zahl der übergewichtigen Menschen nach der Wende gestiegen ist.
Waren 1988 in der damaligen Tschechoslowakei - der heutigen Tschechischen
Republik - noch rund 16 Prozent der
Männer im Alter zwischen 20 und 65 Jahren übergewichtig, so waren es 1997 über
22 Prozent. Bei den Frauen des gleichen Alters war die Zahl der Übergewichtigen
im gleichen Zeitraum von 20,5 Prozent auf 25,6 Prozent gestiegen. Für die
ehemalige DDR sehen die Daten ähnlich aus: 1985 waren 13,7 Prozent der Männer
im Alter zwischen 25 und 65 Jahren übergewichtig sowie 22,2 Prozent der Frauen
der gleichen Alterstufe. 1992, drei Jahre nach der Wende, hatten hingegen 20,5
Prozent der Männer und 26,8 Prozent der Frauen zugenommen. Für Bulgarien,
Ungarn und Polen ist die Entwicklung ähnlich.
Das Prager Therapiezentrum wurde 1988 als erstes Adipositas
Therapiezenrum in der ehemaligen Tschechoslowakei gegründet. Inzwischen gibt es
neben Prag vier weitere Therapiezentren in Brünn, Pilsen, Hradec Králové
(Königgrätz) und Ostrava (Ostrau). Sie
sind alle an Universitätskliniken angeschlossen. In Prag werden jährlich rund 2
000 extrem adipöse Patienten behandelt. Das Zentrum schult auch Ärzte,
Diätassistenten, Krankenpfleger und Berater für Gesundheitszentren.
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