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Neue PhD-Programme starten am MDC

Angehende Doktorand*innen können sich für gleich zwei neue Ausbildungsprogramme bewerben. Das Training talentierter Nachwuchsforscher*innen am MDC und weiteren europäischen Forschungseinrichtungen unterstützt die EU mit bis zu vier Millionen Euro je Netzwerk.

Krebszellen ordentlich einheizen oder einen kleinen Signalstoff untersuchen, der psychische Krankheiten auslösen kann – in zwei neuen Marie Skłodowska-Curie Innovative Training Networks (ITN) sollen hervorragende Stipendiat*innen auf den Gebieten multimodaler Krebstherapien und der neuronalen Entwicklung ausgebildet werden. Interessierte Kandidatinnen und Kandidaten können sich teilweise schon jetzt für die Stipendien bewerben.

An beiden Programmen sind neben dem Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) jeweils zehn weitere Verbundmitglieder wie Universitäten, Universitätskliniken und außeruniversitäre Institute sowie mehrere nicht-akademische Partnerorganisationen beteiligt. Mehrmals wurden die Anträge für „Hyperboost“ und „Serotonin and Beyond“ überarbeitet, bis sie 2020 im EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“ bei einer hochkompetitiven Ausschreibung Erfolg hatten.

Wirksame Krebstherapien entwickeln

So können wir die Temperatur gezielt in Körperregionen erhöhen und sie am MRT-Gerät für diagnostische und therapeutische Zwecke verfolgen und steuern.
Thoralf Niendorf
Thoralf Niendorf Leiter der AG "Experimentelle Ultrahochfeld-MR"

Höhere Temperaturen im Körper können Strahlentherapien gegen Krebs effektiver machen. Eine Kombination aus Chemotherapie und Hyperthermie – hier wird das Tumorgewebe auf 40 – 44 °C erwärmt – trägt dazu bei, dass der Tumor schrumpft und Krebspatient*innen länger leben.

Computersimulation eines Hochfrequenzapplikators für MR-Tomographie gesteuerte Hyperthermie im Hirn.

Ziel des Programms „Hyperboost“ ist die interdisziplinäre Ausbildung von 14 Fachleuten, die in einem ganzheitlichen Ansatz Fachwissen aus Physik, Bioinfomatik und Biologie mit Erfahrungen aus klinischen und vorklinischen Studien zusammenbringen. Die teilnehmenden Doktorand*innen tragen gemeinsam zur Entwicklung von hocheffektiven personalisierten Krebstherapien bei.

Während der Forschungsnachwuchs bei den anderen Verbundmitgliedern der molekularen Wirkweise von Hyperthermie auf zellulärer Ebene nachgeht, entwickelt der oder die Doktorand*in am MDC eine spezielle Technik der Magnetresonanztomographie (MRT). „Hochfrequenzstrahlen erzeugen Wärme“, erklärt Professor Thoralf Niendorf. „So können wir die Temperatur gezielt in Körperregionen erhöhen und sie am MRT-Gerät für diagnostische und therapeutische Zwecke verfolgen und steuern.“

Niendorf erforscht in der Arbeitsgruppe „Ultrahochfeld-Magnetresonanz“ am MDC temperaturabhängige Prozesse im lebenden Gewebe und wird nun den Neuzuwachs betreuen, der innerhalb von drei Jahren die Technik planen, bauen und letztendlich in klinischen Studien bewerten soll. Dabei kooperiert das Team eng mit der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Koordinator des Netzwerkes, das im Dezember 2020 startet, ist die Universität von Amsterdam (Niederlande). Das Bewerbungsverfahren läuft bereits, ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Bei Fragen hilft Niendorfs Arbeitsgruppe gerne weiter.

Ein neuer Ansatz für Medikamente in der Psychiatrie

Sehr viele Medikamente gegen psychische Störungen zielen auf Serotonin ab – eine Substanz im Gehirn, mit deren Hilfe Nervenzellen miteinander kommunizieren und die viele physiologische Prozesse beeinflusst. „Bei einigen Patient*innen mit psychischen Störungen wirken gängige Medikamente jedoch nicht“, sagt Dr. Natalia Alenina vom MDC, die in der Arbeitsgruppe von Professor Michael Bader zwei Doktorand*innen im Programm „Serotonin and Beyond“ betreuen wird.

Auf Serotonin reagierende Neuronen (rot) im Gehirn der Maus.

Zusätzlich zu seiner Funktion als Signalstoff spielt Serotonin auch bei der embryonalen und frühkindlichen Gehirnentwicklung eine Rolle. „Arzneimittel neutralisieren oft jedoch keine durch Serotonin veränderten Entwicklungsprozesse im Gehirn, sondern eher Störungen der Serotonin-Signalübertragung“, sagt Bader. Darum wären Medikamente bei einigen Patient*innen wirkungslos, vermutet der Leiter der MDC-Arbeitsgruppe „Molekularbiologie von Hormonen im Herz-Kreislaufsystem“.

Arzneimittel neutralisieren oft jedoch keine durch Serotonin veränderten Entwicklungsprozesse im Gehirn, sondern eher Störungen der Serotonin-Signalübertragung.
Prof. Dr. Michael Bader
Michael Bader Leiuter der Arbeitsgruppe "Molekularbiologie von Hormonen im Herz-Kreislaufssystem"

Die beiden Doktorand*innen in Baders Team sollen nun grundlegende genetische und umweltbedingte Faktoren untersuchen, die den Serotoninspiegel während der Gehirnentwicklung beeinflussen. Das erforschen sie an Gehirnen von Mäusen und Ratten, die entweder selbst oder deren Mutter aufgrund genetischer Veränderungen Serotonin gar nicht herstellen konnten oder verändert metabolisiert haben.

Die Kolleg*innen im Konsortium untersuchen, wie sich durch Serotonin beeinflusste Entwicklungsprozesse auf Kognition und Verhalten auswirken und zu psychischen Störungen führen können. So tragen alle 15 teilnehmenden PhD-Studierenden gemeinsam dazu bei, neue Angriffspunkte für Therapien ausfindig zu machen. Das Trainingsprogramm und die Bewerbungsphase starten im Januar 2021, Fragen zum Bewerbungsverfahren beantwortet Baders Arbeitsgruppe. Die Stichting Katholieke Universiteit in Nimwegen (Niederlande) koordiniert das Programm.

Über die ITN

Die Förderung der Europäischen Union beinhaltet neben Gehältern auch Zuschüsse für Forschungskosten, Reisen, Koordinierung und Management aller Aktivitäten, die innerhalb des Netzwerkes stattfinden.

Doktorand*innen aller Verbundmitglieder erhalten während ihres dreijährigen Stipendiums eine erstklassige Betreuung durch erfahrene Expert*innen und attraktive Angebote für Weiterbildung, fachlichen Austausch und Networking. Sie können für einige Monate bei einem anderen Verbundmitglied bzw. einer der beteiligten Partnerorganisationen arbeiten, um Sektoren übergreifende Erfahrungen, z.B. im Bereich präklinischer Forschung, Klinik oder Industrie zu sammeln und Kontakte mit zukünftigen Arbeitgebern aufzubauen.

Text: Christina Anders

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