PD Dr. Volker Siffrin
Kontakt
Experimental and Clinical Research Center
Lindenberger Weg 80
13125 Berlin
Kommt es zu Fehlfunktionen in diesen hochspezialisierten Prozessen, so kann Autoimmunität entstehen. Die Immunzellen werden dazu einerseits im Blutstrom/Lymphstrom zwischen den Organen transportiert, legen aber auch innerhalb der Organe Entfernungen zurück, die einem Vielfachen ihrer Größe entsprechen. Seit wenigen Jahren erst ist es nach Einführung der Zwei-Photonen-Mikroskopie in der angewandten Forschung methodisch möglich, diese Prozesse örtlich und zeitlich hoch aufgelöst im lebenden Gewebe zu untersuchen. Im Gegensatz zu den Momentaufnahmen, die die konventionellen Histologieverfahren bieten, kann die Zwei-Photonen-Mikroskopie dabei Aktionen und Interaktionen von Immun- und Organzellen in Gewebestrukturen in lebenden, anästhesierten Versuchstieren über einen Zeitraum von bis zu 12 Stunden aufzeichnen. Es handelt sich hier um ein Fluoreszenz-basiertes Verfahren, das es ermöglicht Zellen in mehreren hundert Mikrometern Tiefe im Gewebe sichtbar zu machen. Damit lässt sich in Zielorganen von Entzündungsprozessen – in unserem Fall das Gehirn und das Rückenmark – die Entwicklung von Läsionen und die dabei relevanten Mechanismen direkt untersuchen.
Fehlgeleitete Immunantworten führen zu Schädigungen bestimmter Organe, im Falle des zentralen Nervensystems meist zu einer demyelinisierenden Erkrankung, der Multiplen Sklerose (MS). Die MS ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystem (ZNS), die bereits im jungen Erwachsenenalter (zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr) zu frühzeitiger Behinderung und vorzeitiger Berentung führen kann. In Deutschland wird die Zahl der Erkrankten auf etwa 140.000 geschätzt. Bislang steht jedoch die Identifizierung der genauen Ursachen und Auslöser für die Entstehung der Multiplen Sklerose aus. Darüber hinaus sind die bisher zugelassenen Therapiemöglichkeiten nur unzureichend wirksam. Daher ist ein Anliegen unserer grundlagenorientierten MS-Forschung, die Fragen nach den ätiologischen Grundlagen besser zu klären, um neue spezifischere Therapieansätze zu entwickeln. Zur detaillierten Untersuchung der neuroimmunologischen Grundlagen sowie zur Untersuchung und Validierung neuer therapeutischer Ansätze sind wir auf das Tiermodell der MS, die experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis (EAE), angewiesen. Wir nutzen die Intravitalmikroskopie zur Erforschung der Entstehung von demyelinisierenden Läsionen im Tiermodell der MS. Der Fokus liegt dabei in der Untersuchung von Interaktionen von Immunzellen (T-Zellen, dendritischen Zellen, Makrophagen) mit den Zielorganzellen (Neurone, Oligodendrozyten, Mikroglia). Wir haben spezielle Operationstechniken entwickelt, die uns die Überwachung der Inflammation im Hirnstamm und im Gehirn von Mäusen ermöglicht.
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte unsere englische Internet-Seite.
PD Dr. med. Volker Siffrin
Dr. Marlen Alisch (Stellvertreterin)
Jessy Chen
Kamil Sebastian Rosiewicz
Janis Kerkering
Charlotte Biese
CharlotteGillaLouise.Biese@mdc-berlin.de
Bakhrom Muinjonov
bakhrom.muinjonov@mdc-berlin.dee
Dr. med. Lil Antonia Meyer-Arndt
lil-antonia.meyer-arndt@charite.de
Tadhg Crowley
Luise Reukauf
Jana Engelmann
Andrea Behm
Eine klinisch manifeste Erstinfektion mit dem humanen B-Zell-transformierenden Epstein-Barr-Virus (EBV), welche man auch als infektiöse Mononukleose bezeichnet, stellt einen Risikofaktor dar, im späteren Leben eine MS zu entwickeln. Das EB Virus hat im Laufe der Evolution Mechanismen der Instrumentalisierung des humanen Immunsystems entwickelt, um eine optimale Ko-Existenz mit seinem humanen Wirt zu etablieren. Dadurch kommt es zu einer hohen viralen Persistenz und Durchseuchung der menschlichen Population in der gesamten Welt. Gleichzeitig hat das humane Immunsystem effiziente Mechanismen der adaptiven Immunität entwickelt, welche insbesondere auf Generierung effizienter T-Gedächtniszellen beruhen, um das Virus unter Kontrolle zu halten. Eine potentielle kausative Rolle für die Auslösung von Autoimmunerkrankungen durch die EBV-getriebene Immunreaktion wird schon länger diskutiert, konnte aber bisher nicht bewiesen werden. Wir untersuchen wie Virusproteine verändern, so dass es zu ZNS-Autoimmunität kommt. Diese Untersuchungen sind von hoher klinischer Bedeutung, da die Resultate eine spezifischere Behandlungsmöglichkeit der MS aufzeigen könnten. Aktuell ist die B-Zell-Depletion eine der effektiven Behandlungsmöglichkeiten der MS, welche als Nachteil eine starke Immunsuppression mit sich bringt. Unsere Arbeit hat das Potential eine spezifischere Behandlung der B-Zell-Funktion in der Erkrankung aufzuzeigen.
Zur Zeit gibt es keine offenen Stellen in unserer Gruppe.
Studenten der Humanmedizin mit Interesse an einer medizinischen Doktorarbeit und Studenten der Naturwissenschaften mit Interesse an einer Masterarbeit können sich jedoch jederzeit bewerben.