Luftballon

Luftpost

Stephanie Sturm, Assistentin, Abteilung Kommunikation

Heute bleiben mir die Erinnerung an eine aufregende Brieffreundschaft und Marias Puppe.

September 1987 in einem Ort in Nordhessen: Der Sommer und auch das alljährliche Heimatfest neigten sich langsam dem Ende zu. Was wiederum bedeutete, dass für mich, ein (damals) sechsjähriges Mädchen, das eigentliche Highlight des Festes näher rückte: die Teilnahme am Luftballonwettbewerb. Ich fertigte eine Karte mit meiner Adresse drauf an, suchte mir einen Luftballon aus (er war rosa) und ließ ihn gen Himmel steigen.

Der Wind hatte es also tatsächlich geschafft, meinen Ballon von Hessen nach Thüringen über die Grenze hinweg zu pusten.
Stephanie Sturm Abteilung Kommunikation

Irgendwann viel später, es muss mittlerweile Oktober gewesen sein, als ich den rosa Luftballon schon längst vergessen hatte, bekam ich einen Brief aus der DDR. Es schrieb mir eine Familie aus der Nähe von Heiligenstadt, die meinen Luftballon samt Anhang gefunden hatte und sich darüber freute, mir zu schreiben. Der Wind hatte es also tatsächlich geschafft, meinen Ballon von Hessen nach Thüringen über die Grenze hinweg zu pusten. Wie sich herausstellte, war die Familie ähnlich aufgestellt wie meine: Sie bestand auch aus Oma, Opa, Eltern und einer Tochter namens Maria, die sich – wie meine Familie – ein gemeinsames Haus teilten. Es folgte ein reger Dialog: Briefe und Gemeinsamkeiten wurden ausgetauscht, ebenso Pakete hin- und hergeschickt. Maria bekam meine zu klein gewordenen Klamotten und Winterstiefel, die Erwachsenen wurden ausreichend mit West-Kaffee, Schokolade und Bananen versorgt. Im Gegenzug erhielt ich Marias Puppe.

Dann kam der 9. November 1989 und wir sollten uns in „echt“ kennenlernen. Thüringen besuchte ich erstmals mit meiner Familie im Dezember 1989. Bis heute ist mir der Geruch der Kohle-Briketts in Erinnerung, sowie die Fahrt in einem grünen Wartburg. Die Freundschaft zwischen unseren beiden Familien dauerte noch ein paar Jahre an. Das letzte Mal haben wir uns wohl im Sommer 2011 gesehen. Heute bleiben mir die Erinnerung an eine aufregende Brieffreundschaft und Marias Puppe – die liegt immer noch in meinem alten Kinderzimmer.