MDC-Forscher klären Mechanismus der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs durch Papillomviren auf - Zweithäufigste Krebserkrankung von Frauen
Schuld an der Krebsentstehung ist ein körpereigener Eiweissstoff (Protein) des Menschen, das Nucleolin. Es spielt normalerweise bei der Zellteilung und anderen biologischen Vorgängen eine Rolle. In Zellen der Zervix, die mit HPV18 infiziert sind, bindet Nucleolin, wie die Forscher herausgefunden haben, in einer bestimmten Phase der Zellteilung, der so genannten S-Phase, an Kontrollelemente des Virus und aktiviert dadurch zwei so genannte Onkogene (E6 und E7). Es ist bekannt, dass das Erbgut von HPV18 in das Genom der Krebszellen integriert ist. Aus diesem Grund kann der körpereigene Eiweisstoff Nucleolin mit den Kontrollelementen des Virus interagieren. Die S-Phase ist ein Schlüsselprozess bei der Zellteilung im gesunden Organismus. Dabei verdoppelt sich der gesamte Chromosomensatz einer Zelle, damit die neugebildete Zelle ebenfalls komplett ausgestattet ist. Die aktivierten viralen Onkogene hingegen sorgen dafür, dass sich die Körperzelle unaufhörlich teilt und die neue Zelle zur Krebszelle wird. Die Entstehung dieser Krebszellen ist ein mehrstufiger Prozess, bei dem Nucleolin eine Schlüsselrolle spielt.
HPV16 und HPV18 werden bei Zervixkarzinomen mit großer Häufigkeit nachgewiesen. Es zeichnet sich jedoch ab, so Dr. Royer, dass HPV18 häufiger so genannte Adenokarzinome in der Zervix auslöst. Diese Tumoren sind besonders aggressiv. Weiter konnten die Wissenschaftler zeigen, dass das Protein Nucleolin in gesunden Epithelzellen der Gebärmutter gleichmäßig verteilt ist. Jedoch bereits bei Krebsvorstufen sowie in Krebsgewebe wird eine stark veränderte Verteilung von Nucleolin in den Zellkernen beobachtet. Diese Befunde könnten möglicherweise zur Entwicklung von Testmethoden für die Früherkennung von Zervixkarzinomen führen. Die Forscher sind davon überzeugt, dass die Ursache der Nucleolin-Fehlverteilung in den Krebszellen in Zukunft aufgeklärt werden kann und somit neue Ansatzpunkte für die Therapie von Zervixkarzinomen entwickelt werden können.
*Nucleolin as Activator of Human Papillomavirus Type 18 Oncogene Transcription in Cervical Cancer
Edgar Grinstein,1 Peter Wernet,1 Peter J. F. Snijders,2 Frank Rösl,3 Inge Weinert,4 Wentao Jia,4 Regine Kraft,4 Christiane Schewe,5 Michael Schwabe,5 Steffen Hauptmann,5 Manfred Dietel,5 Chris J.L.M. Meijer,2 and Hans-Dieter Royer,1,4
1 Institut für Transplantationsdiagnostik und Zelltherapeutika, Heinrich-Heine Universität Düsseldorf, 40225 Düsseldorf, Germany
2 Department of Pathology, Vrije Universiteit, Medical Center, 1007 MB Amsterdam, Netherlands
3 Angewandte Tumorvirologie, Deutsches Krebsforschungsforschungszentrum, 69120 Heidelberg, Germany
4 Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, 13125 Berlin, Germany
5 Institut für Pathologie, Charité, Campus Mitte, Medizinische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, 10117 Berlin., Germany
Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Robert-Rössle-Straße 10
13125 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 94 06 - 38 96
Fax: +49 (0) 30 94 06 - 38 33
e-mail: presse@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/de/news