Wissenschaftler von Charité und MDC entdecken neues Gen für erbliche Herzmuskelerkrankung
Bisher konnten acht Gene als Ursache für die familiäre
Herzmuskelverdickung identifiziert werden. Sie betreffen vorwiegend den
Kontraktionsapparat (Sarkomer) der Herzmuskelzellen, der dafür sorgt, dass sich
das Herz bei jedem Schlag zusammenziehen und Blut in den Körper pumpen kann.
Allerdings können, so betonen Christian Geier und Prof. Osterziel, nicht alle
Formen dieser Erkrankung auf diese Gene zurückgeführt werden. Die beiden
Kardiologen nahmen ein Gen (CRP3) unter die Lupe, das den Bauplan für ein
Protein enthält, das in der Fachsprache als Muscle LIM Protein (MLP) bezeichnet
wird. Dieses Protein reguliert einerseits die Entwicklung des Herzmuskels und
spielt andererseits bei der Aufrechterhaltung der Struktur von Herzmuskelzellen
eine wichtige Rolle. In Tierversuchen hatte sich gezeigt, dass Mäuse, denen
dieses Protein fehlt, eine schwere Herzmuskelschwäche zusammen mit einer
Herzmuskelverdickung entwickeln.
Bei drei Familien mit einer Hypertrophen Kardiomyopathie
konnten die Genforscher insgesamt drei verschiedene Varianten (Mutationen) des
MLP-Gens nachweisen. Alle Familienmitglieder mit MLP-Mutationen zeigten Zeichen
der Herzmuskelerkrankung. Dagegen konnten bei vielen hundert Gesunden keine
MLP-Mutationen nachgewiesen werden. Die Forscher konnten zeigen, dass durch die
Mutationen der Bauplan von MLP an funktionell wichtigen Stellen verändert wird.
Im stabilisierenden Netzwerk der Herzmuskelzellen, das die Elemente des
Sarkomers an die Zellhülle koppelt, bindet MLP normalerweise an alpha-Actinin,
ein anderes Protein dieses Netzwerkes. Das veränderte Protein war kaum noch in
der Lage, diese Bindung herzustellen. Die Forscher sind davon überzeugt, dass
die Entstehung von Herzmuskelerkrankungen in einem neuen Kontext betrachtet
werden muss, da nicht nur das Sarkomer, sondern offenbar auch andere Bausteine,
wie das jetzt nachgewiesene Protein ursächlich an der Entstehung dieser
Herzmuskelerkrankung beteiligt sind.
Als Nächstes wollen die Wissenschaftler genauer
untersuchen, wie diese Genveränderungen zur
Ausbildung der Herzmuskelerkrankung führen. Langfristig hoffen sie, dass diese
Forschungen dazu beitragen, die Behandlung sowohl dieser speziellen
Herzmuskelerkrankung als auch der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) zu
verbessern.
* Mutations in the Human Muscle LIM
Protein Gene in Families with Hypertrophic Cardiomyopathy
Christian Geier, MD1,2; Andreas
Perrot, MSc1; Cemil Özcelik, MD1; Priska Binner, PhD3;
Damian Counsell, MSc4; Katrin Hoffmann, MD1,2; Bernhard
Pilz, MD1; Yvonne Martiniak, MSc1; Katja Gehmlich, BSc5;
Peter F. M. van der Ven, PhD5; Dieter O. Fürst, PhD5;
Arnold Vornwald, MD6; Eberhard von Hodenberg, MD7; Peter Nürnberg,
PhD2,8; Thomas Scheffold, MD3; Rainer Dietz, MD1;
Karl Josef Osterziel, MD1
1Universitätsklinikum
Charité/Kardiologie am Campus Buch und Virchow Klinikum, Humboldt-Universität
zu Berlin, Germany
2Max-Delbrück-Centrum für
Molekulare Medizin (MDC), Berlin-Buch, Germany
3Institut für
Herz-Kreislaufforschung an der Universität Witten/Herdecke, Germany
4MRC Human Genome Mapping Project
Resource Centre, Hinxton, Cambridge, UK
5Abteilung Zellbiologie, Institut
für Biochemie und Biologie, Universität Potsdam, Germany
6DRK-Blutspendedienst Berlin,
Germany
7Herzzentrum Lahr/Baden, Germany
8Universitätsklinikum Charité,
Institut für Medizinische Genetik, Humboldt-Universität, Berlin, Germany
Barbara Bachtler
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