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Ich liebe gutes Essen und hege seit vielen Jahren eine Faszination für Japan. Und ich interesssiere mich für feministische Perspektiven. Der Roman Butter von Asako Yuzuki hat mich deshalb sofort angesprochen. Die Geschichte basiert auf einem realen Fall: Eine Frau wird verdächtigt, wohlhabende Männer mit aufwendigen Gerichten verführt und anschließend ermordet zu haben. Doch statt sich auf das Verbrechen zu konzentrieren, geht es in diesem Buch vor allem darum, wie die Gesellschaft Frauen betrachtet – insbesondere jene, die nicht den gängigen Erwartungen entsprechen, weil sie anders aussehen, weil sie vielleicht nicht superschlank sind und weil sie sich unangepasst verhalten.
Durch die Augen der Journalistin Rika lernen wir die geheimnisvolle Gefangene Manako Kajii kennen. Was als Recherche beginnt, entwickelt sich nach und nach zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit den Themen Genuss, Ehrgeiz, Kontrolle und Selbstbild. Asako Yuzuki, die vielfach ausgezeichneten Schriftstellerin, erzählt ruhig und genau, mit einem starken Fokus auf Essen – nicht nur als Thema, sondern als Ausdrucksform und stille Rebellion.
Ich selbst schätze die japanische Kultur und Küche sehr. Gleichzeitig liebe ich die französische – in der Butter bekanntlich eine zentrale Rolle spielt. Butter verbindet kulinarische Sinnlichkeit mit klugen Beobachtungen über Identität, Scham und Selbstbestimmung – ohne belehrend oder dramatisch zu werden.
Ein Rezept aus dem Buch ist mir besonders im Gedächtnis geblieben – schlicht und tröstlich: Eine Schale dampfender Reis, darauf ein Stück Butter von guter Qualität und ein Schuss Sojasauce. Umrühren, bis alles glänzt und duftet. Einfach, reichhaltig, und mit leiser Entschlossenheit – genau wie der Roman selbst.
Asako Yuzuki: Butter (Aufbau Taschenbuch)