Weniger Konkurrenz, mehr Kooperation
Für herausragende Wissenschaft setzt sich Anne Ziemke bereits seit einer ganzen Weile ein. Zehn Jahre lang hat die studierte Anthropologin Strategieentwicklung für die Berliner Humboldt-Universität (HU) betrieben, zuletzt in leitender Funktion, und dort unter anderem die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder begleitet. Das 2018 begonnene Förderprogramm soll die Spitzenforschung an deutschen Universitäten und damit den Wissenschaftsstandort Deutschland stärken.
Mehr Tempo für Veränderung
Ab Mai möchte Ziemke ihr Wissen und ihre an der HU gesammelten Erfahrungen dem Max Delbrück Center zugutekommen lassen, wo sie den Stab „Strategische Programme, Ressourcen und Implementierung“ leiten wird. Sie freue sich sehr auf ihre neue Aufgabe, sagt sie: „Universitäten brauchen für Veränderungen einige Zeit – sie sind vergleichbar mit großen Tankern, die den Kurs nicht so schnell ändern können. Jetzt hoffe ich darauf, künftig in einem viel schnelleren Tempo arbeiten zu können und so die exzellente Wissenschaft am Max Delbrück Center weiter voranzutreiben.“
Eine ihrer Hauptaufgaben zusammen mit ihrem Team sei es natürlich, die im vergangenen Jahr veröffentlichte „Strategie 2030“ erfolgreich umzusetzen und weiterzuentwickeln, betont Ziemke. Persönlich sei es ihr sehr wichtig, sich nicht nur über den Wettbewerb zu anderen Forschungszentren zu definieren, sondern Synergien in Kooperationen mit ihnen zu suchen und freizusetzen – international, aber zum Beispiel auch im Verbund „BR 50“, in dem sich die außeruniversitären Forschungseinrichtungen Berlins zusammengeschlossen haben. „Gerade am Standort Berlin können wir noch viel stärker das Potential der strategischen Zusammenarbeit nutzen“, sagt Ziemke. Dabei kann sie von ihrer Zeit an der HU profitieren: Dort rief Ziemke 2019 die Berlin University Alliance mit ins Leben.
Austausch mit der Öffentlichkeit
Wichtige Entwicklungsfelder für die Zukunft sieht Ziemke insbesondere im Transfer von der Forschung in die Anwendung und im Austausch mit der Gesellschaft. Dazu wolle sie gerne mit den Abteilungen für Innovation & Entrepreneurship sowie für Kommunikation zusammenarbeiten. Immer mehr Menschen seien – insbesondere seit der Corona-Pandemie – der Wissenschaft gegenüber misstrauisch, manche sogar feindlich eingestellt und insgesamt gerate die freie Wissenschaft immer stärker unter Druck, sagt sie. „Unsere Aufgabe als renommiertes Forschungsinstitut ist es, unsere gesellschaftliche Rolle und den gesellschaftlichen Nutzen klar zum Ausdruck zu bringen. Das geht nur im Dialog miteinander.“
Ganz besonders freut sich Ziemke auf die Internationalität des Max Delbrück Center, auf den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt. Um auch künftig die klügsten Köpfe weltweit nach Berlin zu holen, gibt sie ein Versprechen ab: „Ich bin Science Managerin aus Überzeugung und möchte wirklich dabei helfen, sehr, sehr gute Rahmenbedingungen für alle Forschenden hier zu schaffen.“ Um mit der Zukunft Schritt zu halten, reiche es nicht, heute exzellent zu sein: „Wir sollten im Kopf stets schon die nächsten Entwicklungsschritte antizipieren und uns strategieoffen aufstellen. Das muss unser Anspruch sein.“
Text: Anke Brodmerkel