Ein gutes Netzwerk und Tipps für die Karriere
Welche Entwicklungswege stehen Forscher*innen derzeit offen? Und was bedeutet es eigentlich, ein Mentor oder eine Mentorin zu sein? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des diesjährigen Alumni-Tags am 5. Juli am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB).
Festlich war die Stimmung nicht zuletzt, weil die Veranstaltung eng verknüpft war mit der Promotionsfeier. Eine gute Gelegenheit, sich mit den neuen Absolvent*innen zu vernetzen mit anderen Ehemaligen in Erinnerungen schwelgen. Die 115 Teilnehmer*innen, darunter Alumni, PhDs und andere Beschäftigte, konnten an einem Mentoring-Workshop teilnehmen, eine Führung durch das Gebäude des Max Delbrück Center in Berlin-Mitte machen und an einem Kurs teilnehmen, in dem Alumni ihre Entwicklung nach der Promotion vorstellten.
„Man ist vom ersten Tag am Institut Alumnus oder Alumna“, sagte Dr. Jean-Yves Tano, wissenschaftlicher Koordinator des ASPIRE-Karrieretrainingsprogramms am Max Delbrück Center und einer der Organisatoren der Veranstaltung. Er betonte die Vorzüge der Community: So könne man sich mit Ehemaligen vernetzen, Workshops und Trainings besuchen und durch Mentoring auch etwas zurückgeben.
Vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten
In einer Session zu unterschiedlichen Karrierewege gewährten fünf erfolgreiche Alumni Einblick in ihre aktuellen beruflichen Rollen und gaben Tipps, wie man im Beruf weiterkommt. „Die Idee hinter der Career Pathways Series ist: Wer hier teilnimmt, soll verstehen können, was zur jeweiligen Arbeit gehört und wie sie sich künftig für bestimmte Jobs gut positionieren können“, erläuterte Jean-Yves Tano.
So betonte Dr. Laura Corradi, heute Redakteurin bei „Nature Communications“, wie wichtig es sei, die alltäglichen Aufgaben in einem Job zu mögen. „Wir lesen viel, etwa acht Stunden am Tag. Also muss sich man wirklich gerne in wissenschaftliche Studien vertiefen“, sagte sie. Corradi erzählte von ihrem aufwändigen Bewerbungsprozess, zu dem ein fünfeinhalbstündiges Gespräch mit dem Chefredakteur gehörte, das eine breite Palette wissenschaftlicher Themen abdeckte.
Dr. Alper Kursunel, Principal Scientist bei Immatics Biotechnologies, brachte das Publikum mit einem Erinnerungsfoto aus seiner Zeit am Max Delbrück Center zum Lachen: vom S-Bahnhof in Berlin-Buch. Seine Arbeit als Postdoc zur Transposon-Technologie in der Krebsforschung war entscheidend für seinen ersten Job in der Wirtschaft, wo er diese Technik anwendete.
V.l.n.r.: Arvind Mer, Tatjana Gust, Jeremy Morgan, Alper Kursunel, Laura Corradi und Jean-Yves Tano
Dr. Tatjana Gust wechselte nach ihrem Start im Bereich „Clinical Operations“ von Bayer in eine Rolle als Associate Director des Science Program bei der Bayer Foundation. Hier arbeitet sie stärker mit anderen zusammen. Ihre Aufgabe ist es, „Menschen zu unterstützen. Zum Beispiel haben wir Stipendien für Studierende und ein Mentoring-Programm.“
Dr. Arvind Mer, Assistant Professor an der University of Ottawa, riet angehenden Gruppenleiter*innen, „sich in Lehre und Mentoring zu engagieren“. Er betonte auch, wie wichtig es sei, konstant und beharrlich ein Ziel zu verfolgen.
Dr. Jeremy Morgan zeigte die verschiedenen Phasen der Arzneimittelentwicklung auf und zeichnete seinen Weg bei Boehringer Ingelheim als Scientist/Analytical Project Lead nach. Außerhalb der akademischen Welt gebe es „viele verschiedene Wege, die man einschlagen kann. Und man wird ermutigt, sich zu verändern und unterschiedliche Fachkenntnisse zu erwerben“, betonte Morgan.
Was bedeutet es, ein Mentor zu sein?
Viele Alumni möchten der Community etwas zurückgeben und anderebeim Start in den Beruf unterstützen. „Obwohl viele von uns Mentor*innen sein wollen, wissen wir nicht immer, was von uns erwartet wird“, sagte Arvind Mer. Der Mentoring-Workshop, geleitet von Karrierecoach Dr. Christiane Kasack, klärte die Unterschiede zwischen Mentoring, Coaching und Sponsoring. Die Teilnehmenden diskutierten Erwartungen und Strategien für erfolgreiche Mentor-Mentee-Beziehungen. „Die Coach beschrieb Mentoring als einen Erfahrungsaustausch ohne Lösungsversprechen. Es geht eher darum, dass der oder die Mentee die Agenda setzt, während der oder die Mentor*in Erfahrungen teilt. So können hoffentlich beide etwas davon mitnehmen, das hilft, die jeweiligen Probleme zu lösen“, sagte Jeremy Morgan nach dem Workshop.
In Kontakt bleiben können die Teilnehmer*innen auch über die MDC Connect-Plattform – eine Gelegenheit, Erfahrungen zu teilen oder sich direkt mit Mentor*innen zu vernetzen. Laura Corradi nannte die Plattform „eine wirklich schöne Initiative. In meinem Fall habe ich mich nach einem Gespräch mit einem Wissenschaftlichen Redakteur auf die Stelle beworben. Es ist wichtig, jemanden zu haben, der einem erklären kann, wie der Job aussieht.“
Dr. Saif Mohd, der erst vor kurzem promoviert hat, ist seit vergangenem Jahr dabei. Es sei sehr wertvoll, von erfahrenen Mentor*innen zu profitieren. „Einige Dinge lernt man durch Erfahrung. Entweder lernt man sie durch eigene Fehler oder man lernt von anderen, die diesen Weg schon gegangen sind und davon erzählen können.“
Text: Zoé Valbret