Zia-Kongress Fellows Group

Mehr Glanz für Wissenschaftlerinnen

Das Fellowship-Programm Zia unterstützt junge Forscherinnen in ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung. Interessierte können sich im Juli und August für den nächsten Jahrgang bewerben. Evangelia Nathanail vom Max Delbrück Center nimmt derzeit daran teil – und legt es Kolleginnen sehr ans Herz.

Das Wort Zia stammt aus dem Arabischen und bedeutet die Glänzende. Für den Zeitverlag ist es Programm: Sein einjähriges Angebot „Zia – Visible Women in Science“ will jungen Frauen in der Wissenschaft zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Ein Jahr lang haben rund 25 Teilnehmerinnen, die Fellows, Gelegenheit, sich untereinander und mit erfahrenen Wissenschaftlerinnen, den Role Models, zu vernetzen und auszutauschen. Daneben gibt es Workshops und digitale Impulse zu unterschiedlichsten Themen.

Das Max Delbrück Center unterstützt Zia als Partner. Das bedeutet unter anderem, dass jedes Jahr einer Forscherin des Zentrums ein Platz als Fellow in dem Programm garantiert ist. Die nächste Runde beginnt im Oktober mit einem digitalen Auftakt. Zum ersten Mal persönlich treffen sich alle während der Berlin Science Week und der Konferenz Falling Walls. Dort kommen sie gemeinsam mit den Role Models des Zia-Programms zusammen.

Wissenschaftlerinnen, die am Anfang ihrer Karriere stehen, können sich zwischen dem 1. Juli und 31. August bewerben. Warum sich das lohnt, erzählt Evangelia Nathanail, die in der Arbeitsgruppe „Strukturbiologie Membran-assoziierter Prozesse“ von Professor Oliver Daumke für ihre Doktorarbeit Fehlfunktionen von Proteinen in den Mitochondrien untersucht und zuvor an der University of Oxford und an der Freien Universität Berlin geforscht hat, im Interview. Die gebürtige Griechin ist Fellow des aktuellen Zia-Jahrgangs 2024/25.

Ähnliche Perspektiven

Evangelia, was war für dich der wichtigste Grund, bei Zia mitzumachen?

Evangelia Nathanail

Für junge Frauen in der Wissenschaft, die am Anfang ihrer Karriere stehen, ist es oft schwierig, Netzwerke zu finden, die speziell auf sie zugeschnitten sind: die aus erfahrenen Wissenschaftlerinnen bestehen, die uns anleiten und unterstützen können. Es ist ein kritischer Punkt unserer Karriere, an dem wir entscheiden

müssen, was für uns persönlich wichtig ist. Wir spüren die Folgen dieser Entscheidungen und alle Einschränkungen, die womöglich mit ihnen verbunden sind. Ich bin natürlich auch sehr dankbar für das Mentoring, das ich von nicht-weiblichen Kolleg*innen erhalte, wollte aber trotzdem Stimmen hören und Perspektiven sehen, die den meinen ähneln. So beschloss ich, mich bei Zia zu bewerben.

Wie lief das Bewerbungsverfahren ab? War es schwierig, einen Platz zu bekommen?

Tatsächlich hatte ich mich bereits für den Jahrgang 2023/24 beworben, wurde damals aber nicht angenommen. Mittlerweile betrachte ich das als Segen, da der Übergang vom dritten zum vierten Jahr meiner Promotion meine eigene Perspektive und damit auch den Nutzen, den ich aus dem Programm ziehe, verändert hat.

Das Max Delbrück Center ist ein Partner des Zia-Programms. Das erhöht die Chancen auf eine Aufnahme erheblich. Der interne Bewerbungsprozess war sehr unkompliziert und ich würde allen, die sich für Zia interessieren, raten, sich ohne Zögern zu bewerben.

Vorurteile vorhanden

Fühlst du persönlich dich als Frau in der Wissenschaft benachteiligt?

Traurigerweise ja. In unseren Gesprächen, sowohl bei Zia als auch mit anderen nicht-männlichen Kolleg*innen, zeigt es sich immer wieder, dass Vorurteile und Frauenfeindlichkeit in der Wissenschaft noch präsent sind. Sie äußern sich oft auf subtile, aber scharfe Weise – vor allem wenn es um Personen in Führungspositionen geht. Eigenschaften, die bei männlichen Kollegen als positiv gelten, sind bei Frauen vielfach verpönt: Der eine gilt als entschlossen, selbstbewusst und auf den Punkt kommend, die andere wird als herrisch bezeichnet. Und das ist nur eines der netteren Beispiele, die mir einfallen.

Solche Diskrepanzen und Verurteilungen können Frauen von Führungspositionen und der Übernahme von Verantwortung abhalten, obwohl wir genauso fähig sind wie unsere männlichen Kollegen. In der Regel reicht es nicht aus, ebenso gut zu sein wie ein männlicher Kandidat: Wir Frauen müssen meist viel besser sein, um überhaupt als gleichwertig anerkannt zu werden und als würdig, das Spielfeld zu betreten.

Inwieweit kann Zia helfen, dieses Narrativ zu verändern?

Zia bietet eine alternative Erzählung an und zwar eine, in der Frauen zu großer Wissenschaft fähig sind und als solche auch hervorgehoben werden. Wir alle hier haben unterschiedliche Hintergründe, sowohl persönlich als auch beruflich, aber eine wichtige Sache gemeinsam: Wir sind kompetent und streben aktiv eine Rolle in der Wissenschaft an – nicht obwohl wir Frauen sind, sondern weil wir wir selbst sind. Erzählungen können die Sichtweise anderer verändern. Und ich denke, Zia ist ein wichtiger Beitrag, um den Diskurs zu wandeln und geschlechtsspezifische Vorurteile in der Wissenschaft zu beseitigen.

Respekt und Ratschläge

Du bist jetzt seit gut einem halben Jahr dabei. Was waren für dich bisher die Höhepunkte?

Am besten haben mir die persönlichen Treffen gefallen, bei denen der gesamte Jahrgang 2024/25 aus der ganzen Welt zusammenkommt. Wir haben ein Netzwerk aufgebaut, das auf Unterstützung, gegenseitigem Respekt und Anerkennung beruht. Von diesen Treffen komme ich stets gestärkt und motiviert zurück.

Einen großen Beitrag dazu leistet das Mentoring, das ich sowohl von den anderen Teilnehmerinnen als auch von den offiziellen Mentorinnen des Programms erhalte. All diese Frauen sind unglaublich gute Wissenschaftlerinnen mit faszinierenden Lebensläufen. Sie hören zu und geben Ratschläge – und zwar stets mit größtem Respekt, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.

Wie, denkst du, wird Zia deine künftige Karriere beeinflussen?

Zia hat tatsächlich auch meine eigene Sicht auf die Rolle der Frauen in der Wissenschaft verändert. Bevor ich an dem Programm teilnahm, erschien mir eine Zukunft in der Wissenschaft manchmal eher wie ein flüchtiger Traum. Inzwischen betrachte ich sie als erreichbares Ziel – sollte ich mich dafür entscheiden, diesen Weg zu gehen, mit all der harten Arbeit, die er mit sich bringt.

Inzwischen stehen solche Überlegungen im Vordergrund und nicht mehr meine Zweifel, ob ich fähig bin oder nicht. Diese anfängliche Unsicherheit beruhte natürlich nicht nur darauf, dass ich mich als Frau identifiziere. Aber Zia richtet sich ja auch nicht an Frauen im Allgemeinen, sondern an aufstrebende Wissenschaftlerinnen, die Mentorinnen und gegenseitige Unterstützung suchen.

Keine falsche Scheu

Welchen Rat würdest du jungen Wissenschaftlerinnen geben, die sich für Zia interessieren?

Erstens würde ich ihnen wirklich wärmstens empfehlen, sich zu bewerben, auch wenn es beim ersten Mal nicht unbedingt klappt. Zweitens sind einige Veranstaltungen für alle offen, wie zum Beispiel der erste Zia-Kongress für Frauen in der Wissenschaft, der kürzlich in Berlin stattfand und hoffentlich in ähnlicher Form in den kommenden Jahren wiederholt wird. Die Suche nach Mentor*innen und Ratschlägen ist eine der besten Maßnahmen, die wir ergreifen können, um uns als aktives Mitglied der Wissenschaft zu fühlen. Solche Konferenzen können ein großer Schritt in diese Richtung sein.

Und schließlich sollten wir nicht zögern, uns an Kolleg*innen zu wenden, die uns inspirieren. Meiner Erfahrung nach können angesehene, vielleicht auf den ersten Blick sogar einschüchternde Menschen sich häufig als die nettesten erweisen.

Interview: Anke Brodmerkel

 

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