Mediziner vom MDC und Virchow-Klinikum erhält Kind-Philipp-Preis
Lange hatte die Medizin angenommen, dass Zellgifte Krebszellen einfach abtöten. In den vergangenen Jahren haben Forscher aber erkannt, dass der Vorgang viel komplizierter ist. So stellten sie fest, dass jede Zelle in sich ein Selbstmordprogramm (Suizidprogramm oder Apoptose) trägt. Wird eine Zelle irreparabel geschädigt, schaltet sich dieses Programm an und die Zelle bringt sich um. Dadurch wird verhindert, dass der gesamte Organismus durch kranke Zellen geschädigt wird. Krebszellen dagegen haben häufig Defekte in diesem Selbstmordprogramm, so dass sie nicht absterben können. Zytostatika können jedoch dieses Selbstmordprogramm in Tumorzellen wieder aktivieren und die Krebszellen in die Lage versetzen, sich zu töten. Je schwerer jedoch der Defekt im Selbstmordprogramm der Tumorzelle ist, desto weniger reagieren die Krebszellen auf die Medikamente.
Dr. Schmitt fand mit seiner jetzt preisgekrönten Forschungsarbeit heraus, dass Zytostatika neben Apoptose ein weiteres genetisches Programm in den „unsterblichen“ Tumorzellen anschalten können. In Versuchen mit Mäusen mit Lymphdrüsenkrebs konnte er nachweisen, dass Zytostatika bei Tumorzellen auch die Zellteilung blockieren. Dabei nehmen die Tumorzellen Eigenschaften an, wie sie ansonsten von stark gealterten und damit teilungsunfähig gewordenen Zellen bekannt sind. Der Forscher vermutet, dass die Zellen sich deshalb nicht wieder teilen werden. Sowohl die Aktivierung des Selbstmord-Programms als auch des Zellalterungs-Programms in Tumorzellen führt dazu, dass die Krebserkrankung gestoppt wird. Dr. Schmitt konnte damit zeigen, dass ein intaktes Zellalterungs-Programm zum Langzeit-Therapieerfolg beiträgt, da es gerade dann besonders wichtig zu sein scheint, wenn das Selbstmord-Programm einer Tumorzelle durch Mutationen ausgefallen und nicht wieder aktivierbar ist.
In weiteren Studien will Dr. Schmitt jetzt untersuchen, welche Gene an der Kontrolle dieses Zellalterungs-Programms beteiligt sind und inwieweit Mutationen, wie sie in Tumoren besonders häufig vorkommen, auch dieses Programm inaktivieren können. Er und seine Mitarbeiter erhoffen sich von einem besseren Verstehen der dem Zellwachstum zugrunde liegenden Kontrollmechanismen, künftig gezieltere und besser wirksame Therapieformen entwickeln zu können.
Die Kind-Philipp-Stiftung für Leukämieforschung wurde 1972 von dem Textilmaschinenfabrikanten Dr.-Ing. Walter Reiners aus Mönchengladbach in Erinnerung an seinen an Leukämie verstorbenen Sohn eingerichtet. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Leukämie- und Krebsforschung. Mit dem Kind-Philipp-Preis wird jährlich die beste Arbeit deutschsprachiger Autoren zur Erforschung von Leukämie und Krebs bei Kindern ausgezeichnet und durch die Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie verliehen.
Barbara Bachtler
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