Mit innovativen Ideen um Risikokapital werben
CAR-T-Zell-Therapien der nächsten Generation, die darauf ausgerichtet sind, die Mikroumgebung von Tumoren zu stören, oder die tiefgreifende Phänotypisierung von neurodegenerativen Krankheiten, um neue Medikamente zu entwickeln – das waren nur zwei der Spin-off-Projekte, die Wissenschaftler*innen des Max Delbrück Center vergangene Woche beim VC Day (Venture Capitalist Day) vorgestellt haben.
Zwölf vom Team für Innovation & Entrepreneurship unterstützte Forschende waren eingeladen, ihre Ideen in fünfminütigen Pitches vor Fachleuten von Risikokapitalfirmen und des neuen Clinical Incubator des Berlin Institute of Health at Charité (CLIC) vorzustellen. Die Innovationen deckten die Bereiche Datenwissenschaft und Diagnostik bis hin zu Therapeutika und Technik ab. Danach folgte jeweils ein gezieltes zehnminütiges Feedback der Expert*innen.
Voller Inspiration und Innovation: Unsere Wissenschaftler*innen auf der Bühne des VC Day.
Sechs VCs – darunter Apollo Health Ventures, ein junges transatlantisches Biotech-Unternehmen, und bmp Ventures, ein junges deutsches VC-Unternehmen für Biowissenschaften – nahmen an der Veranstaltung teil, ebenso wie BioLabs, ein globales Netzwerk für gemeinsam genutzte Laboreinrichtungen.
Feedback von Unternehmen
VCs sind Unternehmen, die in vielversprechende Start-ups investieren und im Gegenzug eine finanzielle Rendite für ihre Investition anstreben. Das Pitching bei VCs erfolgt in der Regel später im Entwicklungsprozess, wenn ein Start-up bereits gegründet worden ist und sich um eine Anschubfinanzierung bemüht.
Der VC Day am Max Delbrück Center bot Wissenschaftler*innen die einmalige Gelegenheit, in jedem Entwicklungsstadium zu pitchen – egal ob es sich noch um frühe translationale Forschung oder bereits um fortgeschrittene Spin-off-Projekte handelt. Die Idee dazu entstand aus Gesprächen, die Dr. Nevine Shalaby, die Leiterin der Abteilung Innovation & Entrepreneurship am Max Delbrück Center, mit VCs aus ihrem eigenen Netzwerk geführt hatte. „Sie haben mir erzählt, dass sie sich eigentlich gerne Ideen in ihrer frühen Entwicklungsphase anhören, weil sie dann nützliches Feedback geben können, um das Projekt aus geschäftlicher Sicht erfolgreich zu gestalten“, sagt Shalaby.
Die Teilnehmer*innen unterhalten sich während der Networking-Sitzung.
Wie immer im Leben macht Übung den Meister beziehungsweise die Meisterin. „Wir wollen unseren Forschenden die Möglichkeit geben, ihr Projekt vorzustellen, Feedback von Expert*innen zu erhalten, sich zu verbessern und zu wiederholen“, sagt Shalaby. Die Rückmeldung in einem frühen Stadium ermutige die Wissenschaftler*innen, darüber nachzudenken, wie sie ihr translationales Projekt mit einer kommerziellen Denkweise weiterentwickeln können. Die Beratung wurde auf jedes Projekt einzeln zugeschnitten. VC-Vertreter*innen gaben Einblicke in Zeitpläne, Zielmärkte und Geschäftsmodelle – Schlüsselelemente einer soliden kommerziellen Strategie.
Dr. Klaas Yperman von der Abteilung Innovation & Entrepreneurship nahm ebenfalls an der Veranstaltung teil – als Leiter eines Spin-offs zur Therapie neuropathischer Schmerzen. Die Einbindung von Geldgeber*innen schon in der Frühphase eines Projekts helfe, Vertrauen und langfristige Beziehungen aufzubauen, die zu künftigen Investitionen führen können, sagt er: „Oft wollen VCs sehen, wie sich ein Projekt im Laufe der Zeit durch verschiedene Interaktionen entwickelt, bevor sie sich zu einer Investition verpflichten.“
Informeller Rahmen
Sowohl die Forschenden als auch die VCs profitierten von der relativ kleinen Gruppe der Teilnehmenden. Zu jedem Pitch gab es Feedback aus verschiedenen Perspektiven, und in den Pausen konnten in informellen Treffen vertiefende Gespräche geführt werden. „Die kleine interne Veranstaltung ermöglichte es uns, direkt mit den VCs in Kontakt zu treten“, sagt Yperman. „Das wäre in einem großen Rahmen mit hundert Personen nicht möglich gewesen.“
Die VCs, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr beeindruckt von der Qualität der Pitches unserer Wissenschaftler*innen.
Von den Vorteilen des Netzwerks, das jetzt zwischen den Forschenden des Max Delbrück Center und den Partnern aus der Industrie geschaffen wurde, profitieren nicht nur die Teilnehmenden des VC Day. „Selbst wenn ein Projekt nicht in das Portfolio eines bestimmten VCs passt, kann es sein, dass dieser sagt: Ich kenne jemanden in einem anderen Unternehmen, der interessiert sein könnte, und werde die beiden einander vorstellen“, erklärt Yperman. Indem sich bei der Veranstaltung einige der aufstrebenden Innovationstalente des Max Delbrück Center präsentierten, trug das Event zudem dazu bei, das Forschungszentrum bei den Berliner Biotech-Finanzierern noch bekannter zu machen.
Training für künftige Unternehmen
„Die VCs, mit denen ich gesprochen habe, waren sehr beeindruckt von der Qualität der Pitches unserer Wissenschaftler*innen“, sagt Shalaby. Mehrere Pitches hätten zu Folgegesprächen geführt. „Es ist eine aufregende Zeit für Innovation und Translation“, fügt Shalaby hinzu. Zu den geplanten bevorstehenden Aktivitäten gehört ein von H3 Health finanzierter Workshop, in dem Spin-off-Gründer*innen darin geschult werden, wie sie den regulatorischen Weg vom Labor zum Markt bewältigen können.
In der Zwischenzeit laufen Vorbereitungen für die Eröffnung eines Transferzentrums, das als Inkubator Spin-off-Projekte unterstützen soll. Dort können Laborräume bereitgestellt werden, und es soll Raum bieten für Schulungen künftiger Unternehmer*innen, für Networking und Unternehmensgründungen. Das Hub soll noch in diesem Jahr auf dem Campus Buch starten.
Text: Anita Waltho