Joghurt mit Müsli

Mit Joghurt gegen Bluthochdruck

Bluthochdruck ist das größte Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauferkrankungen. Ein Forschungsteam am Experimental and Clinical Research Center untersucht nun, ob Probiotika in Nahrungsergänzungsmitteln eine medikamentöse Therapie unterstützen oder sogar hinauszögern können.

Bluthochdruck ist eine stille Gefahr. Lange Zeit unbemerkt, zerstört er nach und nach die kleinen und großen Gefäße oder Organe, verursacht Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Nierenversagen. Weltweit haben etwa 1,5 Milliarden Menschen Bluthochdruck, schätzungsweise acht Millionen sterben jedes Jahr an den Folgen.

Obwohl es zahlreiche Medikamente gibt, gelingt es nur bei etwa der Hälfte der Betroffenen, den Blutdruck damit auf ein normales Maß zu senken. Diese Medikamente haben unterschiedliche Wirkmechanismen; manche steigern beispielsweise die Wasserausscheidung über die Nieren oder senken die Herzfrequenz. Die Clinical Research Unit (CRU) um Dr. Anja Mähler am Experimental and Clinical Research Center (ECRC) untersucht nun in der HYPRO Studie, ob der Blutdruck auch über das Darmmikrobiom reguliert werden kann. Das ECRC ist eine gemeinsame Einrichtung des Max Delbrück Center und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Außerdem ist das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) an der Studie beteiligt. Derzeit suchen die Wissenschaftler*innen noch Teilnehmer*innen für die Studie. Sie müssen aktuell einen Blutdruck von mehr als 130/80 mmHg haben, Frauen sollen die Menopause bereits hinter sich haben. Ob sie blutdrucksenkende Mittel einnehmen oder bislang nicht medikamentös behandelt werden, spielt keine Rolle.

Was Probiotika im Darm bewirken

Dass Probiotika blutdrucksenkend wirken, ist bekannt. Wir wollen jedoch entschlüsseln, was genau im Darm passiert, damit dieser Effekt eintritt.
Anja Mähler
Anja Mähler Leiterin der Clinical Research Unit

Die Forschenden – unter ihnen Professor Dominik N. Müller vom ECRC – wollen untersuchen, wie ein Probiotikum den Blutdruck, das Immunsystem und den Glukose-Stoffwechsel beeinflusst. „Dass Probiotika blutdrucksenkend wirken, ist bekannt“, sagt Anja Mähler. „Wir wollen jedoch entschlüsseln, was genau im Darm passiert, damit dieser Effekt eintritt.“ Die Hälfte der Studienteilnehmer*innen nimmt dafür vier Wochen lang morgens und abends ein probiotisches Pulver ein, das sie in Wasser oder Joghurt einrührt. Die andere Hälfte erhält ein Placebo. Der Blutdruck der Teilnehmer*innen wird engmaschig überprüft. Außerdem tragen sie zwei Wochen lang einen Glukosesensor, der den Blutzucker kontinuierlich misst. Zu Beginn der Untersuchung, nach vier Wochen und noch einmal nach vier weiteren Wochen geben sie Blut- und Stuhlproben ab.

„Wir erwarten, dass sich im Darm der Teilnehmer*innen, die das Probiotikum einnehmen, Laktobazillen vermehren, die die Bildung von blutdrucksteigernden Immunzellen abschwächen“, sagt Dominik Müller. „Auf blutdrucksenkende Mittel und Lebensstiländerungen wie Sport werden Menschen mit Bluthochdruck nicht ganz verzichten können“, betont Anja Mähler. „Aber wenn damit in der Frühphase des Bluthochdrucks eine Medikamenteneinnahme möglichst lang hinausgezögert oder der Therapieerfolg einer bestehenden Medikation erhöht werden kann, wäre das eine große Erleichterung für die Betroffenen.“

Studienteilnehmer*innen gesucht

 

Für die HYPRO Studie werden noch Teilnehmer*innen gesucht. Männer und Frauen nach der Menopause mit einem Blutdruck von mehr als 130/80 können sich per E-Mail melden unter: hypro@charite.de

Neben einem ausführlichen Gesundheits-Check erhalten sie individuelle Informationen zu ihrer Körperzusammensetzung und ihrem Ernährungsverhalten. Sollte das Probiotikum tatsächlich den Blutdruck senken, stünde ihnen und anderen Betroffenen eine wissenschaftlich fundierte, nicht-medikamentöse Behandlungsoption zur Verfügung.

Text: Jana Ehrhardt-Joswig

 

Weitere Informationen