🎧 Warum Wikipedia mehr Wissenschaftlerinnen braucht
Professor Donna Strickland ist eine renommierte Physikerin. Trotzdem war sie offenbar nicht bedeutend genug für einen eigenen Wikipedia-Eintrag – der tauchte erst anderthalb Stunden nach der Verleihung des Nobelpreises an Strickland auf. Tatsächlich sind nur 16 Prozent der ehrenamtlichen Wikipedia-Redakteure weiblich und nur 17 Prozent der Einträge, die bedeutenden Persönlichkeiten gewidmet sind, gelten Frauen. Zum Internationalen Frauentag 2019 hat sich eine gemeinsame Veranstaltung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC), des Berlin Institute of Health (BIH), der Charité - Universitätsmedizin Berlin und des Leibniz Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) diesem Problem gewidmet.
Am 7. März 2019 fand in Berlin ein sogenannter „Wikipedia-Edit-a-thon“ statt, um die Sichtbarkeit von Wissenschaftlerinnen und anderen unterrepräsentierten Gruppen in den Naturwissenschaften zu erhöhen. Hochkarätige Unterstützung erfuhr die Veranstaltung durch die Keynote-Sprecherin Dr. Jess Wade. Die Physikerin ist Postdoc und wurde vom Magazin „Nature“ 2018 zu den „Ten People who Mattered“ gezählt – vor allem für ihre Arbeit in der Wissenschaftskommunikation und ihre Bemühungen, den Bekanntheitsgrad von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus unterrepräsentierten Gruppen zu erhöhen. Innerhalb eines Jahres schrieb Wade rund 270 Wikipedia-Artikel über Forscherinnen: „Je mehr man über diese großartigen Frauen liest, desto motivierter und inspirierter wird man durch ihre Geschichten.“ Ihr Ziel: Die Anzahl der Mädchen und Frauen zu erhöhen, die sich für eine Karriere in MINT-Fächern entscheiden.
Im Rahmen der kostenlosen Veranstaltung konnten Teilnehmerinnen und Teilnehmer Einträge zu Wissenschaftlerinnen und/oder Angehörigen ethnischer Minderheiten in den Wissenschaften hinzufügen, ergänzen oder überarbeiten, um deren Arbeit stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und die Bandbreite der auf Wikipedia vertretenen Menschen zu erweitern. Beispielsweise ist jetzt auch Ana Pombo auf Wikipedia vertreten. Auf praktischer, niederschwelliger Ebene bot die Veranstaltung eine Möglichkeit, positiv auf Diversität in den Wissenschaften einzuwirken.
Der ORION Open Science Podcast hat vor Ort mit dem Organisationsteam und Teilnehmenden Interviews zum Thema Open Science und Diversität geführt: Mit welchen Herausforderungen sehen sie sich konfrontiert, wenn sie die Arbeit und Karrierewege von Frauen und Angehörigen von Minderheiten in den Wissenschaften sichtbar machen wollen? Die Podcast-Folge erschien am 8. März 2019, dem Internationalen Frauentag.
Der Podcast entsteht am MDC, produziert und präsentiert von Luiza Bengtsson, Emma Harris und Zoe Ingram.