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Was lesen Sie gerade, Frau Krüger?

Patricia Krüger arbeitet in der Bibliothek am Max Delbrück Center. Dort ist sie zuständig für den Erwerb neuer Bücher und Publikationen und betreut das Thema Open Access mit. Auch in ihrer Freizeit verbringt sie viel Zeit mit Lesen und Literatur.

Patricia Krüger.

Wenn man Teil der Bookstagram-Community auf Instagram ist, dann fällt es schwer, keine neuen Bücher zu kaufen oder mehrere Bücher parallel zu lesen. Und obwohl ich mir für dieses Jahr fest vorgenommen hatte, mir ein Buch nach dem anderen vorzunehmen, war die Verlockung, eine zweite fiktive Welt zu bereisen, viel zu groß.

Deswegen lese ich neben “Im Zeichen des Sturms”, dem zweiten Band der Star Wars High Republic Trilogie von Claudia Grey, noch einen zweiten Science-Fiction-Roman - eher unbekannt, in einem recht kleinen Verlag erschienen: “Der Kanon mechanischer Seelen” von Michael Arrak.

Zugegeben, es war erst ein reiner Coverkauf, aber die ersten Kapitel haben mich doch sehr schnell fesseln können. Eine Welt, in der die wenigen noch verbliebenen Menschen für Jahrhunderte jung bleiben und einige von ihnen Materie mit einer einzigen Berührung Leben einhauchen können. Eine junge Frau mit dieser Gabe durchstreift das Land, um Relikte aus den alten Zeiten zum Leben zu erwecken und sich ihre Geschichten anzuhören. Ihre Heimat ist jedoch von einer hohen Mauer umgeben, die Menschen und Maschinen schützen soll. Stellt sich nur die Frage, wovor?

Als Bibliothekarin liebe ich alte Bücher und Geschichten, aber ich befasse mich ebenso mit hochaktuellen Themen. Und gerade deshalb fasziniert mich die Welt im “Kanon”. Mensch und Maschine, Seite an Seite, aber die Neugier über die Vergangenheit ist trotzdem allgegenwärtig. Nur, wie konserviert man dieses Wissen? Wie hält man die Vergangenheit am Leben? Das sind auch Themen, mit denen wir uns in unserer Gesellschaft befassen, denn die Vergangenheit und die damit verbundenen Ereignisse dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Damit wir aus Fehlern lernen und verhindern können, diese erneut zu begehen.

Mein Herz schlägt für unabhängige Verlage und Selfpublisher, weil man so viele unentdeckte Schätze entdecken kann, die sich abseits des Mainstreams bewegen.

Die mit Abstand beste Anlaufstelle für solche literarischen Genüsse in Berlin ist übrigens die Otherland Buchhandlung in Kreuzberg, die sich auf Science Fiction und Fantasy spezialisiert hat. Da habe ich auch zufällig das Buch von Michael Arrak entdeckt.