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Das MDC trauert um Prof. Michael Strauss

Mit Erschütterung haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch die Nachricht vom tragischen Tod von Prof. Michael Strauss aufgenommen. Der international renommierte Zellbiologe erlag am 29. April 1999 im Alter von 49 Jahren einer schweren Krankheit.

"Mit Prof. Strauss verlieren wir nicht nur einen brillanten Wissenschaftler, der großes Engagement und Weitblick miteinander verband, sondern auch einen liebenswerten, allseits geschätzten Kollegen”, erklärten Prof. Detlev Ganten und Dr. Erwin Jost, Stiftungsvorstand des MDC. "Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen beiden Kindern, seinen Eltern und seinen Freunden. Michael Strauss hatte bis zum Schluß in bewundernswerter Weise gegen seine schwere Erkrankung gekämpft. Die von ihm
vorangetriebenen Arbeiten im Bereich der Gentherapie werden wir in seinem Sinn fortführen”.

Prof. Strauss wurde am 12. Januar 1950 in Berlin geboren. Er studierte Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1977 promovierte er, 1987 folgte die Habilitation. Von 1981 bis 1989 leitete er in Berlin-Buch eine Forschungsgruppe und hielt sich mehrfach zu Forschungsaufenthalten in London/Großbritannien und den USA auf. So arbeitete er im Imperial Cancer Research Fund und der Royal Postgraduate Medical School (beide London) sowie im Cold Spring Harbor Laboratory, New York (USA).

1992 übernahm Michael Strauss für fünf Jahre eine Arbeitsgruppe der Max-Planck-Gesellschaft an der Humboldt-Universität Berlin, die am MDC angesiedelt war. 1993 kam die Leitung einer internationalen Forschungsgruppe bei der dänischen Krebsgesellschaft in Kopenhagen hinzu. 1994 erhielt er einen Ruf auf die Professur für Molekulare Zellbiologie an der Humboldt-Universität.

Schwerpunkt der Forschungsarbeiten von Prof. Strauss waren u. a. die Regulation der Zellteilung, die Funktion sogenannter Tumorsuppressorgene, die Entwicklung der Gentherapie gegen Krebs und genetisch bedingte Erkrankungen sowie die Entwicklung viraler Vektoren für gentherapeutische Strategien.

Prof. Strauss und seinen Mitarbeitern in Berlin, Kopenhagen und London war es gelungen, einen Mechanismus zu entschlüsseln, der die Vermehrung von Zellen steuert und der bei nahezu allen Krebszellen außer Kontrolle geraten ist. Auf diesen Erkenntnissen seiner Forschungen aufbauend, entwickelte Prof. Strauss mit seinen Mitarbeitern neue Wege zur Bekämpfung bösartiger Erkrankungen mit Hilfe der Gentechnologie. Schon früh setzte er sich zudem für die Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die Anwendung ein: Er hielt rund 25 Patente und gründete 1996 eine Gentherapie-Firma (HepaVec).

Prof. Strauss erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1971 den Fichte-Preis der Humboldt-Universität und 1984 den Virchow-Preis (Ministerium für Gesundheit der DDR). 1984 wurde er zum Honorary Lecturer der Royal Postgraduate Medical School in London ernannt. 1997 kam er in die Endausscheidung für den neugeschaffenen Zukunftspreis des Bundespräsidenten.

Des weiteren erhielt Prof. Strauss Fellowships der European Molecular Biology Organization (EMBO), der Union Internationale Contre le Cancer (UICC) und des Imperial Cancer Research Fund (ICRF). Prof. Strauss war Gutachter für zahlreiche internationale Fachzeitschriften (Nature Medicine, Proceedings of the National Academy of Sciences, EMBO Journal, Oncogene, Gene Therapy, Nucleic Acids Research) und für verschiedene nationale und internationale Organisationen für Forschungsförderung.

Prof. Strauss war Mitglied mehrerer in- und ausländischer Fachgesellschaften, darunter der American Society for Gene Therapy, der European Working Group on Gene Transfer (EWGT) und der Academy of Sciences/USA. Außerdem war Prof. Strauss Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer für Somatische Gentherapie und Vorsitzender des Arbeitsausschusses “Medizinische Biotechnologie” der Deutschen Gesellschaft für Chemisches Apparatewesen, Chemische Technik und Biotechnologie e.V. (DECHEMA).

Prof. Strauss veröffentlichte mehr als 80 wissenschaftliche Arbeiten und verfaßte rund 30 Übersichtsartikel und Buchbeiträge. Zudem hatte er seit 1993 die internationalen Gentherapie-Symposien in Berlin-Buch initiiert und organisiert, zuletzt 1998. 

Barbara Bachtler
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