My Berlin Spot: 15 X 10 Meter
"Wer nicht teamfähig ist, wird es bei uns garantiert. Ich bin Teamerin in meinem Verein Straßenfußball für Toleranz in Templin. Darum müsste es eigentlich „My Berlin-Brandenburg-Spot“ heißen. Straßenfußball funktioniert etwas anders als normaler Fußball. Die Tore sind viel kleiner, es wird vier gegen vier gespielt und eine Begegnung dauert nur etwa zehn Minuten. Feste Spielregeln gibt es nicht, sondern vor dem Spiel werden gemeinsam mit den beiden Teams Fair Play-Regeln vereinbart. Und so gibt es auch keine Schiedsrichter, dafür uns Teamer. Wir sind eine Art neutrale Spielbeobachter und Schlichter.
Unser Verein ist Teil eines europaweiten Netzwerkes. Einmal im Monat fahren wir zu Turnieren, manchmal ein ganzes Wochenende oder länger. 2011 waren wir in Zagreb und vor einem Jahr haben wir auf dem Alex gespielt. Wir haben unser Spielfeld auch schon auf einem Schiff abgesteckt auf der Oder. Da sind wir ziemlich flexibel. Wir haben verschiedene Kunststoffbanden, mit denen wir unser Spielfeld überall abstecken können. Die Module ergeben genau 15 mal 10 Meter. Mit „Hotte“ und „Kalle“, unseren beiden Transportern, können wir sie überall hin kutschieren – sie sind nämlich ziemlich schwer.
Beim Straßenfußball für Toleranz geht es neben dem sportlichen Aspekt vor allem darum, das Sozialverhalten und die Konfliktfähigkeit von Jugendlichen zu fördern. Die Mannschaften sollen lernen, Konfliktsituationen gleich auf dem Feld auszudiskutieren. Die Teamer sind dazu da, in der sogenannten Dialogzone zu vermitteln und die Diskussionen zu moderieren. Dazu stehen wir an der Mittellinie außerhalb des Courts. Da hilft nur lautes Brüllen, um sich bemerkbar zu machen. In Ausnahmesituationen, wenn die Spieler einen Konflikt nicht selbst lösen können, greifen wir in das Spiel ein. Ich sorge dafür, dass während des Spiels die Fair Play-Regeln eingehalten werden, denn manchmal geht es ganz schön zur Sache auf dem Spielfeld.
Ich erinnere mich an mein erstes Mal als Teamerin vor sechs Jahren. Ich war gerade 16 Jahre alt, ziemlich schüchtern und wurde voll ins kalte Wasser geschmissen. Die gegnerische Mannschaft war am verlieren und ist ausgerastet. Ein Spieler kam auf mich zu, zwei Köpfe größer. Da hatte ich ganz schön Muffensausen. In so einer Situation ist Deeskalieren angesagt. Dazu gehört es, kommunizieren zu können, selbstbewusst aufzutreten und natürlich auch Fingerspitzengefühl. Darum übernehmen Frauen oft die Rolle des Teamers. Letztendlich musste ich ihn aber leider samt seiner Mannschaft disqualifizieren. Die Spieler sollen lernen, vernünftig miteinander umzugehen.
Beim Straßenfußball treffen unterschiedliche soziale Schichten und verschiedene Kulturen aufeinander. Dadurch habe ich als Teamerin gelernt, tolerant zu sein und kommunikative Kompetenzen zu entwickeln. Ich helfe außerdem viel bei der Planung, Durchführung und Nachbereitung der Turniere. Die Fähigkeit zu Organisieren schult auch für den zukünftigen Job. Momentan mache ich am MDC eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation. Mit Fußball hatte ich vorher überhaupt nichts am Hut. Heute spiele ich selber sehr gerne und schaue mir Fußball auch gerne an. Erfreulicherweise gibt es immer mehr Mädchen auf dem Spielfeld. Das wird honoriert: Mädchentore zählen nämlich doppelt."
Foto: Maimona Id