Wissenschaftliche Illustration

Rückenwind für die Mikrobiomforschung

Viele Forschende in der Region Berlin-Brandenburg beschäftigen sich mit dem Mikrobiom, der Lebensgemeinschaft von Mikroorganismen auf und in unserem Körper. Um sie besser zu vernetzen, will Sofia Forslund vom Experimental and Clinical Research Center nun ein virtuelles Mikrobiom-Institut gründen.

Der Mensch ist – genau wie Tiere und Pflanzen – von unzähligen Bakterien, Viren und Pilzen besiedelt. Dieses Mikrobiom ist entscheidend für den Gesundheitszustand des Wirtsorganismus. Und umgekehrt. Professorin Sofia Forslund ist Leiterin der Arbeitsgruppe „Wirt-Mikrobiom Faktoren in Herz-Kreislauferkrankungen“ am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung des Max Delbrück Center und der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie zählt zu den meistzitierten Forschenden in der Mikrobiomforschung. Jetzt hat sie die Gründung eines virtuellen Mikrobiom-Instituts für die Region Berlin-Brandenburg initiiert.

Warum ist Forschung zum Mikrobiom entscheidend für die Medizin der Zukunft?

Sofia Forslund: Mikrobiome sind überall – um uns herum, aber auch in unserem Inneren. Ihre Zusammensetzung beeinflusst die Bedingungen, die in unserem Körper herrschen, also etwa den Hormon- und Immunstatus oder den Stoffwechsel und damit unseren Gesundheitszustand. Gleichzeitig beeinflussen externe Umweltfaktoren wie Ernährung, Bewegung oder Medikamente die Mikroorganismen. In meiner Arbeitsgruppe beschäftigen wir uns damit, wie das Mikrobiom das Risiko und den Verlauf von kardiovaskulären Erkrankungen oder die Wirksamkeit von Medikamenten beeinflusst, wie sich der persönliche Lebensstil auswirkt, und so weiter. Letztlich bilden Organismus und Mikrobiom ein sehr komplexes System, das sich gemeinsam in Richtung Gesundheit oder Krankheit entwickelt. Das müssen wir berücksichtigen, wenn wir Krankheiten verstehen und therapieren wollen.

Sie haben die Gründung eines virtuellen Mikrobiom-Instituts initiiert – mit welchem Ziel?

In der Region Berlin-Brandenburg, insbesondere am Max Delbrück Center und an der Charité, aber auch in anderen universitären und nicht-universitären Instituten – interessieren sich eine ganze Reihe von Forschenden für die verschiedenen Aspekte der Mikrobiomforschung. Wir wollen daher ein Netzwerk gründen, um ihnen und ihrer Arbeit in der Region zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Gleichzeitig wollen wir Wissen, Technologien und Infrastruktur vernetzen, um Synergieeffekte zu schaffen und die Forschung voranzutreiben.

Ist so ein Netzwerk in der Mikrobiomforschung besonders wichtig?

Ja, ich denke für die Mikrobiomforschung ist das sehr wertvoll, da sie ein ausgesprochen interdisziplinär arbeitendes Feld ist. Neben der Mikrobiologie kommen hier verschiedene Aspekte der Medizin und der Neurobiologie zusammen, aber auch der Bioinformatik und der Datenwissenschaften. Ein Netzwerk hilft dabei, die verschiedenen Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam zu nutzen. Alle Forschenden, die sich in der Region mit dem Mikrobiom beschäftigen, sind eingeladen, uns zu kontaktieren und sich dem Netzwerk anzuschließen.

Das Interview führte Stefanie Reinberger.

 

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