Was lesen Sie gerade, Frau Negroni?
Ich liebe es zu lesen und schreiben, seitdem ich ein kleines Mädchen war. Auf dem Campus bin ich in den Pausen häufig irgendwo auf dem Campus mit einem Buch in der Hand zu sehen (ich schwöre: das ist nicht nur Show!).
Zugegeben, mein erstes Jahr als Doktorandin hat meine Goodreads-Herausforderung des Jahre etwas ausgebremst. Aber ich habe gelernt: Qualität schlägt Quantität.
Eines meiner Lieblingsbücher dieses Jahres war „Die Tochter“ von Guadalupe Nettel. Der Roman der mexikanischen Schriftstellerin beleuchtet Mutterschaft und Nicht-Mutterschaft durch die eng verknüpften Geschichten zweier Freundinnen, Alina und Laura. Während Laura sich bewusst gegen Kinder entscheidet und sich sterilisieren lässt, bereitet sich Alina darauf vor, ihr erstes Kind zu bekommen. Beide müssen bald feststellen: Mutter zu sein – oder eben es nicht zu sein – ist selten so, wie man es sich vorstellt. Und das geht weit über familiäre Rollenbilder hinaus.
Mit etwas als 200 Seiten ist Die Tochter zwar relativ kurz, aber unglaublich bewegend. Besonders beeindruckt hat mich, dass Nettel auf jegliche Wertung verzichtet. Obwohl der Roman gegensätzliche Sichtweisen zeigt und zulässt, wirkt er niemals oberflächlich. Er ist authentisch und ehrlich – vielleicht gerade deshalb, weil er von persönlichen Erfahrungen der Autorin und einer Freundin inspiriert wurde.
Falls ihr das Buch schon gelesen habt, oder es jetzt auf die Liste wandert, empfehle ich sehr die Rezension und das Interview von BookService95 mit Guadalupe Nettel. Ich fand beides äußerst inspirierend. Guadalupe Nettel: Die Tochter. Penguin, 2025.