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Besserer Schutz für die Mitochondrien

Vor zehn Jahren hatten Forschende am Max Delbrück Center die Idee, synthetische Fettsäuren herzustellen. Daraus ist ein Spin-off entstanden, das ein neues Medikament gegen Entzündungen und mitochondriale Fehlfunktion entwickelt. Nun wird der Wirkstoff klinisch getestet. Das BMBF gibt 2,5 Millionen Euro dazu.

Fehler im Erbgut der Mitochondrien – auch „Kraftwerke der Zellen“ genannt – beeinträchtigen die Energieproduktion der Zelle und den Zellstoffwechsel. Die Folge sind Primäre mitochondriale Erkrankungen (PMD) mit ganz unterschiedlichen Symptomen. Sie können sich auf das Gehirn oder andere Organe auswirken, auch auf die Sinnesepithelien oder auf Augen-, Herz- und Skelettmuskulatur. Betroffene leiden an epileptischen Anfällen, schlaganfallähnlichen Ereignissen, Schwerhörigkeit, Retinopathie oder sind wenig belastbar.

Die Firma OMEICOS Therapeutics, eine Ausgründung aus dem Max Delbrück Center, will in einer klinischen Phase IIa-Studie seinen Medikamentenkandidaten OMT-28 bei Patient*innen mit PMD erproben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Studie im Rahmen des Programms „KMU-innovativ: Biomedizin“ mit 2,5 Millionen Euro.

Synthetisch hält länger

Mitochondrien werden als „Kraftwerke der Zellen“ bezeichnet.

OMT-28 ist ein synthetisch hergestelltes Molekül eines Stoffwechselproduktes von Omega-3-Fettsäuren, die beispielsweise in Seefischöl vorkommen. Arbeitsgruppen am Max Delbrück Center und am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max Delbrück Centers, haben unter der Leitung von Dr. Wolf-Hagen Schunck und Professor Dominik Müller untersucht, ob diese Fettsäuren eine schützende Wirkung auf das Herz haben. Dabei machten sie eine überraschende Entdeckung: Es sind nicht die Fettsäuren selbst, die das Herz schützen, sondern Stoffwechselprodukte (Metabolite) namens Epoxyeicosanoide, die der Körper aus diesen Fettsäuren gewinnt. Allerdings funktioniert das bei manchen Menschen besser als bei anderen, und der Körper baut diese Stoffe sehr schnell ab – ihre positive Wirkung hält also nicht lange an. Das Forschungsteam verfolgte die Idee, verbesserte Versionen dieser Metabolite künstlich herzustellen, die genauso gut oder besser wirken und länger im Körper verbleiben.

OMEICOS hat bereits in zwei klinischen Studien gezeigt, dass OMT-28 für Patient*innen gut verträglich und sicher ist. Weitere präklinische In-vitro- und In-vivo-Tests belegten außerdem den positiven Einfluss auf die Funktion der Mitochondrien und seine entzündungshemmende Wirkung. Deshalb will das Unternehmen das neue Medikament nun bei Patient*innen mit PMD anwenden. „Wir sind mit unserer ersten klinischen Studie für PMD auf dem richtigen Weg“, sagt Dr. Robert Fischer, CEO/CSO von OMEICOS. „So können wir bald aussagekräftige Sicherheitsdaten generieren und die Auswirkungen des Medikaments auf eine Reihe von klinisch relevanten Parametern bei dieser Patient*innengruppe zeigen.“

Text: Jana Ehrhardt-Joswig

 

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