Della Nelva

Wie sich Stress auf das Gehirn auswirkt

Welche genetischen und neuronalen Veränderungen verursacht Stress während der Entwicklung? Und wie können diese Veränderungen psychische Störungen auslösen? Diesen Fragen geht die Fulbright-Stipendiatin Nella Christie Delva im Forschungsteam von Annette Hammes-Lewin nach.

Trennt man ein Mäusebaby in einem kritischen Stadium seiner frühen Entwicklung von seiner Mutter, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es als ausgewachsenes Tier Anzeichen von Angst und Depression zeigt. Darüber hinaus haben Untersuchungen gezeigt, dass sich solche belastenden Ereignisse am Anfang des Lebens auch auf die Gehirne nachfolgender Generationen auswirken können – zumindest bei Mäusen.

Solche Studien faszinieren Nella Christie Delva seit jeher. Für ihre Doktorarbeit an der Florida State University hat sie sich die Frage ausgesucht, wie genetische und neuronale Veränderungen bei Mäusen dazu führen können, dass sie eher depressiv verhalten, wenn sie in ihrer Umgebung Stress ausgesetzt sind. Sie will mit ihrer Forschung zu einem besseren Verständnis beitragen, warum manche Menschen widerstandsfähig sind, obwohl sie durchaus Stress ausgesetzt sind, während andere emotionale Störungen entwickeln.

Ihr Schwerpunkt ist die Rolle von Dopaminrezeptoren in einem Subtyp von Neuronen. Sie hat herausgefunden, dass Mäuse, denen Dopaminrezeptoren (D1) fehlen, weniger anfällig für depressive Verhaltensweisen sind. Ihre Daten deuten auf einen neuen Mechanismus hin, der möglicherweise zur Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und posttraumatischer Belastungsstörung bei Menschen eingesetzt werden könnte.

Auswirkungen von Stress auf den Menschen

Delva, die derzeit mit einem Fulbright-Stipendium am Max Delbrück Center ist, steht kurz vor dem Abschluss ihrer Dissertation und wird im Labor von Professorin Annette Hammes-Lewin, Leiterin der Arbeitsgruppe „Molekulare Signalwege in der kortikalen Entwicklung“, forschen. Hammes-Lewin entwickelt aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen gewonnene neuronale Vorläuferzellen und Neuronen. Diese spezialisierten Zellen können menschliches Gewebe nachahmen. Delva sieht in der Methode die Möglichkeit, die Auswirkungen von Stress auf Nervenbahnen in einem Modell zu erforschen, das der menschlichen Biologie näherkommt.

Die Expertise des hiesigen Labors, die für Stressreaktionen spezifischen menschlichen Zellpopulationen nachzubilden, ist einzigartig. Es bietet eine Basis, um die molekularen Auswirkungen von Stress auf eine Art und Weise zu testen und zu verstehen, die mit herkömmlichen Tiermodellen nicht vollständig erfasst werden kann“, erklärt Delva. Sie freut sich darauf, ihre Experimente in einem neuen Umfeld zu beginnen. „In einer Umgebung zu sein, in der alle frei ihre Ideen austauschen, hat mir geholfen, kritisch und kreativ zu denken. Ich bin gespannt, wie sich meine Arbeit hier weiterentwickeln wird.“

Text: Gunjan Sinha