Bild aus dem Labor

Kooperation: Immuntherapien gemeinsam verbessern

Das Berliner Biotech-Unternehmen Glycotope und das Max Delbrück Center wollen untersuchen, wie sie die am Max Delbrück Center entwickelten CAR-Technologien mit den tumorspezifischen Antikörpern von Glycotope kombinieren können. Ihr gemeinsames Ziel: Immuntherapien gegen solide Tumoren verbessern.

CARS sind im Labor konstruierte Rezeptoren. Mit ihrer Hilfe können Immunzellen – meist T-Zellen – Zellen mit einer bestimmten Zielstruktur auf ihrer Oberfläche (Antigen) erkennen und ausschalten. Vor allem bei hämatologischen Krebserkrankungen entwickeln sich diese Zelltherapien rasch zu einer Alternative zu herkömmlichen Therapien. In manchen Fällen, etwa bei schwerer behandelbaren soliden Tumoren, zeigen sich allerdings die Limitationen. Ein großes Problem für Wirkstoffentwickler ist die Toxizität: Damit die jeweilige Therapie verträglich ist, müssen sie Antigene als Ziel auswählen, die ausschließlich auf Tumorzellen vorkommen. In der neu vereinbarten Kooperation werden nun Wissenschaftler*innen die besonders tumorspezifischen Antikörper, die die Glycotope GmbH entwickelt, mit der CAR-Technologie des Max Delbrück Center kombinieren. Sie wollen herausfinden, ob sich die Kombination zur Behandlung solider Tumoren eignet.

CAR-T-Zellen haben die Therapie hämatologischer Krebserkrankungen erheblich verbessert. Ganz im Gegensatz dazu kommen die CAR-T-Zellen gegen solide Tumoren nicht an.
Armin Rehm
Armin Rehm Leiter der AG „Translationale Tumorimmunologie“

„CAR-T-Zellen haben die Therapie hämatologischer Krebserkrankungen erheblich verbessert. Ganz im Gegensatz dazu kommen die CAR-T-Zellen gegen solide Tumoren nicht an. Die Inzidenz und Sterblichkeit ist bei diesen Tumoren allerdings deutlich höher als bei Leukämie oder Lymphomen. Epidemiologisch gesehen sind Brust-, Lungen-, Prostata- und Darmkrebs die häufigsten Todesursachen. Alle diese Krebsarten können bisher nicht erfolgreich mit T-Zell-Therapien behandelt werden“, sagt Dr. Armin Rehm, der Leiter der Arbeitsgruppe „Translationale Tumorimmunologie“ am Max Delbrück Center.

„Antikörper können aber die fehlgeleitete Glykolisierung erkennen, die für Krebs typisch ist. Hier ergibt sich also eine attraktive und tumorspezfische Zielstruktur. Dieses Merkmal, das häufig auf Tumorzellen zu finden ist, ebnet den Weg für CAR-T und NK-Zellen, die auf Glykane ausgerichtet sind. Deshalb bündeln wir unsere Kräfte, um gemeinsam an einer neuen Generation von CAR-T und NK-Zellen zu arbeiten“, sagen Dr. Uta Höpken, die Leiterin der Arbeitsgruppe „Mikroumgebung als Regulator bei Autoimmunität und Krebs“ am Max Delbrück Center, und Armin Rehm.

„Wir freuen uns, dass wir einen weiteren angesehenen Kooperationspartner gewonnen haben und auf die Zusammenarbeit mit den erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Gruppen von Uta und Arnim. Wir werden prüfen, wie unser auf Kohlenhydrate oder kombinierte Protein-/Kohlenhydrat-Glykoepitope ausgerichteter Ansatz dazu beitragen kann, zelluläre Therapien gegen solide Tumore voranzutreiben“, ergänzt Dr. Patrik Kehler, CSO bei Glycotope.

Die Kombination zweier Technologien

Die Antikörper von Glycotope zielen auf bestimmte tumor-assoziierte Kohlenhydrat-Strukturen oder kombinierte Protein-/Kohlenhydrat-Glykoepitope ab (GlycoTargets). Die Ausrichtung auf diese spezifischen Antigene ermöglicht es, die Therapie potenziell bei einem breiten Spektrum von Indikationen einzusetzen. Außerdem besteht die Chance, Patient*innen langfristig zu behandeln und die On-Target/Off-Tumor-Toxizität zu reduzieren. All diese Aspekte sind Schlüsselelemente für hochwirksame Therapien. Aufgrund der Tumorspezifität eignen sich die Antikörper von Glycotope nach Angaben der Firma besonders gut für multifunktionale Plattformen mit eigenständigen Wirkmechanismen, die möglichst vielen Patientinnen und Patienten maßgeschneiderte Therapien bieten könnte.

Das CAR-Programm am Max Delbrück Center schließt mehrere patentrechtlich geschützte Bindestrukturen für Antikörper ein, die auf hämatologische Tumore abzielen. Dazu gehört die präklinische Validierung, eine automatisierte Plattform zur Herstellung in klinischem Maßstab sowie zwei klinische Studien der Phase I/II, die in Kooperation mit klinischen Partnern gestartet sind. Ein umfassender molekularer Werkzeugkasten mit modularen CAR-Komponenten ermöglicht es, schnell neue Bindestrukturen für Antikörper zu integrieren. Langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Retroviren zum Transfer von CARs in Immunzellen und etablierte Methoden zur Herstellung von T-Zellen und NK-Effektorzellen für präklinische Tests werden für die innovativen Antikörper in einer CAR-Plattform der nächsten Generation, die auf tumorassoziierte Glykanstrukturen abzielen, den Weg in die Klinik erleichtern.

 

Weiterführende Informationen

 

Kontakte

Dr. Patrik Kehler
CSO, Glycotope GmbH
+49 (0) 30 9489 2600
contact@glycotope.com

Chris Gardner, Chris Welsh
Consillium Strategic Communications
+44 20 3709 5700
glycotope@consillium-comms.com

Dr. Armin Rehm
Leiter der Arbeitsgruppe „Translationale Tumorimmunologie“
Max Delbrück Center
+49 (0) 30 9460 3817
arehm@mdc-berlin.de

Dr. Uta Höpken
Leiterin der Arbeitsgruppe „Mikroumgebung als Regulator bei Autoimmunität und Krebs“ Max Delbrück Center
+49 (0) 30 9460 3330
uhoepken@mdc-berlin.de

Jana Schlütter
Redakteurin, Kommunikation
Max Delbrück Center
+49 (0) 30 9406 2121
jana.schluetter@mdc-berlin.de oder presse@mdc-berlin.de

Glycotope

 

Glycotope ist ein Biotechnologieunternehmen, das eine patentgeschützte Plattformtechnologie zur Entwicklung monoklonaler Antikörper einsetzt, die Tumoren eindeutig erkennen. Unsere Antikörper richten sich gegen spezifische tumorassoziierte Kohlenhydratstrukturen oder kombinierte Protein/Kohlenhydrat-Glykoepitope (GlycoTargets). Glycotope hat bis heute mehr als 200 GlycoTargets entdeckt, gegen mehrere dieser Zielstrukturen werden derzeit Antikörper entwickelt. Aufgrund ihrer herausragenden Tumorspezifität eignen sich unsere Antikörper für die Entwicklung einer Reihe unterschiedlicher Wirkmechanismen, darunter nackte Antikörper, bispezifische Antikörper, Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, zelluläre Therapien oder Fusionsproteine.

www.glycotope.com

 

Max Delbrück Center

 

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (Max Delbrück Center) gehört zu den international führenden biomedizinischen Forschungszentren. Nobelpreisträger Max Delbrück, geboren in Berlin, war ein Begründer der Molekularbiologie. An den Standorten in Berlin-Buch und Mitte analysieren Forscher*innen aus rund 70 Ländern das System Mensch – die Grundlagen des Lebens von seinen kleinsten Bausteinen bis zu organ-übergreifenden Mechanismen. Wenn man versteht, was das dynamische Gleichgewicht in der Zelle, einem Organ oder im ganzen Körper steuert oder stört, kann man Krankheiten vorbeugen, sie früh diagnostizieren und mit passgenauen Therapien stoppen. Die Erkenntnisse der Grundlagenforschung sollen rasch Patient*innen zugutekommen. Das Max Delbrück Center fördert daher Ausgründungen und kooperiert in Netzwerken. Besonders eng sind die Partnerschaften mit der Charité – Universitätsmedizin Berlin im gemeinsamen Experimental and Clinical Research Center (ECRC) und dem Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité sowie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). Am Max Delbrück Center arbeiten 1800 Menschen. Finanziert wird das 1992 gegründete Max Delbrück Center zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent vom Land Berlin.

www.mdc-berlin.de